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Artikel „Taaffe, Franz Graf“ von Karl Sommeregger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 668–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taaffe,_Franz_Graf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:11 Uhr UTC)
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Taaffe: Franz Graf T., Earl of Carlingford, kaiserlicher Feldmarschall und geheimer Rath, wurde 1639 auf Schloß Ballymote in Irland geboren als der zweite Sohn des Lord Theobald Taaffe, nachmals Earl of Carlingford, der 1665 und 1666 als Botschafter Königs Karl II. am Hofe Kaisers Leopold fungirte. Franz vollendete seine Studien in Olmütz mit großer Auszeichnung; er wurde schon 1665 vom Kaiser Ferdinand zum Pagen ernannt. Als der erste seines Hauses, das in der Folge so manchen hervorragenden Staatswürdenträger Oesterreich gegeben, trat er in kaiserliche Dienste. Er erfreute sich von Jugend auf des besonderen gnädigen Schutzes des Kaisers, wie auch des Herzogs von Lothringen. Herzog Karl ernannte ihn bald zum Rittmeister in seinem Cürassierregimente und übertrug ihm in der Folge auch die Sorge für die Erziehung seines ältesten Sohnes Leopold. Seit dem Jahre 1670 Oberstlieutenant im selben Regimente, commandirte T. dieses schon im November 1673 vor Bonn, zeichnete sich am 15. Juni 1674 bei Sinzheim und am 29. December desselben Jahres vor Mühlhausen aus, so daß der Feldmarschall Herzog von Bournonville in seiner Relation von letzterem Tage dessen besondere Tapferkeit und Umsicht überaus lobend hervorhob. Am 26. und 27. Juli 1675 commandirte er im ersten Treffen des rechten Flügels in der Schlacht von Saßbach, wo er sein hervorragendes militärisches Talent bewährte, ebenso in den Affären bei Ottenheim und Goldschier. Gegen Ende desselben Jahres wurde er von Generallieutenant Raimund Grafen Montecuccoli aus dem Feldlager von Weißenburg an den kurpfälzischen Hof mit dem Auftrage abgeschickt, gegen die dort beabsichtigte Abschließung eines besonderen Waffenstillstands- und Neutralitätsvertrages Vorstellungen zu erheben. Ein Jahr darauf war er als Commandant des Karl Lothringischen Cürassierregiments bei der Belagerung von Philippsburg und zeichnete sich im Gefechte bei Zabern durch so hervorragende Tapferkeit aus, daß ihm 1677 das vom Herzog von Lothringen zu seinen Gunsten resignirte Cürassierregiment (1775 aufgelöst) verliehen wurde. Im J. 1682 wurde ihm das böhmische Incolat verliehen; noch in demselben Jahre zum Generalmajor befördert, focht er als solcher mit Bravour gegen die Türken, nahm 1683 an der Belagerung von Neuhäusl theil, zeichnete sich im Gefechte bei Petronell als Commandant des Nachtrabs aus, machte die Gefechte bei Preßburg und am Bisamberge mit, that sich in der Entsatzschlacht von Wien am linken Flügel des Herzogs Karl von Lothringen kämpfend hervor, nahm weiter an dem Treffen bei Parkány, 1684 bei Szent-Endre, 1685 an der Blokade von Neuhäusl und an der [669] Schlacht von Gran den ruhmvollsten Antheil. Nach seiner im September 1685 erfolgten Beförderung zum Feldmarschalllieutenant wohnte er mit seinem Regiment noch 1686 der Belagerung von Ofen, 1687 der Schlacht am Berge Harsany bei. Ende 1687 zum General der Cavallerie befördert, machte er 1688 die Belagerung von Belgrad mit und rückte noch in demselben Jahre auf den Schauplatz am Rhein, 1691 auf jenen von Italien ab. Nach seiner 1694 erfolgten Beförderung zum Feldmarschall wurde T. nun in rascher Aufeinanderfolge zum Obersthofmeister des Herzogs Leopold Josef Karl von Lothringen, zum geheimen Rathe und 1698 zum Ritter des goldenen Vließes ernannt.

Nachdem er 1696 dem Feldzuge in Ungarn, 1697 jenem am Rhein beigewohnt hatte, fiel ihm, als der Herzog von Lothringen im Frieden von Ryswick wieder in die von seinem Oheim Karl IV. 1670 verlorene Herrschaft eingesetzt wurde, die Aufgabe zu, von diesen Landen im J. 1698 Besitz zu nehmen. Auch in Lothringen mit den höchsten Würden bekleidet – er war Gouverneur von Nancy, dirigirender Minister und Chef aller lothringischen Conseils –, starb er 1704 zu Nancy, wo seine letzten Ueberreste in der Kathedrale unter großen Ehren beigesetzt wurden. – Ein zeitgenössischer Schriftsteller sagt über T.: „Er war ein sehr galanter Mann, der sich bei allen Gelegenheiten ausgezeichnet, er hatte viel Verstand, Geschicklichkeit und Kenntnisse gehabt, sehr bedeutsam und überlegt gesprochen und sich zu allen Diensten, insbesondere zu Unterhandlungen geschickt“. Darum auch erwarb sich T. in hohem Grade die Fürstengunst, die, so wechselvoll sie auch sonst sein mag, ihm treu blieb bis an das Ende seiner Tage.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Feldzüge des Prinzen Eugen, herausgegeben vom k. u. k. Kriegsarchiv. – Mittheilungen des k. u. k. Kriegsarchivs 1883–1889. – Karminski, Feldmarschall Franz Graf Taaffe im Kriegsjahre 1683. – Wrede, Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. – Rinck, Leben und Thaten Kaiser Leopold I.