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Artikel „Titz, Johann Peter“ von Hermann Markgraf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 389–390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Titz,_Johann_Peter&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 01:39 Uhr UTC)
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Titz: Johann Peter T., einer der zahlreichen Gelegenheitsdichter, die der fruchtbare Boden Schlesiens im 17. Jahrhundert hervorgebracht hat, ist zu Liegnitz am 10. Januar 1619 geboren und stirbt zu Danzig als Professor am Gymnasium am 7. September 1689. Nachdem er den Vater, einen Arzt, sehr früh und im 16. Jahre auch die Mutter verloren hatte, vollendete er seine Schulbildung, nach dem kurzen Besuche eines Breslauer Gymnasiums, in Danzig, dessen Gymnasium weithin eines großen Rufes genoß, und das zur Zeit (1636) gesicherter gegen Pest und Kriegsdrangsal war, als die schlesischen Schulen. In Danzig lebte damals Opitz, und ist T. mit ihm nicht persönlich zusammengetroffen, so kam er doch früh unter seinen Einfluß. Ihn, den großen Landsmann, verehrte er sein ganzes Leben lang als leuchtendes Vorbild, seinen Spuren folgte er in der Theorie und, soweit es eben sein poetisches Vermögen zuließ, in der Praxis des Dichtens. Gründliche Fachstudien zu machen vergönnte ihm das Schicksal nicht. Während seines Trienniums in Rostock, wo er 1639 hängen blieb, weil ihn die Kriegsunruhen nach Leiden zu gelangen verhinderten, scheint er es weder in der Rechts- und Staatswissenschaft, der er sich nominell widmete, noch in der Alterthumswissenschaft, der er nebenbei huldigte, weit gebracht zu haben; erstere hing er später ganz an den Nagel, und in letzterer fühlte er sich, als er 1651 eine Professur in Danzig erhielt, so schwach, daß er sich bald nach Antritt des Amtes beurlauben ließ und nun wirklich nach Leiden ging. Doch war sein Aufenthalt dort viel zu kurz, um ihn in der Wissenschaft vorwärts zu bringen. Dafür regte sich früh sein dichterischer Drang. Wie es die Zeit mit sich brachte und zumal die schlesische Sitte, auch sein großes Vorbild Opitz selber gethan, dichtete er bald in lateinischer, bald in deutscher Sprache. Auf ein „poematiorum juvenilium libellus“ folgte ein kleines deutsches episches Gedicht „Lucretia“, dazwischen fallen „Zwey Bücher von der Kunst hochdeutsche Verse und Lieder zu machen“, in denen er die Vorschriften seines Meisters Opitz im Einzelnen weiter ausführt. Seit 1642 wieder in Danzig, das ihm dann zur zweiten Heimath geworden ist, besuchte er von hier aus zum Jubelfest der Albertina 1644 Königsberg und knüpfte mit dem dortigen Dichterkreise [390] Verbindungen an. Obwohl unter dem Namen Tityrus in ihn aufgenommen, befreundete sich der Schlesier doch nicht dauernd mit dieser ostpreußischen Gesellschaft. Nach einer längeren Reise in die Heimath erhielt er 1648 das Conrectorat an der Marienschule und 1651 die Professur der alten Sprachen am Gymnasium in Danzig und verband damit 1653 und 1656 noch die Professuren der Beredtsamkeit und der Poesie. Während ihm unter der Last der Amtspflichten allmählich der Quell der deutschen Poesie versiegte, obwohl er noch 1661 sich mit einem „Wegweiser zur Hochdeutschen Verskunst“ trug, pflegte er die lateinische Poesie noch länger. Dazu verfaßte er eine Reihe von philologischen und oratorischen Schulschriften, von denen die „Manuductio ad excerpendum“ eine zweite Auflage erlebte, und viele Einladungsschriften zu den dichterischen und rednerischen Uebungen am Gymnasium, wie sie damals eben jeder Inhaber der genannten Professuren an einem Gymnasium, das etwas bedeutete, schreiben mußte und konnte. Außerdem pflegte er ebenfalls nach der Sitte der Zeit einen lebhaften Briefwechsel, von dem der mit seinen schlesischen Freunden noch erhalten ist. Er hatte in der Heimath ausgebreitete Beziehungen, die auch sein Leben hindurch anhielten. Schon seine Verwandtschaft war sehr ausgedehnt. T. hat das Glück gehabt, in L. H. Fischer einen warmherzigen Biographen und sorgfältigen Herausgeber seiner deutschen Gedichte zu finden. Sie zeigen ihn in der Wahl der Dichtungsarten, im Versbau und in der Handhabung der Sprache als getreuen Schüler und Nachahmer von Opitz; ihre Vorzüge sind die des schlesischen Naturells.

Johann Peter Titz’ Deutsche Gedichte, gesammelt und herausgegeben von L. H. Fischer. Halle a. S. 1888.