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Artikel „Vosen, Christian Hermann“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 326–327, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vosen,_Christian_Hermann&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:39 Uhr UTC)
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Vosen: Christian Hermann V., katholischer Theologe, geboren zu Köln am 9. Juli 1815, † daselbst am 12. Mai 1871. V. stammte aus einer in Köln altangesessenen Bürgerfamilie; sein Vater war Küster in Groß Sanct Martin. Nachdem er die Gymnasialstudien an dem katholischen (Jesuiten- oder Marzeller-) Gymnasium absolvirt hatte, studirte er drei Jahre Theologie zu Bonn, wo er sich hauptsächlich an H. Klee, den Gegner von G. Hermes, anschloß, trat dann 1838 in das Priesterseminar zu Köln und wurde am 31. Mai 1839 zum Priester geweiht. Er war dann einige Zeit Hilfsgeistlicher zu Zündorf und in St. Andreas zu Köln, vom 1. October 1844 bis zu seinem Tode Religionslehrer an dem genannten Gymnasium. Er war auch in dieser Stellung fleißig in der Seelsorge thätig, namentlich ein beliebter Prediger. Sehr eifrig betheiligte er sich an den katholischen Vereinen seiner Vaterstadt, namentlich an dem von seinem Freunde A. Kolping (s. A. D. B. XIV, 492) gegründeten Gesellenvereine. 1866 erschien von ihm „Trauerrede beim Begräbniß des Gesellenvaters A. Kolping, am 7. December 1865 in der Minoritenkirche zu Köln“ und „Kolpings Gesellenverein in seiner socialen Bedeutung“ (in den Schriften des Frankfurter Broschürenvereins; für diesen hatte er 1865 auch die unbedeutende Broschüre „Galileo Galilei und die römische Verurtheilung des Kopernikanischen Systems geschrieben). Eine Zeit lang gab er allein, dann mit Kolping, der später die Redaction ausschließlich übernahm, das „Rheinische Kirchenblatt“ und den „Stadt- und Landboten“ heraus. Auch der „Katholische Volkskalender für 1851, herausgegeben von ein paar rheinländischen Volksfreunden“ war sein und Kolping’s gemeinsames Werk; die späteren Jahrgänge des Kalenders gab Kolping heraus. Als theologischer Schriftsteller trat V. zuerst auf mit Beiträgen für das Münchener „Archiv für theologische Literatur“, unter denen die polemischen „Bemerkungen über die Symbolik des Prof. Dr. Hilgers“ (in Bonn, s. A. D. B. XII, 412, 1843, 1–32. 99–128) Aufsehen erregten. Für diese Beiträge und eine (nicht gedruckte) Dissertation „über die innere Evidenz der Lehre von der Vorsehung“ ertheilte ihm die Münchener theologische Facultät 1845 den Doctorgrad. Außer einem (deutschen) Gebetbuche „Venite adoremus“, welches acht Auflagen erlebte, und einigen Gymnasialprogrammen („Die sechs Tage der biblischen Schöpfungsgeschichte“, 1861, „Winke für die teleologische Betrachtung der Natur, besonders [327] in Rücksicht auf den Jugendunterricht“, 1866) veröffentlichte V. 1853 eine „Kurze Anleitung zum Erlernen der hebräischen Sprache“, von der auch eine französische und eine englische Ausgabe erschienen und von der die späteren (wesentlich verbesserten) Auflagen Prof. Fr. Kaulen in Bonn besorgte, die sechzehnte 1888, daneben „Rudimenta linguae hebraicae“ ed. Kaulen, 1884. Das Hauptwerk von V. ist die zweibändige Apologetik: „Das Christenthum und die Einsprüche seiner Gegner. Eine Apologetik für jeden Gebildeten“, 1863, 3. Aufl. 1870, und „Der Katholicismus und die Einsprüche seiner Gegner, dargestellt für jeden Gebildeten“, 1865–66, 2. Aufl. 1869. In den nach dem Tode des Verfassers erschienenen Auflagen sind beide Werke von jüngeren Theologen stark umgearbeitet, das erste, 4. Auflage, 1881, von Ferd. Rheinstädter, das zweite, 3. Auflage, 1885, von Heinr. Brüll. Von dem zweiten heißt es in dem ultramontanen Literarischen Handweiser 1885, 467: „es seien die dogmatischen Incorrectheiten insbesondere in der Lehre vom Primat und der Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes entfernt“ worden. Daß V. in dieser Beziehung noch in seinen letzten Lebensjahren nicht „correct“ (vaticanisch) dachte, zeigt die Thatsache, daß er im Februar 1870 in der ersten (Probe-) Nummer des „Rheinischen Merkur“ in einem „an den deutschen Klerus gerichteten Aufrufe zur Unterzeichnung einer Zustimmungserklärung zu dem von dem Erzbischof von Köln und anderen Minoritätsbischöfen unterzeichneten Proteste vom 19. Februar aufforderte. Infolge einer Weisung des Erzbischofs Melchers erklärte er freilich schon in Nr. 2 (S. 20), daß er das Sammeln von Unterschriften für die Kölner Adresse einstelle.

Köln. Volkszeitung 1871, Nr. 146. – Lit. Handweiser 1871, S. 299. – H. Rolfus, Kirchengeschichtliches, 1. Abth. S. 218, 225.