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Artikel „Tobler, Salomon“ von Jakob Baechtold in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 394–395, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tobler,_Salomon&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:39 Uhr UTC)
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Tobler: Salomon T., epischer Dichter, geboren am 10. December 1794 in Zürich, wo sein Vater, Johann Kaspar, Sohn des Johannes (s. o.), Lehrer an der Stadtschule war und zugleich die benachbarte Filial-Pfarrei Wytikon besorgte. Auch Salomon wurde zum geistlichen Stande bestimmt, obwol er schon früh ebenso große Neigung zur Malerei und Dichtkunst verrieth. 1810 trat er in das Collegium humanitatis seiner Vaterstadt ein und erhielt 1816 die Ordination. Seit 1819 wirkte er als Pfarrer in drei Züricher Landgemeinden, erst in Sternenberg bis 1826, dann in Hirzel bis zu den Septemberunruhen des [395] Jahres 1839, seit 1840 in Embrach. Nachdem er das siebenzigste Altersjahr angetreten hatte, zog er sich im Herbst 1864 in den Ruhestand zurück, den er in Zürich verlebte, wo er am 19. November 1875 starb. Seine Söhne sind der Romanist Adolf, der Germanist Ludwig und der Historiker Wilhelm T. – In den Mußestunden des Pfarramtes bildete sich T. an Homer, den erzählenden römischen und italienischen Dichtern, und faßte 1826 den Plan zu einem Epos, welches unter dem Titel „Die Enkel Winkelrieds“ den Heldenkampf des Volkes von Nidwalden gegen die Franzosen (1798) besang, 1837 in Zürich gedruckt wurde und in der Schweiz eine begeisterte Aufnahme fand. Es umfaßt zehn Gesänge in achtzeiligen Strophen und enthält in pathetischer, bilderreicher Sprache eine Fülle lebendigster Schilderungen nicht nur jenes Kampfes, sondern auch der schweizerischen Natur, Volkssitte und älteren Geschichte. Die Formen des großen heroischen Epos, in denen das Gedicht sich bewegt, sind freilich dem engen Rahmen des Schauplatzes und Ereignisses nicht immer ganz angemessen. – Nachdem sich der Dichter mit Plänen zu mehreren anderen Epen (Zwingli, Gustav Adolf, Niklaus von Flüe) getragen hatte, brachte er 1846 ein zweites Werk zu Tage: „Columbus“, zwölf Gesänge in regelmäßigen Octaven. Das Gedicht steht dem ersten in der Beherrschung der Sprache und Verskunst zwar wenig nach und enthält auch im einzelnen große Schönheiten, die um so überraschender sind, als T. das Meer und die Tropennatur nicht aus eigener Anschauung kannte und erst in späteren Jahren die spanische und portugiesische Poesie kennen lernte. Dichterisch jedoch erreichte der „Columbus“ nicht die Höhe der „Enkel Winkelrieds“ und fand auch ungleich weniger Theilnahme. Gedichte, namentlich Sonette aus seinem Nachlaß sind im ersten Band des Zürcher Taschenbuchs auf das Jahr 1878 gedruckt. Ebenda auch ein biographischer Abriß von seinem Sohne Ludwig T.