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Artikel „Wanckel, Karl“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 134–135, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wanckel,_Karl&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:02 Uhr UTC)
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Wanckel: Karl W., Geistlicher, Naturforscher und Dichter, wurde am 4. Juli 1811 in Hoheneck bei Stollberg im Erzgebirge als Sohn des Justiz- und Rentamtmanns W. zu Stollberg geboren. Seinen ersten wissenschaftlichen Unterricht erhielt er durch einen Hauslehrer, der ihn für die Fürstenschule in Grimma vorbereitete, an der er im Herbste 1824 Aufnahme fand. Nachdem er hier sechs Jahre hindurch mit Erfolg thätig gewesen war, bezog er im Herbste des Jahres 1830 die Universität Leipzig, um an ihr im Anfang unter Krug Philosophie und unter Gottfried Hermann Philologie, sodann aber als Fachwissenschaft bei Niedner, Hahn, Theile, Wiener, Anger und Großmann Theologie zu studiren. Seine Mußestunden verwandte er hauptsächlich auf die Pflege der Musik. Er gehörte dem Pauliner-Gesangverein an, dem er in einem seiner Gedichte („Die Pauliner“) ein schönes Denkmal gesetzt hat. Nachdem er das Examen pro candidatura bestanden hatte, verließ er am 23. April 1834 die Universität Leipzig und bekleidete nun fünf Jahre hindurch das Amt eines Hauslehrers in einer geachteten Familie in Schneeberg. Im April 1837 bestand er das Examen pro ministerio. Zwei Jahre später (1839) wurde er Leiter einer Sammelschule zu Stollberg, an der er mit viel Erfolg thätig war, bis er im J. 1841 als Lehrer und Hilfsprediger nach Wildenfels berufen wurde. Da ihm aber das dortige rauhe Klima bei seiner schwächlichen Gesundheit nicht zusagte, entschloß er sich, sich um eine Stellung in Dresden zu bewerben, die er am 1. Juni 1851 als Lehrer der Religion und Naturkunde an der Realschule [135] zu Dresden-Neustadt erhielt. Zu diesem Amte brachte er eine vorzügliche Befähigung mit, da er nicht nur für den Lehrerberuf besonders veranlagt war, sondern auch in seiner Hauslehrerzeit und in Wildenfels seine freien Stunden eifrigst auf das Studium der Naturwissenschaften, namentlich auf das der Botanik verwendet hatte. In Dresden fand er Gelegenheit, sich in seinem Lieblingsfach weiter zu bilden. Er wurde Mitglied der naturforschenden Gesellschaft Isis, besuchte die akademischen Vorlesungen derselben und stellte den reichen Schatz seiner eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten jeder Zeit bereitwilligst in ihren Dienst. Ein besonderes Verdienst aber erwarb er sich um die Neustädter Realschule dadurch, daß er den Grund zu ihrer naturwissenschaftlichen Sammlung legte und sie in wenigen Jahren zu einem beträchtlichen Umfange brachte. Indessen sollte seine Wirksamkeit in Dresden nur von kurzer Dauer sein, da er plötzlich, nach kaum eintägigem Krankenlager, am 26. December 1858 starb. Erst geraume Zeit nach seinem Tode veröffentlichte sein Freund Professor Taschenberg in Halle aus seinen hinterlassenen Papieren seine „Orthopterologischen Studien“ (Zeitschrift für die gesammte Naturwissenschaft, Bd. XXXVIII, 1871, S. 1–28), die W. für eine Doctordissertation bestimmt und hauptsächlich bei einem Badeaufenthalt in Bad Wittekind im Sommer seines Todesjahres durch fleißige Excursionen gefördert hatte. Gleichfalls erst nach seinem Tode erschienen seine „Dichtungen und Lebensbilder“, die sich durch Innigkeit und Formengewandtheit auszeichnen.

Vgl. die Worte der Erinnerung gesprochen von L. Reichenbach, abgedruckt in den Dichtungen und Lebensbildern von Karl Wanckel. Als Andenken für die zahlreichen Freunde des Verstorbenen hrsg. durch Hermann Waldow [Otto Wanckel], Dresden 1859. – Einladungsprogramm zu den öffentlichen Prüfungen an der Realschule zu Neustadt-Dresden, Neustadt-Dresden 1852, S. 24, 25 – Dresden 1859, S. 33, 34.