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Artikel „Thaler, Joseph“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 645, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thaler,_Joseph&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 14:05 Uhr UTC)
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Thaler: Joseph Th., Benedictiner, wurde am 15. October 1798 zu Ulten in Tirol als Sohn eines Bauern geboren und wuchs ohne eigentliche Erziehung heran, da er die Heerde seines Vaters hüten mußte. Vierzehn Jahre alt, kam er auf das Gymnasium nach Meran und von da nach Innsbruck, wo er sich dem geistlichen Stande widmete und in den Benedictinerorden eintrat. Er wurde hierauf Pfarrer zu Kains am Eingang des Passeierthales, wo er mehr als vierzig Jahre seines Amtes waltete und erst am 28. (oder 27.) December 1876 hochbetagt starb. T. hat sich als Dichter und Historiker bekannt gemacht und gehört zu der kleinen Zahl von Männern, die in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts den Versuch machten, Tirol wieder Antheil an dem geistigen Leben unseres Volkes zu verschaffen. Unter dem Pseudonym Lertha betheiligte er sich bereits an den von Johannes Schuler in den Jahren 1827–1829 herausgegebenen „Alpenblumen aus Tirol“, der ersten poetischen Blüthe dieser Renaissancebestrebungen. Im J. 1840 ließ er dann in Innsbruck eine Sammlung seiner Gedichte, betitelt: „Edelrauten von den Alpen Tirols. Vaterländische Dichtungen“ erscheinen. Als die bedeutendste unter ihnen gelten „Die letzten Starkenberger“, in denen Th. den Kampf der Edlen gegen Herzog Friedrich und ihre endliche Niederlage in Ottaverimen besingt. Im ganzen aber sind es Versuche sehr bescheidener Art, bei denen man mehr auf den guten Willen, als auf ihren inneren Werth sehen muß, da Th. mehr Beruf zum Gelehrten als zum Dichter besaß. Trotzdem wurden sie von der Tiroler Presse als bedeutende Leistungen gefeiert und dienten dazu, ihrem Urheber in seinen[WS 1] Kreisen einen gewissen Namen zu machen. Eine Auswahl von Thaler’s besseren Gedichten findet man in dem von Ignaz Pius Zingerle herausgegebenen Werke: „Tirol. Natur, Geschichte, Sage im Spiegel deutscher Dichtung“ (Innsbruck 1852). In späteren Jahren trat Th. nicht mehr als Dichter auf, sondern verlegte sich mit mehr Glück auf geschichtliche Studien. Er veröffentlichte eine „Geschichte Tirols von der Urzeit bis auf unsere Tage“ (Innsbruck 1854–1855), die drei Theile umfaßt und trotz ihrer ultramontanen[WS 2] Tendenz nicht unbrauchbar und bald vergriffen war, und betheiligte sich mit zahlreichen Beiträgen, darunter auch solchen zur tirolischen Ortsnamenforschung an der Zeitschrift des Ferdinandeums und an anderen tiroler Blättern. Seine letzte größere und zugleich verdienstlichste Arbeit war die Redaction des Werkes: „Der deutsche Antheil des Bisthums Trient. Topographisch-historisch-statistisch und archäologisch beschrieben von mehreren und herausgegeben von den Vereinen für christliche Kunst und Archäologie in Bozen und Meran“, dessen erste Lieferung im Jahre 1866 zu Brixen erschien, das aber nicht vollendet worden ist. Th. stand mit vielen deutschen und italienischen Gelehrten im Verkehr und hatte sich durch sein harmloses wohlwollendes Wesen viele Freunde erworben. Er war einer jener guten alten Herren, die unter dem kriegerischen Clerus unserer Tage immer seltener werden.

Vgl. Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1877, Nr. 4, S. 46. – Wurzbach XLIV, 137–138. – Ludwig Steub, Der Sängerkrieg in Tirol. Stuttgart 1882. S. 166, 174, 197, 360, 361.– Josef Egger, Die Tiroler und Vorarlberger. Wien und Teschen 1882. S. 463, 464, 466, 472, 512, 514. – Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Tirol und Vorarlberg. Wien 1893. S. 392, 393.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: senen
  2. Vorlage: ultromontanen