ADB:Walther, Daniel
Daniel Cramer und Andern oft wiederkehrendes Motiv). Der auf offener Bühne vollzogenen Hinrichtung des Täufers folgt sein Begräbniß, bei dem die Jünger den Todten davontragen und die Engel die protestantische Weise anstimmen: „Nun last vns Johan begraben“. Obschon W. durch solche Zuthaten zu seiner straff componirten Vorlage das Tempo der Handlung verlangsamt, bleibt seine Darstellung doch lebendig und gestattet sich nur im Epiloge lehrhafte Breite. Die Wahl der lateinischen Chorgesänge am Actschluß stellt er den Benutzern anheim, am Ende läßt er deutsche Lieder Luther’s: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ und „Verleih uns Fried genediglich“ erklingen. Bei dem Gelage im 5. Acte tanzt die Tochter der Herodias nicht vor den Gästen, wie es in der Bibel heißt, sondern singt zur Laute ein Liebeslied im Ton „Von edler Art“ auff gut reiterisch. – 1580 wurde Walther’s Stück von einem Weimarer Schulmeister einer neuen Bearbeitung unterzogen, die aber nicht zum Drucke gelangte: „Tragedia von Johanne dem Teuffer, Durch Danieln Waltern, Schulmeistern zue Facha Anno 59 ausgangenn, Itzt aber ann vilen Orten gemehrt, Durch M. Georgium Milonem, Scolae Vinariensis Rectorem“ (Gothaer Cod. chart. B 929).
Walther: Daniel W., protestantischer Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Als Schulmeister zu Vacha bei Salzungen führte er 1559 vor dem Hersfelder Abte Michael und dem Rathe von Vacha eine „Historia von der enthauptung Johannis Baptistae, in ein Tragediam gestalt“, auf, die dann zu Erfurt bei G. Bawman im Druck erschien. Er benutzte dabei, wie er in der Widmung an den Salzunger Rath ehrlich eingesteht, ein sechs Jahre zuvor gedrucktes Stück des Salzburger Pfarrers Simon Gerengel, vermehrte aber diese Vorlage „mit vielen Personen und Reimen“. So hat er das Hofgesinde des Herodes, das Gerengel nur durch zwei Vertreter, den ehrlichen Marschalck und den gewissenlosen Burggrafen charakterisirt, erheblich vergrößert (Narr Claus, Närrin Jütte). Neben Jesu läßt er im 2. und 5. Acte, wo die Taufe durch Johannes und die Befragung durch die Boten des gefangenen Propheten dargestellt wird, auch die zwölf Apostel auftreten und sich äußern. Neu ist ferner der im 3. Acte nach der Unterredung des Johannes mit Herodes erscheinende Teufel, der mit seinem Blasebalge der Königin und ihrem Gemahl arge Gedanken einbläst, und der Bauer, der im 4. Acte vergeblich seine Supplik bei Hofe anzubringen sucht (ein später bei- Goedeke, Grundriß2 2, 362 (mit einem irreleitenden Hinweise auf Krüginger’s Johannesdrama von 1545). – Ueber Gerengel vgl. Wagner im Serapeum 1864, S. 289.