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Artikel „Vielfeld, Jacob“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 677–678, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vielfeld,_Jacob&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:05 Uhr UTC)
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Vielfeld: Jacob V. (Polychorius, Multager, Multicampianus) war theologischer Schriftsteller und Zeitgenosse und Freund von Johann Denck (s. A. D. B. V, 53) und Otto Brunfels (III, 441). V. war in Mainz etwa um 1490 geboren, erhielt theologische Bildung, und trat in ein Kloster. Er schloß sich der großen religiösen Bewegung an, wurde nach eigner Andeutung als Geistlicher wegen seiner religiösen Anschauungen abgesetzt und gewann eine Zeit lang seinen Lebensunterhalt durch „Handarbeit“, d. h. als Handwerker. Später lebte er als Corrector in der Buchdruckerei des Jacob Camerlander[WS 1], d. h. er war der litterarische Berather des Druckerherrn. In demselben Sinn war um 1522 Joh. Denck Corrector in der Buchdruckerei des Cratander zu Basel, auch Seb. Brant, Erasmus, Beatus Rhenanus, Melanchthon hatten Correctorenstellen in diesem Sinne verwaltet (Kapp, Gesch. d. deutschen Buchh. l, 309 f.). Camerlander, der ebenfalls aus Mainz stammte, war, wie viele andere Buchdrucker, früher Formschneider gewesen und hatte als solcher einer Steinmetzzunft angehört, später aber die Magisterwürde erworben. Nach Böcking, Opera Hutteni VII, 491 war er mit Hutten in Rom. Der Verlag, den er in Gemeinschaft mit V. gründete, diente zwar in ganz besonderem Grade religiösen Zwecken, aber in einer Richtung, die weder auf den Wegen Luther’s noch Zwingli’s lag; besonders suchte er Werke, die vor der Reformation erschienen waren, zu erneuern und zu polemischen Zwecken in evangelischem Sinne zu verwenden; es ist bis jetzt kein anderer Verlag des 16. Jahrh. nachgewiesen worden, in dem diese Tendenz so planmäßig verfolgt worden wäre. V. muß Alles zugeschrieben werden, was ohne Namen bei Camerlander erschienen ist, vielleicht hat Camerlander selbst mit daran gearbeitet. Im J. 1532 gab V. (der sich hier, offenbar absichtlich falsch, Johann V. nennt) den Commentar Denck’s zum Propheten Micha heraus und schrieb dazu eine Vorrede, die beweist, daß er mit dem „Wiedertäufer“ persönlich befreundet war. Ebenso standen V. wie Camerlander mit Otto Brunfels in nahen Beziehungen, der gleichfalls für den Verlag arbeitete, der sich neben theologischen auch medicinischen, astrologischen etc. Schriften widmete. Die Verbindung, in der die Führer der sog. Täuferbewegung (auch Brunfels gehört zu diesen) mit den Naturphilosophen und mit medicinischen Schriftstellern standen, tritt auch hier deutlich hervor. Trotz dieser Neigungen hielt sich V. äußerlich nicht [678] zu der Religionsgemeinschaft der damals bereits schwer verfolgten Täufer. V. hat die erste deutsche Uebersetzung des Sueton herausgegeben und gehört zu den ältesten Uebersetzern des Lucian. Ueber die zahlreichen Schriften Vielfeld’s siehe Goedeke, Grundriß II, 316 ff. und Goedeke, P. Gengenbach S. 610, sowie Zarncke, Seb. Brant’s Narrenschiff.

Sonstige Quellen: Wenzel, Camerlander und Vielfeld. Rostock 1891 (Berl. Diss.). – Riederer, Nachrichten u. s. w. II, 398.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jacob Vielfeld ist ident mit Jakob Camerlander