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Artikel „Wael, Cornelis de“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 638–639, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wael,_Cornelis_de&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:29 Uhr UTC)
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Wael: Cornelis de W., Maler, wurde am 7. September 1592 zu Antwerpen geboren. Er erhielt seine erste künstlerische Ausbildung in seiner Vaterstadt, folgte aber seinem älteren Bruder Lucas de W. (1591–1661), der [639] sich als Landschaftsmaler eines guten Namens erfreute, von dem wir aber keine beglaubigten Bilder kennen, nach Genua, wo er vom Jahre 1620 an bis zu seinem im J. 1661 oder 1662 erfolgten Tode, abgesehen von zwei kürzeren Reisen nach Rom, ununterbrochen lebte. Bis vor kurzem hat man die meisten seiner Bilder verkannt, und erst die Untersuchungen L. Scheibler’s haben uns mit seiner künstlerischen Individualität und seiner Stilentwicklung bekannt gemacht. W. gehört in die Reihe der holländischen Schlachten- und Kriegsmaler. Er stand in seiner früheren Zeit der Auffassung des Peter Snayers ziemlich nahe, näherte sich aber in Italien der Weise des so einflußreichen Pieter van Laer. Zu seinen frühesten Werken gehören „Der Halt auf dem Marsche“ und die „Lagerscene mit Beschießung einer Festung“ in der Galerie des Grafen Harrach in Wien, die dort fälschlich dem Esaias van der Velde zugeschrieben waren. In der kaiserlichen Gemäldesammlung wird ein W. traditionell zugeschriebener „Zug der Juden durch das rothe Meer“ aufbewahrt. Gegenwärtig weist man ferner die im Braunschweiger Museum dem Pieter Molijn dem Jüngeren gen. Cav. Tempesta zugetheilten beiden Bilder: „Beraubung einer Stadt im Winter“ und „Ein Kriegslager“ W. zu, und ebenso ist die „Lagerscene“ im Museum zu Neapel, die der Katalog als ein Werk van der Meulen’s aufführt, und die „Werke der Barmherzigkeit“ im Museum zu Marseille, wo sie die Bezeichnung „spanische Schule“ tragen, für W. in Anspruch genommen worden. Aus seiner späteren Zeit rühren die sechs zusammengehörigen Volks- und Sittenbilder in der Akademie zu Venedig her, die dort fälschlich auf den Namen Dujardin getauft sind. Einer ähnlich charakteristischen Folge begegnet man in den sechs meist italienische Bauernscenen darstellenden Bildern des Palazzo Durazzo-Pallavicini in Genua. Auch die übrigen Gemäldesammlungen von Genua sind ziemlich reich an Bildern des Künstlers, doch hat die neuere Forschung erst einen Theil davon als sicheres Eigenthum de Wael’s anerkannt. Von jeher wurde der „italienische Marktschreier“ in der Kasseler Galerie als eine Arbeit de Wael’s angesehen, während der „Untergang der Aegypter im rothen Meer“ im Museum zu Antwerpen als ein Werk des H. Jordaens ausgegeben wurde. Auch als Radirer hat W. Tüchtiges geleistet, doch leiden seine Blätter zum Theil unter einer gewissen Flüchtigkeit und Ungleichmäßigkeit, die auch vielen seiner Oelgemälde eigen ist, und die die Widersprüche in den bisherigen Urtheilen über W. erklären. Handzeichnungen von seiner Hand werden im Berliner Kupferstichcabinet aufbewahrt.

Vgl. F. Jos. van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche schilderschool, S. 664, 665. Antwerpen 1883. – L. Scheibler im Repertorium f. Kunstwissenschaft VI, 244–247. Berlin u. Stuttgart 1883. – A. Woltmann u. K. Woermann, Gesch. der Malerei III, 492, 493. Leipzig 1888.