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Artikel „Vosmeer, Sasbold“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 327–328, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vosmeer,_Sasbold&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 14:22 Uhr UTC)
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Vosmeer: Sasbold V., apostolischer Vicar und vom Papste 1602 ernannter, aber von den Staaten nicht anerkannter Erzbischof von Utrecht, hat sich um die Interessen der Katholischen in den Niederlanden besonders verdient gemacht, als ihre Lage nach dem Abfall der Niederlande von Spanien außerordentlich schwierig, ja fast hoffnungslos geworden war. Zu Delft, wo sein Vater Michiel V. das Steueramt verwaltete, 1548 geboren, erhielt er eine kirchlich fromme Erziehung und studirte zu Löwen, wo er sich den philosophischen Magistergrad erwarb und sich eifrigst auf das Studium der Theologie unter Robert Bellarmin und Michael Bajus legte. Besonders ward er von Letztgenanntem, welcher sich dem Geiste der neuerdings aufgetretenen Jesuiten wenig geneigt zeigte, angezogen; ihm verdankte er die große Verehrung der kirchlich-religiösen Ansichten des Kirchenvaters Augustinus, welche er sein Leben lang gehegt hat. 1572 erhielt er zu Utrecht die Priesterweihe, kehrte aber wegen der politischen Lage dieser Lande im folgenden Jahre nach Löwen zurück, hielt sich seit 1579 zu Cöln und nachher zu Rom auf und wurde, als der Bischof von Utrecht, Martin Schenk[WS 1], 1580 gestorben war, nach seiner Rückkehr 1583 von den Kanonikern zum Vicar des Bisthums erwählt. Es war eine glückliche Wahl, denn er wußte mit großer Umsicht und Energie die Interessen seiner Glaubensgenossen zu fördern, wiewohl die Erbitterung wider die Katholischen sich nach der Ermordung des Prinzen von Oranien sehr gesteigert hatte und die Schwierigkeiten seiner Amtsführung sich infolge dessen erheblich vermehrt hatten. Unermüdet arbeitete er an der Erhaltung und Reorganisation der zerfallenen und verstreuten katholischen Gemeinden, wußte die Geistlichen zu neuem Eifer und sittlich reinem Wandel zu erwecken. Von mehreren verdienstvollen Männern, wie Coopal, Sibrandus Sixtus, Eggius, Martinus Regius und Adrian von Dirschot unterstützt, wußte er eine Restauration der sehr verkommenen [328] kirchlichen Zustände zu bewirken. Diese Arbeit wurde ihm aber weniger von den Protestanten als von seinen eigenen Glaubensgenossen, den Jesuiten, erschwert, welche sich bei ihrem Streben, ihren Einfluß überall in den Gemeinden durchzusetzen, wenig um den Vicar kümmerten. Sie behaupteten, diese Länder seien seit der Religionsänderung ein Missionsgebiet, und es gebe dort keine katholische Kirche und Organisation mehr; ihr Recht und ihre Pflicht sei es daher, die Seelsorge der Gemeinden zu übernehmen. Von den einflußreichen Häuptern ihres Ordens zu Rom gestützt, versuchten sie allmählich, die Stellung Vosmeer’s zu untergraben und abzuschwächen. Wiewol dieser 1592 vom Papste die Würde eines apostolischen Vicars erhielt und 1602 auf Antrieb Papst Clemens’ VII. vom Erzherzoge Albert an die Spitze des Erzbisthums von Utrecht gestellt und als solcher am 22. September zu Rom geweiht war, ließen die Jesuiten ihren Widerstand nicht fahren und brachten fortwährend ihre Beschuldigungen und Klagen wider V. bald mit geringem, bald aber auch wieder mit größerem Erfolg bei dem Nuntius zu Brüssel oder in Rom vor. Zahlreich waren die Schwierigkeiten und groß das Aergerniß, welches diese unaufhörlichen Streitigkeiten veranlaßte, aber kräftig und erfolgreich vertheidigte und handhabte V. seine Rechte. Inzwischen gab sein Verhältniß zum Erzherzog Albert und die ihm im Geheimen übertragene erzbischöfliche Würde den allgemeinen Staaten der Niederlande Anlaß, V., welcher den Titel Erzbischof von Filippi i. p. i. führte, des Majestätsverbrechens zu beschuldigen, indem er mit dem Feinde des Landes, Erzherzog Albert, unterhandelt haben sollte. 1603 wurde er unter Confiscation seiner Güter für immer Landes verwiesen. Vermuthlich hatten die Jesuiten den Staaten seinen Aufenthalt im feindlichen Lager von Ostende verrathen, um den ihnen verhaßten Vicar loszuwerden. V. verzichtete auf jede Vertheidigung und hielt sich seitdem zu Köln auf, bis der spanische Feldherr Spinola einen Theil der Provinz Overyssel 1605 eroberte und der Erzbischof nun seinen Sitz nach Oldenzaal verlegen konnte. Von Lingen aus führte er mit großer Treue die Sache der Katholischen. Mitunter kam er auch heimlich nach Holland zur Ermunterung seiner Glaubensgenossen, ungeachtet der Gefahren, welche mit diesem Aufenthalte verbunden waren, hatte aber fortwährend dabei zugleich mit den Jesuiten zu kämpfen, welche sich des zwölfjährigen Anstandes zu Vosmeer’s Entfernung zu bedienen versuchten. Zwar gelang es ihm, ihre Anschläge zu vereiteln und die Abberufung des Hauptes der Jesuitenmission, Arboreus, beim Papste durchzusetzen, aber ihre Intriguen hörten damit dennoch nicht auf. Von seinen Freunden Wilger Moerendaal, Johann Wachtelaar und Jacob Bool und mehreren Geistlichen, welche ihre Bildung in dem von ihm zu Köln errichteten Collegium Willebrordi und Bonifacii erhielten, gestützt, arbeitete er mit unermüdetem Eifer für die Interessen seiner Glaubensgenossen, bis er am 3. Mai 1614 zu Köln starb und dort in der Franciscanerkirche bestattet wurde.

Vgl. R. Beznink Jansonius, Gesch. d. Oud-Roomsch-Cathol. kerk in Nederl. bl. 61 v. v. – W. P. C. Knuttel, De toestand d. Ned. Kathol. ten tyde der Republiek I. bl. 20 v. v. - Uittreksel uit de Annales Fr. Dusseldorpii uitgeg. in de Werk. v. h. Hist. Genootsch. door R. Fruin (im Register) und Glasius, (Godgel. Nederl.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Als erster Erzbischof von Utrecht gilt eigentlich Friedrich Schenck von Tautenburg (1503-1580)