ADB:Wedell, Georg von (preußischer Generalleutnant)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wedell, Georg von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 405–406, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wedell,_Georg_von_(preu%C3%9Fischer_Generalleutnant)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 41 (1896), S. 405–406 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg von Wedell in der Wikipedia
Georg von Wedell in Wikidata
GND-Nummer 117206938
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|405|406|Wedell, Georg von|Bernhard von Poten|ADB:Wedell, Georg von (preußischer Generalleutnant)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117206938}}    

Wedell: Richard Georg v. W. (Wedel), königl. preußischer Generallieutenant, am 17. Mai 1820 zu Augustwalde im Kreise Naugard in Pommern geboren, kam aus dem Cadettencorps am 5. August 1838 als Secondlieutenant zur Gardeartilleriebrigade, ward, nachdem er von 1843 bis 1846 die Allgemeine Kriegsschule besucht hatte, zum Topographischen Bureau und als Lehrer zum Cadettenhause in Berlin commandirt gewesen und zum Hauptmann befördert war, 1858 in den Generalstab versetzt, in welchem er, im nämlichen Jahre zum Major, 1868 zum Oberstlieutenant aufrückend, in verschiedenen Stellungen verblieb, bis er am 12. August 1863 zum Bataillonscommandeur beim 1. Magdeburgischen Infanterieregiment Nr. 26 ernannt wurde. Am 13. Juni 1865 erhielt er das Commando des 3. Westfälischen Infanterieregiments Nr. 17, wurde bald darauf Oberst, aber schon am 3. April 1866 als Abtheilungschef in das Kriegsministerium versetzt. Die Verwendung in so verschiedenen Stellungen spricht für Wedell’s Brauchbarkeit. Im Kriegsministerium blieb er nicht lange. Gleich nach Ausbruch des Krieges gegen Oesterreich starb plötzlich der Commandeur des 1. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 31, zu seinem Nachfolger ward W. ernannt. Er traf sein Regiment in Böhmen, nahm mit demselben einen hervorragenden Antheil an der Schlacht von Königgrätz, wo es zur Brigade Gordon der Division Fransecky gehörend, im blutigen Ringen um den Swipwald 10 Officiere und 208 Mann verlor, und erhielt den Orden pour le mérite (Gottschalk, Geschichte des 1. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 31, Berlin 1894). Bei der Mobilmachung vom Jahre 1870 ward er unter Beförderung zum Generalmajor an die Spitze der 38. Infanteriebrigade, zur 19. Infanteriedivision Schwarzkoppen des X. Armeecorps unter General v. Voigts-Rhetz gehörend, gestellt. Die erste Schlacht, in welcher die Brigade focht, war die von Vionville-Mars la Tour am 16. August. Etwa um 4 Uhr Nachmittags traf General v. Schwarzkoppen mit seiner Division auf der Wahlstatt ein. Wie alle deutschen Führer brannte er vor Begierde am Kampfe theil zu nehmen, das kurz zuvor zum Zwecke der Unterstützung des hartbedrängten III. Armeecorps erfolgte Eingreifen der Division Kraatz-Koschlau vom X. Armeecorps forderte dazu auf. W. erhielt Befehl zum Angriffe. Er bildete dazu zwei Treffen, den linken Flügel nahm das 16. Regiment (zwei Bataillone) ein, auf dem rechten stand das 57., beide waren westfälische. Bevor sie sich in Marsch setzten, beugten die Söhne der rothen Erde die Knie, um von den Feldpredigern den Segen, die Katholiken auch die Generalabsolution zu empfangen. Als sie bei dem brennenden Dorfe Mars la Tour vorbei in nordöstlicher Richtung vorrückten, schlugen die französischen Granaten in ihre Reihen, fast alle berittenen Officiere wurden zu Boden gestreckt, haufenweise brachen die Mannschaften zusammen, aber unaufhaltsam ging es vorwärts bis an die Ulzonschlucht, welche die mit Mühe erstiegene Höhe begrenzt. Da erhob sich gegenüber die feindliche Infanterie zum Gegenstoße und nun strömte unaufhaltsam rückwärts die Brigade, welche in wenigen Minuten 73 Officiere und 2542 Mann, darunter freilich 422 Vermißte, eingebüßt hatte. Die heldenmüthige Aufopferung der 1. Gardedragoner unter Oberst v. Auerswald rettete die Uebriggebliebenen vor dem Untergange. Aber der Angriff hatte trotzdem seine Früchte getragen, er hatte den Gegner an seine Stelle gebannt und hielt ihn ab, gegen die schwachen deutschen Kräfte fernerhin etwas zu unternehmen (F. Hoenig, Zwei Brigaden, 2. Auflage, Berlin). W. selbst war contusionirt und sein Pferd [406] war erschossen, sodaß er zu Fuß aus dem Kampfe zurückkehrte, während General v. Cranach, der noch beritten war, die Trümmern der Brigade zurückführte. W. konnte aber sein Commando beibehalten und nahm nun zunächst an der Einschließung der Feste Metz theil. Als dann die Armee des Prinzen Friedrich Karl und mit dieser das X. Armeecorps sich gegen die Loire wandte, war der 38. Infanteriebrigade vergönnt, zum zweiten Male eine hochbedeutende Schlachtenthätigkeit auszuüben. Es war bei Beaune-la-Rolande am 28. November, wo ihr die Aufgabe zufiel, den Ort selbst zu besetzen. In zähem Festhalten hat sie ihn den ganzen Tag lang gegen die stets wiederholten, mit großem Ungestüm ausgeführten Angriffe der Franzosen gehalten (F. Hoenig, Der Volkskrieg an der Loire, Berlin 1893/94). Die Verleihung der beiden Classen des Eisernen Kreuzes und des Eichenlaubes zum Orden pour le mérite erkannte den Werth von Wedell’s Leistungen und seine Verdienste an. Nachdem dieser noch den Decemberkämpfen bei Orléans beigewohnt hatte, erkrankte er im Januar 1871, so daß er an dem Vorgehen gegen le Mans nicht theil nehmen konnte, alsdann gehörte er mit seiner Brigade zu den in Frankreich zurückbleibenden Besatzungstruppen. Im November 1873 erhielt er das Commando der 4. Division in Bromberg, wurde im nächsten Monate Generallieutenant, am 4. April 1874 aber zu den Officieren von der Armee versetzt und am 2. Januar 1875 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disposition gestellt. Später nahm er seinen Wohnsitz zu Leer in Ostfriesland und starb daselbst am 27. März 1894.

v. Löbell’s Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen, XXI. Jahrgang. Berlin 1894.