ADB:Taler
v. Oechelhäuser, Neue Heidelberger Jahrbücher III, 186–87) nicht nur mit den Schweizern Wengen, Pfeffel, Steinmar, sondern auch mit dem Alemannen Wissenlo und dem zur Thüringer Schule gehörigen Schreiber zusammensteht. Das Bild der Handschrift läßt ihn knieend einem König eine Schriftrolle überreichen; dies hat man gewiß mit Recht auf Beziehungen zu Heinrich, Friedrich’s II. Sohn, gedeutet, der um sich einen Dichterkreis versammelte. Neifen, der hier eine große Rolle spielte, wird von T. neckend erwähnt. T. ist also doch wohl ein Angehöriger des schwäbischen Geschlechts, in dem (wie bei den benachbarten Neifen und den Wintersteten) ein Hofamt bei den schwäbischen Herzogen erblich war.
Taler: der Taler, Minnesänger der beginnenden Verfallzeit. Seine Sprache hat alemannische Eigenheiten; im übrigen ist die Herkunft schwer zu bestimmen, da es Herren von Tal in verschiedenen Gegenden gab. Meist hält man ihn für einen Schweizer, dann wäre es wohl der Ritter Leutold von Tal, 1255–1265, Dienstmann von St. Gallen. Seine Stellung in der Pariser Handschrift ist dafür aber nicht beweisend, da er in einem ursprünglichen unversehrten Senio des Grundstückes der Sammlung (Der Taler ist wol der jüngste Sproß dieser schwäbischen Hofdichtung. Erhalten sind von ihm ein Liebeslied mit einer enggehäuften Menge abgenutzter Reime und zwei der Originalität nicht entbehrende Liedchen. Nach Art jenes Dichterkreises verbindet er in dem ersten höfische Formen mit dörperlichem Inhalt, lehnt die Winterklage ab und enthüllt seine Dame als eine in Lumpen gehende Magd; das zweite zeigt ihn in Unterhaltung mit zwei Knappen, Hinz und Kunz, die seine gefährliche Liebesbotschaft nicht überbringen wollen. Ironie und äußere Virtuosität, Neigung, die alte Form mit neuem, ans Epische oder Dramatische streifenden Inhalt zu erfüllen, stammen aus der Schule Neifen’s; spielmannsmäßige Töne, wie der Farbencontrast der Schlußpointe des ersten Liedes, lagen in der Zeit. Aber dem Taler ganz eigen ist das Geschick, mit dem er auf Grund dieser Manieren vor den Augen des Zuhörers Novellen im Keim entstehen läßt (das Gelübde des Liebhabers, der Mord am Liebesboten) und sie dann durch ein realistisches Genrebild ablöst (Gang in den Heuschober, der Aepfel [363] essende Knecht). Vielleicht verdankt er seiner Originalität die handschriftliche Gruppirung zu dem Schreiber und Steinmar.
- Text: Bartsch, Schweizer Minnesänger S. 66 f. – Litteratur ebenda S. XLVII. – v. d. Hagen, Minnes. 4, 461. – Grimme in Pfeiffer’s Germania 35, 812.