ADB:Wander, Friedrich Wilhelm

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wander, Friedrich Wilhelm“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 139–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wander,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wandalbert
Band 41 (1896), S. 139–143 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Friedrich Wilhelm Wander in der Wikipedia
Karl Friedrich Wilhelm Wander in Wikidata
GND-Nummer 118629042
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|139|143|Wander, Friedrich Wilhelm|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Wander, Friedrich Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118629042}}    

Wander: Karl Friedrich Wilhelm W., Pädagog, Volksmann und Sprichwörtersammler, wurde am 27. December 1803 zu Fischbach bei Hirschberg in Schlesien als Sohn eines Schneiders geboren, das älteste von den drei Kindern einer wenig vermöglichen, aber für die kleinen dörflichen Verhältnisse geistig strebsamen und aufgeklärten Familie. Der Trieb zu eigenem Denken und der ausgeprägte Unabhängigkeitssinn, die seiner späteren Entwicklung Weg und Ziel wiesen, wurden schon daheim, mittelbar zwar, kräftig genährt; der Großvater väterlicherseits, ein bäuerlicher Rationalist, der grundsätzlich die Kirche mied, hat nachdrücklicher auf das zunächst mehr verstandesmäßige Wesen Wander’s eingewirkt als die weiche gottesfürchtige Mutter und die Großmutter, beim fleißigen Nähen eine gute Erzählerin von Märchen und Erfahrungen. Der Knabe durfte, wenn er auch seit dem fünften Jahre wie alle dortigen Kinder tüchtig gesponnen hat, noch beim Besuche der Dorfortsschule (seit Frühling 1810), die schon Pestalozzi’sche Ideen benutzte, ein ziemlich ungebundenes Leben führen, und hat sich, namentlich bei Gelegenheit des Marsches zu Begräbnissen in der Umgegend, wozu er, anfänglich recht unanstellig zur Musik, als Kirchenchorist gehen mußte, muthwillig im Freien ausgetummelt. So erzog ihm die Jugend, der übrigens ein durchaus religiöser Stempel aufgedrückt war, jenes entschiedene Freiheitsgefühl an, das dereinst sein inneres Glück erzeugen, aber auch alle äußere Pein heraufbeschwören sollte. Dabei las er jeden bedruckten Fetzen, mit Vorliebe Ludewig’s „Berliner Bürgerfreund“ [WS 1] und J. G. Schnabel’s (s. d.) „Insel Felsenburg“, deren Realistik er für bare Münze und Anlaß zu einem Plane das Eiland aufzusuchen nahm. Nach der Confirmation, 15. Mai 1817, entschied er sich für den Lehrerberuf, ward aber, da der Vater trotz seiner Zustimmung die Mittel nicht erschwingen konnte, Tischlerlehrling in Warmbrunn. Er fühlte sich unglücklich genug dabei, bis er bei einem Krankenaufenthalte im Elternhause doch noch mit seinem Herzenswunsche durchdrang. Mit 15 Jahren wurde er Präparand bei den Lehrkräften der Heimath, die ihn besonders auch in den technisch-musikalischen Dingen förderten, und 1820 füllte er schon als Vertreter die Vacanzen in kleinen Nachbargemeinden aus, zu deren großer Zufriedenheit. Im April 1821 fiel er, wol infolge des den Bedarf weit übersteigenden Andrangs, in der Aufnahmeprüfung fürs Bunzlauer Seminar, zu der er aufgefordert war, durch, bestand sie aber ein Jahr darauf. Bis Ostern 1824 ist er dort verblieben, ohne in der Unterweisung sonderlich angeregt zu werden; mehr geschah das im Meinungsaustausch mit den Genossen, wobei W. freilich meist der Feuerkopf war. Der officielle Pietismus daselbst hat ihn der Kirche endgiltig entfremdet, und als er nach vollendetem Curs vom Director in die Hülfslehrerstelle des nahen Gießmannsdorf gebracht wurde, begannen die seiner Laufbahn so verhängnißvoll werdenden Zusammenstöße mit dem jeweilig vorgesetzten Pastor. Zu Neujahr 1827 folgte W. einem Rufe an die neuorganisirte evangelische Stadtschule zu Hirschberg. Mit viel Vertrauen und den edelsten Absichten übersiedelte er, nicht ahnend, daß hier das Schicksal mit ihm ein weit ausgesponnenes Drama aufführen werde.

Gar bald gerieth W. wegen seiner mißlichen Amtswohnung, dann wegen [140] Nichtvergütung wiederholter Ueberstunden, ernstlicher wegen seiner selbständigen Orthographie mit den Behörden zusammen. Als er nun dazu 1832, um frischen Zug unter seine Collegen zu verpflanzen, einen pädagogischen Leseverein gründete, der in 18jähriger Wirksamkeit seinem Zwecke voll entsprach, und 1834 die Redaction des „Volksfreunds aus den Sudeten“ übernahm, um „manchmal einen guten Gedanken unter das Volk zu bringen“, da meldeten sich schon die Vorboten des künftigen Unwetters. Der neue Schulrevisor Pastor Henckel, mit dessen Vorgänger Nagel W. gut ausgekommen war, und der nunmehrige Regierungscommissär, Consistorialrath Havenstein, W. von dessen ehemaliger Inspectorthätigkeit in übler Erinnerung, zogen schärfere Saiten auf. Dem Vorgehen dieser beiden Männer ist der Losbruch der über ihm hangenden Wolken zuzuschreiben, damit der Umschlag seines Geschicks. Die Anlässe jener kleinen Reibungen wurden verdreht und aufgebauscht, und es gelang W. kaum, sich vor der Hand noch aus der Schlinge zu ziehen. Allerdings mußte er den geliebten deutschen Unterricht opfern und auf die direct beim Ministerium beantragte Versetzung verzichten. So schuf er sich den ersehnten weiteren Wirkungskreis in eindringlichen Studien, theils pädagogischer Fragen, theils der ihn immer mehr fesselnden Sprichwörterkunde, sowie in litterarischer Darbietung seiner Ergebnisse. Obgleich er nun mit dem 1840 eintretenden Inspicienten Pastor Jäkel, dessen Art, die Kinder nicht vollzupfropfen, sondern „anzurühren“, ihm sehr behagte, sich recht wohl stand, so entstanden doch aus der Thatsache, daß die von ihm von da an in Hirschberg veranstalteten „Schlesischen Lehrerfeste“ seitens der Regierung verboten wurden, ferner aus seinen Schriften „Die Volksschule als Staatsanstalt“ (1842) und „Der geschmähte Diesterweg“ (1843), die ihm Verhöre zuzogen, endlich seiner regen Theilnahme an dem politischen Fortschrittsstreben eines dasigen Kreises, den ein Berliner Polizeispitzel als „communistische Verschwörung“ überwachen mußte, unablässige Verwicklungen. Nach einer Haussuchung am 14. März 1845 wurde W. vom Lehramte suspendirt und wenn er auch am 13. Januar 1847, nachdem er gerichtlich freigesprochen und von den Mitbürgern begeistert gefeiert worden war, in überaus ehrender Weise wieder eingeführt wurde, so war doch seine praktisch-pädagogische Rolle damit eigentlich ausgespielt. Die alte Freudigkeit an der Leitung der Jugend war, was kein Wunder, ihm unmerklich abhanden gekommen, und die Revolutionsjahre 1848 und 1849 lenkten seine Aufmerksamkeit immer mehr auf Dinge der allgemeinen Wohlfahrt. Aber, wie er die amtlichen Obliegenheiten nicht darob vernachlässigte, so erblickte er in seinem politischen Wirken eine „pädagogische Mission“ und hat die vielfachen Versuchungen, in der Oeffentlichkeit als Führer aufzutreten, stets abgelehnt, wie sehr er auch das Zeug dazu in sich verspürt haben mag. Merkwürdig ists, daß der Unermüdliche, dem im Uebermaß der Geschäfte Riesenkräfte zu wachsen schienen, erst im September 1849 von einem neuen Conflicte heimgesucht wurde; infolge einer falsch rapportirten „Kinderfest“rede auf das deutsche Vaterland ward er, ohne sich von seinen Schülern verabschieden zu dürfen, rasch enthoben. Ostern 1850 beendigte er auch seine 23-jährige ununterbrochene Lehrthätigkeit an der Privatanstalt des Fräulein W. Schöndorffer, am 23. März, mit einer stark programmatischen tiefgreifenden Rede. Wie er dazumal nach oben angeschrieben war, zeigt sein Signalement im „Schwarzen Buch“, d. i. „Anzeiger für die politische Polizei Deutschlands auf die Zeit vom 1. Januar 1848 bis zur Gegenwart“ (herausg. von Rang), S. 51: „seit 1846 im Verdachte hochverrätherischer Gesinnungen stehend, vorzüglich mit Schlöffel vertraut, 1848 wüthender Volksmann, Aufwiegler und Verführer zu Aufruhr und Rebellion, 1850 seines Amtes entsetzt, der Revolutions-Emissärschaft dringend verdächtig“.

[141] Zunächst ging W. nun von August 1850 bis in den Hochsommer 1851 nach den Vereinigten Staaten, hauptsächlich um seinem angestrengten Körper und Geist unter andern Zuständen etwas Ruhe zu gönnen. Er fand, durch deutsche Flüchtlinge in interessante Einwandererkreise eingeführt, im amerikanischen Leben reichen Stoff zum Beobachten und Nachdenken. In Hirschberg empfingen ihn verschiedene Strafverfügungen, und er beschloß, als es für ihn da immer unerträglicher wurde, mit seiner engern Familie in der Nähe ein bürgerliches Geschäft zu eröffnen. In Löwenberg, Bunzlau, Lauban wurde ihm hintereinander die Niederlassung auf die Dauer untersagt. Endlich erhielt er im Frühling 1852 in Hermsdorf unter dem Kynast die obrigkeitliche Erlaubniß und führte das daselbst begründete Specereigeschäft trotz landräthlichen Gegendecrets und der Verweigerung eines Gewerbescheins. Er hatte hier noch mancherlei Schlimmes durchzukosten: 1853 eine plötzliche Haussuchung, für die er erst 1859 halbe Genugthuung erlangte, den Tod seines ältesten Sohnes, der für ihn den in Löwenberg begonnenen Materialwaarenhandel führte, den seines einzigen, geliebten Bruders, eines freireligiösen Predigers, der mit Wander’s beiden jüngeren Söhnen nach Amerika gegangen war, den seiner Gattin, seiner treuen Gefährtin in all den Plagen. 1874 verzog er nach Quirl, einem Dorfe zwischen Hirschberg und Schmiedeberg, und feierte unter schier allseitiger Gratulation ein fünfundzwanzigjähriges „Amtsenthebungs-Jubiläum“. Viele Gegner und Andersgläubige hatten mittlerweile ihre Ansicht über ihn geändert, und an seinem 75. Geburtstage überreichte ihm ein Ausschuß von Freunden und früheren Schülern die Schlüssel zu einer eigenartigen Begräbnißstätte, für die er eine einfache Inschrift aufgesetzt hatte. Am 4. Juni 1879 erlag er schnell einem Schlagflusse.

Die dreifältige Richtung von Wander’s Wirken spaltete zeitweise wol seine Kraft, nie aber die Unverbrüchlichkeit seines Strebens. Zunächst lehnte sich sein öffentliches Umthun, sowie die Schriftstellerei, die dies im Gefolge hatte, nur an die Schule an: er spendete verschiedenartige Beiträge zur Bewegung innerhalb der Lehrerschaft und deren Organisation, er suchte den Lese-, Geschichts- und muttersprachlichen Unterricht der Volksschule zu heben, indem er grammatische Streitfragen in intuitiv-methodischem Sinne erörterte und bequeme Hülfsbücher zusammenstellte, er scheute endlich nicht vor unmittelbarem Appell an das breitere Publicum und die verantwortlichen Minister zurück, wo er dann die ganze Wucht seiner Persönlichkeit einsetzte. Hier rührt sich der Publicist schon deutlich in ihm. Typisch hiefür ist sein „Offenes Sendschreiben an S. Excellenz den … Minister Dr. Eichhorn“ (1846), das (S. 49 f. u. ö.) wie alle Flugschriften Wander’s und die meisten sonstigen Zeugnisse seiner Journalistik eine wichtige Quelle für das Verständniß seiner Natur, auch manchen Einblick in die Wirrsal jener aufgeregten Tage gewährt. Auch sein Reden und Handeln im Dienste der Allgemeinheit begleitete die Feder: von „Die Volksschule als Staatsanstalt“ (1842) und „Dr. Pfaffius, Theologischer Beweis, daß die Schule eine Dienstmagd der Kirche“ (1845), woneben die klaren scharfen Artikel seiner Zeitschrift „Pädagogischer Wächter“ (1849–53) treten, geht die Bahn zu „Ernst Will, oder das Leben in der Gemeinde Strebmannsdorf“ (1848; 2. Aufl. 1856), „Der Auswanderungs-Katechismus“ (1852) u. a.; auch die anklägerischen autobiographischen Hefte stehen hier. In letzteren, den bezüglichen Eingaben, Erklärungen u. dgl. enthüllt sich Wander’s Individualität am greifbarsten: offen, wahr, unerschrocken deutsch, durchaus volksthümlich, derb, überall den Satz „Recht muß Recht bleiben“ bis zu starrer Unbeugsamkeit verkörpernd. Er hat in diesem Betracht als ein musterhafter Charakter zu gelten, dem man bei den edeln Motiven und seiner Uneigennützigkeit manche Härte und Verstiegenheit verzeiht. Die demokratische Strömung der Periode, der er mehr [142] Leidens- als Schildträger war, sah verehrungsvoll zu ihm empor, und Karl Knorrn’s („Gedichte“, 1847, Seite 36–38) mit Wander’s Namen betitelte Strophen übertreiben kaum mit dem Bild: „Durch die greisen Föhrenwälder Der Sudeten tönt Dein Wort, Wieder hallt es von den Felsen Wie ein brausender Accord“.

Diejenige Seite seines Schaffens, die W. am bekanntesten gemacht hat, die parömiologischen Studien, ist nicht etwa von Anbeginn mit der bei ihm scheinbar öfters vorhandenen unfreiwilligen Muße in Zusammenhang zu bringen. Er erzählt uns, wie der Drang zur Beschäftigung mit proverbialem Denken, und dessen volksmäßig-litterarischer Niederschlag früh in ihm erwacht sei. Schon 1831 gerieth er mit seinem ehemaligen Seminardirector wegen der selbstgebildeten „Scheidemünzen. Oder: Neue Sprichwörter“ in öffentlichen Disput. Seitdem kam er in jeder freien Stunde auf dies ihm ans Herz gewachsene Gebiet zurück und veröffentlichte: „Weihnachtsnüsse, oder 500 neue deutsche Sprichwörter für Kinder“ (1832), „Das Sprichwort angewandt zu Unterredungen über die Sonn- und Festtagsevangelien“ (1836), „Allgemeiner Sprichwörterschatz“ (1836), „Abrahamisches Parömiakon. Oder: Die Sprichwörter u. s. w. des Abraham a Sancta Clara“ (1838) u. s. w. Dabei sammelte er rastlos an einem vollständigen Verzeichnisse aller irgendwo abgelagerten oder umlaufenden Belege und begann im November 1862 nach wiederholter mächtiger Erweiterung des seit über 30 Jahren angewachsenen Manuscripts die Veröffentlichung eines „Deutschen Sprichwörter-Lexikon“, das er, seiner Stimmung Ausdruck verleihend und auch mit Recht, im Untertitel „Ein Hausschatz für das deutsche Volk“ heißen durfte. Er hat dieses gewaltige Werk, das Wander’s Namen unsterblich zu machen berufen ist, vollkommen durchgeführt, wenn auch das Erscheinen der Schlußlieferungen des fünften und letzten Bandes (1880) nicht mehr erlebt. Ein ähnliches Monumentalarsenal seines sprichwörtlichen Besitzthums ist für keine andere Sprache vorhanden, weder was Ausführlich- und Gründlichkeit – mit seiner ruhelosen Ausschau nach Parallelen ist gewiß die verbürgte Thatsache zu verbinden, daß er mehrere Jahre hintereinander je eine neue Sprache erlernte – noch Originalität in der Erklärung anlangt. Trotz so mancher Mängel im Einzelnen ist es als Ganzes eine erstaunliche Leistung, auch in der Methodik, der alphabetischen Anordnung (welch letztere M. Landau i. d. Wiener „Montags-Revue“ vom 10. Juni 1895 nach Wander’s Beispiel in S. Adalberg’s großer polnischer Sammlung ‚Ksiega Przyslów etc.‘ [Warschau 1894] mit Geschick und Vortheil befolgt findet) u. s. w. In der Vorrede zum 1867 abgeschlossenen I. Bande gibt der Verfasser eine mit viel Personalien (wichtig z. B. S. XXIV) durchwirkte Darstellung des Werdens seines Schoß- und Schmerzenskindes, ferner ebendarin und in den angehängten Listen höchst werthvolle Beiträge zur Geschichte der Parömiographie. Sie beweisen, wie die fünf dicken Großoctavbände dieses Grundbuchs überhaupt, seinen eisernen Eifer im Verfolg vorschwebender festgesteckter Ziele, seine goldene Ehrlichkeit und unerschütterliche Gewissenstreue, seine unzähmbare Fürsorge für Recht und Pflege deutschen Volksworts. Der außerordentliche Reichthum des Wander’schen Lexikons ist noch nach keiner Seite richtig ausgeschöpft. Auch hat leider die Fachkritik sich theils zu wenig, theils zu flüchtig damit befaßt, in dem Umfange wie Sandvoß 1863 i. d. Blätt. f. liter. Unterh. S. 541–544 wol überhaupt nicht wieder (vgl. F. Latendorf’s Veröffentlichungen, bes. die Ausg. Seb. Frank’s, 1876, bes. S. 256–259).

Zur Biographie bieten viele seiner Schriften und Artikel Bausteine (s. o.). Weit ausgedehnte Aufzeichnungen über die aufgeregtesten Abschnitte seines Lebens besitzt sein Sohn Hugo, sie wurden sowol von Joseph Bergmann in dem lebensgeschichtlichen „Nachwort“ vor Band V (S. V–XIV) des Lexikons als nebst [143] sonstigen Urkunden u. dergl. in Otto Ruysch, „Der ‚Rote Wander’. Ein Lebensbild K. F. W. Wanders. Mit Benutzung seines handschriftlichen Nachlasses, seiner Schriften, Proceßacten und anderer Quellen“ (1892) verwerthet; dazu ist nur der, auch von W. gestützte Abriß in J. B. Heindl’s „Galerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner u. s. w.“ II (1859), S. 587–592 nachzutragen (wo S. 590 f. jene wichtige Schulabschiedsrede von 1850 steht). Die Aufzählung der wesentlichen Nekrologe bei Bergmann a. a. O. S. XIV* sowie besonders die fleißige Bibliographie und Quellenübersicht in Ruysch’ trefflich gemeintem und, faßt man den engen Rahmen ins Auge, wohlgelungenem Büchlein S. 197 ff. überhebt uns hier der Angabe von Unterlagen. Wander’s kleine Veröffentlichungen verzeichnen Heindl S. 592, Ruysch S. 198 ff. (meist mit Bergmann’s Hülfe). Ein breiteres Bild von Wander’s Leben und Schaffen wäre eine, auch culturgeschichtlich lohnende Aufgabe; dabei müßte aber auch der Sprichwörtersammler und -ausleger, der bisher überall viel zu kurz kam, sein Recht finden. Das ausführliche nachträgliche Geleitwort zum ersten Bande des Lexikons enthält trotz der starken Subjectivität allerlei bedeutsame Mittheilungen zur einschlägigen Erkenntniß; wie aus dem Volksschullehrer der Volkslehrer herauswuchs, wird einem daselbst am besten begreiflich. M. Philippson hat diesen Rang bei seinem Referat über Ruysch’ Behandlung Wander’s in den „Jahresberichten für neuere deutsche Litteraturgeschichte“ III (1894), sub IV 1b, 140, nicht veranschlagt.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist „Der Bürgerfreund, Lesebuch für Kinder“ von Johann Samuel Ludwig (1759–1798).