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Artikel „Walram von Jülich“ von Hermann Keussen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 773–774, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walram_von_J%C3%BClich&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 07:27 Uhr UTC)
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Walram: W. von Jülich, Erzbischof von Köln. W. wurde als dritter Sohn des Grafen Gerhard VII. von Jülich und der Elisabeth von Aerschot im J. 1304 geboren. Als jüngerer Sohn zum geistlichen Stande bestimmt, erlangte er in jugendlichem Alter die Propstei zu Lüttich und die Thesaurarie am Kölner Dom. Den Wissenschaften war er ergeben; man rühmte seine Gelehrsamkeit, namentlich seine Kenntniß des geistlichen Rechts. Als der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg im J. 1332 gestorben war, setzte Walram’s Bruder, der Graf Wilhelm V. von Jülich, mit Hülfe des verwandten Königs von Frankreich die Provision Walram’s zu der erledigten Würde durch den Papst Johann XXII. in Avignon ohne vorgängige Wahl des Kölner Domcapitels durch. Da er Schwager zweier Könige, Ludwig’s des Baiern und Eduard’s III. von England war, so hätte er eine bedeutende Rolle spielen können, wenn nicht sein allzu friedfertiger Charakter im Wege gestanden hätte. Er war stets in seinen Entschlüssen schwankend und nachgiebig, sodaß er mehr von andern geleitet wurde, namentlich von seinem älteren Bruder, als daß er versucht hätte, thatkräftig durchzugreifen, wie die durch seinen Vorgänger zerrütteten Verhältnisse des Stiftes es erheischten. In den damaligen politischen Wirren stand er zunächst auf Seiten des Königs Johann von Böhmen und Philipp’s von Frankreich. Der Streit zwischen Staat und Kirche war ihm unsympathisch: er war bestrebt. zwischen König Ludwig und Papst Benedict XII. zu vermitteln. Großen Einfluß auf seine Reichspolitik übte der energische Erzbischof Balduin von Trier aus, an den er sich seit 1334 enge anschloß, und mit dem er 1338 zusammen in den Kurverein zu Rhense eintrat; 1339 gesellte sich zu ihrem Bunde auch Erzbischof Heinrich von Mainz. In den späteren Jahren von Ludwig’s Regierung wurde er durch hohe Versprechungen von der Luxemburger Partei gewonnen, seine Stimme für Karl IV. abzugeben. Am 25. November 1346 krönte er ihn feierlich in Bonn, da die Krönungsstadt Aachen treu an König Ludwig festhielt. Erst nach dessen Tode krönte W. Karl IV. nochmals am 25. Juli 1349 in Aachen.

Zu den Beweggründen, welche W. auf die Seite der Luxemburger führten, werden nicht an letzter Stelle die finanziellen Verlegenheiten zu rechnen sein, in welche W. bei Uebernahme der Regierung des durch Erzbischof Heinrich stark verschuldeten Stiftes gerathen war, und welche durch seine innere Politik nicht gebessert wurden. Wie die meisten zeitgenössischen deutschen Fürsten suchte W. die Zahl seiner Dienstmannen und die Größe seines Gebietes durch Aufwendung beträchtlicher Geldmittel zu erweitern. Den westfälischen Theil des Erzstiftes mußte er in beständiger Fehde mit dem Grafen von der Mark schützen; alle seine dortigen Einkünfte waren verpfändet. Die Geldnoth zwang den Erzbischof 1344 zu einem demüthigenden Vertrage mit dem Domcapitel, in dem er sich der Verfügung über alle Landeseinkünfte völlig begab. Bald nach der zweiten Krönung Karl’s IV. ging W. wahrscheinlich als dessen Gesandter nach Paris, um von König Philipp den Preis für den Hülfszug gegen die Engländer zu [774] erlangen. Dort starb er schon am 14. August, vielleicht durch Meuchelmord. Daß er schon vorher seine Würde niedergelegt habe, ist eine wenig begründete Vermuthung.

Lacomblet, Archiv f. die Gesch. d. Niederrheins IV, 57–66. – Wieth, Die Stellung des Markgrafen (Herzogs) Wilhelm von Jülich zum Reich von 1345–1361. Münster 1882. – Waldeyer, Walram von Jülich, Erzbischof von Köln, und seine Reichspolitik. I., II. Theil. Programme des Realprogymnasiums zu Bonn. 1890/91.