ADB:Weid, Karl Emanuel von der

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Artikel „Weid, Karl Emanuel von der“ von Albert Büchi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 444–445, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weid,_Karl_Emanuel_von_der&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:05 Uhr UTC)
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Weid: Karl Emanuel von der W., General, entstammte einer Patricierfamilie der Stadt Freiburg in der Schweiz und ward geboren am 22. Februar 1786, besuchte das in jener Zeit von Weltgeistlichen geleitete Collegium St. Michael in seiner Vaterstadt und verrieth schon als 16jähriger Knabe Muth und Unerschrockenheit, indem er sich an einem Kampfe gegen die helvetischen Truppen in der Nähe Freiburgs betheiligte. Seine militärische Laufbahn begann er 1803 als Freiwilliger in der Ehrengarde der Tagsatzung, welche damals in Freiburg ihren Sitz aufschlug. Bei der Reorganisation der Freiburger Milizen wurde v. d. W. zum Unterlieutenant und kurz darauf zum 1. Lieutenant des 2. Freiburger Bataillons ernannt (1804). Gegen den Willen seiner dem französischen „Usurpator“ abgeneigten Familie trat er Ende 1806 als Lieutenant und Majorsadjutant in das 3. Schweizerregiment (v. May) in französischen Dienst. Von Lille wurde dasselbe nach Spanien beordert und rückte dort am 19. December 1807 mit der Division des Generals Vedel ein; Mai 1808 wurde v. d. W. zum Hauptmann befördert, nachdem er sich bei der Unterdrückung des Aufstandes von Madrid ausgezeichnet.

Infolge der Capitulation vom 23. Juli 1808 gerieth er mit der Armee Dupont’s in spanische Kriegsgefangenschaft und damit beginnt eine Zeit furchtbarer Entbehrungen und Gefahren für v. d. W. und seine Landsleute. Von Cadix wurden sie nach den Balearen gebracht und nur wie durch ein Wunder entging er in Palma auf dem Rückwege nach dem Schiffe vor der Wuth der einheimischen Bevölkerung dem drohenden Tode. v. d. W. benutzte immerhin die unfreiwillige Muße, um im Verkehr mit gebildeten Officieren sich in Mathematik, Geschichte und Litteratur größere Kenntnisse anzueignen und die spanische Sprache zu erlernen. Nach zweijährigem Aufenthalt wurden die Gefangenen von Spanien nach England gebracht. v. d. W. war getrennt von seinen Waffengefährten in einem kleinen Städtchen Crediton (Devonshire) internirt, dann nach einem halben Jahre nach Schottland versetzt. Hier konnte er sich von seinen Leiden erholen und außerdem [445] sich gründlich die englische Sprache aneignen. Vom Heimweh gepackt gelang es ihm, auf einem nach Schweden bestimmten Kohlenschiff zu entfliehen (Sept. 1812). Er landete in Gothenburg, kehrte über Dänemark, Hamburg, Westfalen nach Lille zu seinem Regimente zurück, nahm seinen Abschied und langte Anfang 1813 in Freiburg an. Hier widmete er sich der Ausbildung der Milizen und verheirathete sich am 27. November 1815 mit Margaretha v. Reyff aus Freiburg. Im Frühjahr gleichen Jahres zum Major und kurz darauf zum Oberstlieutenant vorgerückt, commandirte er ein Freiburger Bataillon bei der Grenzbesetzung nach Napoleon’s Rückkehr aus Elba. In der darauf folgenden Friedenszeit wurde er (1817) zum Generalinspector der Freiburger Milizen ernannt und mit Ausarbeitung einer neuen Militärorganisation beauftragt. Auch als eidgenössischer Oberst war er seit 1820 bei der militärischen Neuorganisation hervorragend betheiligt.

Als auf Betreiben Frankreichs in Neapel nach langen Verhandlungen die österreichischen Truppen durch vier Schweizer Regimenter ersetzt wurden, da übernahm v. d. W. das Commando des 2., aus Freiburgern und Solothurnern gebildeten Regimentes mit Oberstenrang (20. Februar 1826). Dasselbe wurde vom schönen Neapel bald nach dem einsamen Capua versetzt. Beim Ausbruch der Revolution in Neapel (Februar 1831) dorthin zurückgerufen, erstickte es die Empörung schon durch sein bloßes Erscheinen. v. d. W. erfreute sich der besonderen Gunst König Ferdinand II., der ihn in militärischen Dingen gerne berieth und ihn mit Ausarbeitung von Militärreglementen beauftragte. 1832 wurde er zum Brigadier befördert und damit erhielt er auch einheimische Truppen unter seinen Oberbefehl. Nachdem er 1840 mit seiner Brigade in Sicilien beim Ausbruch von Feindseligkeiten mit England sich nochmals als umsichtiger Truppenführer bewährt hatte und dafür vom Könige durch Verleihung des St. Georgsordenskreuzes und 1844 durch Erhebung zum Divisionsgeneral ausgezeichnet worden, ereilte ihn der Tod nach einer rasch verlaufenden Brustfellentzündung am 10. März 1845 in Neapel, wo er in der Gruft der St. Ferdinandsbruderschaft eine Ruhestätte fand.

Vgl. Max de Diesbach, Le général Charles-Emmanuel von der Weid in den Archives de la Société d’Histoire du canton de Fribourg. Bd. V, 469–546, Freiburg 1893, mit vollständigem Itinerar und einigen Documenten.