ADB:Vogel, Rudolf Augustin
E. G. Baldinger für die Chirurgie nachgeahmt wurde. V. starb am 5. April 1774. Seine Hauptwerke sind: „Institutiones chemiae ad lectiones academicas accommodatae“ (Göttingen 1755; 1757; 1762; deutsch von Joh. Christ. Wiegleb: Weimar 1775, 1785); „Historia materiae medicae ad novissima tempora producta“ (Leyden und Leipzig 1758; 1760; 1764; 1774); „Praelectiones academicae de cognoscendis et curandis praecipuis corporis humani affectibus“ (Göttingen 1772; 2. Ausg. mit einer Vorrede Tissot’s Lausanne 1789). Außerdem ist V. auch Verfasser zahlreicher, z. Th. höchst gelehrter kleinerer akademischer Gelegenheitsschriften, Dissertationen und Programme, etwa 50 an der Zahl, die zweimal gesammelt erschienen, als: „Opuscula medica selecta antea sparsim edita, nunc autem in unum collecta etc.“ (Vol. I, Göttingen 1768) und als „Ausgesuchte akademische kleine Schriften pathologischen, praktischen und chirurgischen Inhalts, aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen vermehrt von Samuel Gottlieb V.“ (Lemgo 1778).
Vogel: Rudolf Augustin V., Arzt und Professor der Medicin in Göttingen, ist einer der hervorragendsten Repräsentanten der Göttinger med. Schule aus dem vorigen Jahrhundert. Geboren am 1. Mai 1724 in Erfurt, studirte er daselbst von 1740 an, ging später nach Leipzig, Berlin und dann wieder in seine Vaterstadt zurück, wo er 1747 mit der Inauguralabhandlung „De larynge humana et vocis formatione“ die Doctorwürde erlangte und sich kurze Zeit danach als Arzt habilitirte. Zugleich hielt er Vorlesungen an der Universität und begann die Herausgabe der „Medicinischen Bibliothek, darin von den neuesten … Büchern und Schriften ausführliche Nachrichten gegeben und … Erfahrungen nebst anderen Neuigkeiten bekannt gemacht werden“ (Bd. 1 und 2, Erfurt und Leipzig 1751–1753), sowie die „Neue med. Bibliothek“ (Bd. 1–8, Göttingen 1754–73), die er über 20 Jahre lang redigirte. 1753 folgte er einem Ruf als außerordentlicher Professor der Medicin nach Göttingen, wo er 1760 in die ordentliche Professur aufrückte und in dieser Stellung Vorlesungen über Chemie, Mineralogie, Pathologie, Therapie, Semiotik, Arzneimittellehre und Chirurgie hielt. Er machte sich um den klinischen Unterricht dadurch besonders verdient, daß er 1764 ein sogen. „Collegium clinicum“ gründete, wo sich zwei Mal wöchentlich Armenkranke zur unentgeltlichen Behandlung durch die Studirenden, die für die Beschaffung von Medicamenten etc. kleinere Geldbeiträge spenden mußten, einfanden, ein Vorgang, der einige Jahre später (1773) von- Vgl. noch Biogr. Lexikon hervorragender Aerzte und die daselbst angegebenen Quellen VI, 135. – Poggendorff’s biographisch-litterarisches Handwörterbuch Bd. II, 1217. – Ebstein, Ueber die Entwickelung des klinischen Unterrichts an der Göttinger Hochschule etc. (im klin. Jahrbuch Bd. I, 71 ff.), [124] sowie des Unterzeichneten Inaugural-Dissertation über die Geschichte der Göttinger med. Schule im 18. Jahrh. an verschiedenen Stellen.