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Artikel „Vetter, Benjamin“ von Wilhelm Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 662–663, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vetter,_Benjamin&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 03:07 Uhr UTC)
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Vetter: Benjamin V. wurde am 25. Juni 1848 in Osterfingen im Kanton Schaffhausen geboren. Nachdem er zuerst die Schule seines Heimathsortes, dann das Gymnasium zu Zürich und darauf dasjenige zu Schaffhausen besucht hatte, bezog er 1866 die Universität Basel um Medicin zu studiren, vertauschte dieselbe jedoch 1867 mit Heidelberg. Das Studium der Medicin gewährte ihm jedoch keine Befriedigung und daher gab er dasselbe nach dem vierten Semester auf und widmete sich den Naturwissenschaften und speciell der Zoologie. Nachdem er 1870 promovirt hatte, bekleidete er bis 1871 die Stelle eines Assistenten am zoologischen Institut in Heidelberg und bis 1872 eine gleiche Stelle in Jena, darauf wurde er Lehrer der Naturgeschichte am Keferstein’schen (früher Stoy’schen) Institut in Jena, 1873 Bureauvorstand und Unterbibliothekar der kaiserlich Leopold. Carol. deutschen Akademie der Naturforscher in Dresden und habilitirte sich 1874 als Privatdocent für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Dresdener Technischen Hochschule. 1878 wurde er zum außerordentlichen Professor für Zoologie ernannt und 1880 als Vorstand der zoologischen Sammlung bestätigt. Am 2. Januar 1893 starb er nach kurzem Krankenlager in Blasewitz bei Dresden.

V. war ein durch umfangreiches Wissen ausgezeichneter Naturforscher und einer der eifrigsten Anhänger Darwin’s. Durch große Liebenswürdigkeit und seltenen Freimuth ausgezeichnet, hat er sich nicht nur durch seine Lehrthätigkeit an der Technischen Hochschule, sondern auch durch zahlreiche öffentliche Vorträge und eine umfassende litterarische Thätigkeit sehr verdient und in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Zunächst war V. als Uebersetzer thätig. Um den Herbert Spencer’schen Ideen Verbreitung in Deutschland zu verschaffen, übersetzte er: „Die Grundlagen der Philosophie“; „Die Principien der Biologie“; „Die Principien der Psychologie“; „Die Thatsachen der Ethik“ und „Die Principien der Sociologie“. Von fachwissenschaftlichen Schriften übersetzte er: „Balfour’s vergleichende Embryologie“ und „Parker und Bettany’s Morphologie des Schädels“. Außerdem war er Mitarbeiter der Trewendt’schen Encyklopädie der Naturwissenschaften, für welche er entwicklungsgeschichtliche Beiträge lieferte. Als Carus Sterne (E. Krause) 1883 die Redaction des „Kosmos“, des Organs der deutschen [663] Darwinianer niederlegte, übernahm V. dieselbe und war eifrig bemüht in dieser Zeitschrift nicht nur Beweise für die Richtigkeit der Darwin’schen Hypothese zu erbringen, sondern auch ihre Gültigkeit für andere Wissenszweige nachzuweisen. Von selbständigen fachwissenschaftlichen Arbeiten sind namentlich hervorzuheben: „Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Kiemen- und Kiefermusculatur der Fische“ (2 Bde., Jena 1874–78); „Die Fische aus dem lithographischen Schiefer“ (1881); „Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Dinosauriern und Vögeln“ (Festschrift der Gesellschaft Isis, 1885). Einer seiner Vorträge, den er noch kurz vor seinem Tode gehalten hat, erschien unter dem Titel: „Die moderne Weltanschauung und der Mensch“ (Jena 1894).