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Artikel „Thüna, Friedrich von“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 212–213, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Th%C3%BCna,_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:46 Uhr UTC)
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Thüna, Friedrich v. Th. (Thune, Thun), kursächs. Rath und Vertrauter Friedrich’s des Weisen, geb. um 1450, † Anfang 1535. Ueber seine Jugend und seinen Bildungsgang ist nichts bekannt; er erscheint seit 1489 als Amtmann zu Saalfeld, 1501 zu Altenburg, 1508 als Hofrichter ebenda, außerdem seit 1509 als Amtmann zu Weimar, wo er als Hauptmann auch dem Militärwesen vorstand, und übernahm dazu noch die Stellung eines kurfürstl. Rathes. Ueberdies lag die Verwaltung des eigenen Gutes Weißenburg (bei Orlamünde) und in den letzten Jahrzehnten seines Lebens auch die der ererbten Herrschaft Lauenstein (um Ludwigstadt in Oberfranken) auf seinen Schultern. Schon diese Häufung von Obliegenheiten läßt den kraftvollen und rührigen Mann erkennen. Das Bedächtige seines kurfürstlichen Herrn Friedrich’s des Weisen, dem er in treuer Anhänglichkeit ergeben war, wollte ihm nicht immer in den Sinn. Als 1509 durch die Bürgerwirren in Erfurt die Interessen der beiden betheiligten Mächte Kurmainz und Kursachsen berührt wurden, griff Th. auf eigene Verantwortung zu Gunsten seines Herrn ein, indem er gemeinschaftlich mit Friedrich v. Beulwitz eine von den Erfurtern herbeigerufene kurmainzische Gesandtschaft im Kloster Georgenthal (bei Ohrdruf) überraschte und zur Rückkehr zwang, die begleitenden Erfurter aber gefangen nach Weimar führte. Die weiteren Maßnahmen Kursachsens in der Erfurter Angelegenheit entsprachen nicht diesem kühnen Anlauf. Thüna’s Anregungen zu energischem Vorgehen, um Erfurt ganz unter sächsische Hoheit zu bringen, blieben ohne nachhaltige Wirkung, aber bis 1512 war er für seine Idee unausgesetzt thätig und zog sich dadurch den besonderen Haß der kurmainzischen Partei in Erfurt soweit zu, daß diese viele Beschwerdeschriften wider [213] Th. sowol beim Erzbischof wie bei Friedrich dem Weisen einreichte und seine Vorladung vor das Kammergericht verlangte. Th. wurde inzwischen von seinem Herrn vielfach zu diplomatischen Sendungen benutzt und begleitete den Kurfürsten als einflußreicher Vertrauter beim Besuche der Reichstage. Im J. 1521 finden wir ihn auch im Gefolge Friedrich’s des Weisen zu Worms. Er wurde dort von seinem Herrn zum speciellen Schutze Luther’s mit abgeordnet, begleitete den Reformator in die denkwürdige Sitzung vom 18. April und setzte ihn in den nächsten Tagen davon in Kenntniß, daß ihn der Kurfürst für einige Zeit in Sicherheit bringen und verbergen wolle. Zur Verhandlung über die durch Thomas Münzer in Allstedt hervorgerufenen Unruhen ward Th., der sich auch durch Beredsamkeit auszeichnete, nebst Hans v. d. Planitz 1524 vom Kurfürsten an den Dresdener Hof zum Herzog Georg entsandt. Während des Bauernkrieges 1525 empörten sich die Einwohner der Herrschaft Lauenstein, insbesondere die Bürger von Ludwigstadt gegen ihren Herrn, aber Th. der sonst gütig und wohlwollend war, zeigte sich hier unnachgiebig, indem er nicht nur die gestellten Forderungen nicht bewilligte, sondern auch der Stadt die Privilegien und Freiheitsbriefe entzog und vernichtete. Im folgenden Jahre hob Th. in Ludwigstadt die katholische Religionsübung auf und führte die Reformation ein. Die Lasten des Alters und der Pflichten bewogen Th. wiederholt bei Friedrich dem Weisen um Entlassung einzukommen, aber der Kurfürst mochte den treuen Diener nicht entbehren und wußte ihn zu halten. Erst unter Johann dem Beständigen scheint ihm der verdiente Ruhestand bewilligt worden zu sein.

v. Thüna, Friedrich von Thun, in der Zeitschrift des Vereins für thüring. Geschichte und Alterthumskunde XIV = N. F. VI, S. 325-374