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Artikel „Trützschler, Adolf von“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 691–692, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tr%C3%BCtzschler,_Adolf_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:05 Uhr UTC)
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Trützschler: Wilhelm Adolf v. T., ein Führer der deutschen Demokratie, geb. am 20. Febr. 1818 zu Gotha als Sohn des Geh. Regierungsrathes Franz Adolf v. T. (s. u. S. 694) und seiner Gattin Elisabeth geb. v. Wangenheim, † am 14. Aug. 1849, studirte in Jena, Leipzig und Göttingen zuerst Medicin, dann die Rechte und hatte als Viceactuar und Hülfsassessor an dem Justizamt zu Zwickau und dem Appellationsgericht zu Dresden die Laufbahn eines richterlichen Beamten unter glänzenden Aussichten eben angetreten, als den hochbegabten, aber rücksichtslosen und zu Gewaltsamkeit neigenden jungen Mann die revolutionäre Bewegung der [692] Jahre 1848 und 1849 in ihre Strudel riß und zu einem ihrer vornehmsten Opfer werden ließ. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und des sächsischen Landtags hatte er innerhalb seiner Partei eine leitende Rolle gespielt. Dies führte dazu, daß er seine Person in hervorragendem Maße in den Dienst des badischen Aufstandes stellte, indem er sich durch Patent vom 26. Mai 1849 zum Civilcommissär in Mannheim und provisorischen Regierungsdirector im Unterrheinkreis, sowie durch eine vom 29. Mai datirte Vollmacht von Mördes zu dessen Stellvertreter ernennen ließ. Durch die Art, wie er seine revolutionäre Thätigkeit ausübte und vielleicht ausüben mußte, weil seine Anordnungen bei der badischen Bevölkerung einem weitverbreiteten Widerstande begegneten, hatte er neben politischer Gegnerschaft auch persönlichen Haß gegen sich erweckt. So kam es, daß in Mannheim, wo die Einwohnerschaft ein Bombardement und blutige Straßenkämpfe zu erleben fürchtete, am 22. Juni eine Contrerevolution ausbrach, in deren Folge T., als er auf einem bereit gehaltenen Pferde das Weite suchen wollte, von Bürgern und Dragonern festgenommen und an die wenige Stunden später einrückenden preußischen Truppen ausgeliefert wurde. Am 13. August verurtheilte ihn das Kriegsgericht zu Mannheim wegen vollendeten Hochverraths zum Tode. Die Anstrengungen seiner Gattin Gabriele, einer Tochter des sächsischen Generalmajors v. Mandelsloh, und seines Vertheidigers Küchler hatten nicht vermocht, diesen Ausgang seines Processes abzuwenden.

Allgemeine Zeitung 1849, besonders Nr. 177 vom 26. Juni S. 2728 und Beilage zu Nr. 231 vom 19. August S. 3570–3572. – Dresdner Zeitung 1849, besonders Nr. 213 vom 12. und Nr. 226 vom 27. September. – K. Biedermann, Erinnerungen aus der Paulskirche. Lpz. 1849, S. 401 f. – Carl Rosen, Adolph v. Trützschler, sein Leben und Ende. Dresden, im Selbstverlag des Verf., o. J. – Julius Hofmann, Schuhmachermeister und Schriftsteller, Deutschlands Klage um Adolph v. Trützschler. Dresden, im Selbstverlage des Verf. 1850. – Ludwig Häusser, Denkwürdigkeiten zur Geschichte der badischen Revolution. Heidelberg 1851, S. 550, 568 f., 595 f.