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Artikel „Streitt, Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 573, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Streitt,_Franz&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 04:00 Uhr UTC)
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Streitt: Franz St., Genremaler, geboren am 24. November 1839 zu Brody (Galizien) als der Sohn eines k. k. österreichischen Finanzbeamten, machte seine Kunststudien zu Krakau, wo er seine ersten Bilder zur Ausstellung brachte: „Polnische Eltern segnen ihren ins Feld ziehenden Sohn“ (1862); „Rauchende Lehrlinge“ (1864) und eine „Zigeunerfamilie“ (1865). Dann bildete er sich an der Akademie zu Wien unter Professor v. Engerth und malte einige Bilder nach Gedichten von Mickiewicz: „Der Leiermann“ (1860) und „Der Woiwode“, auch eine „Bacchantin“ und „Landpartie“ und ein großes historisches Bild „Johann, Herzog von Finnland (nachmals König Johann III. von Schweden) mit seiner Gemahlin Katharine und ihrem Sohne Sigismund, im Königskerker zu Gripsholm“. Offenbar angeregt durch Munkacsy schilderte St. den „Letzten Besuch“ einer Mutter und Gattin bei dem Verurtheilten im Gefängniß. Im J. 1871 übersiedelte St. nach München, wo sich der Einfluß von Piloty, Jos. v. Brandt und Kowalski-Wieruß bewährte. Hier entstand eine Reihe kleiner wohlausgeführter Genrebilder, zu welchen der Maler mit Vorliebe heimathliche Erinnerungen verarbeitete, darunter eine „Familienscene“, die „Bitte um Feuer“ und das später abermals wiederholte „Wandernde Quartett“ von Bettelmusikanten; eine Scene „Bei der Kartenschlägerin“, ein polnisches „Gänsemädchen“ und „Zigeunerkinder“ (1873). Darauf folgten „Der letzte Weg“ (Ausführung eines Verbrechers zum Schaffot), „Der erste Freund“ und „Der erste Schritt“ (1874), eine rothe Dame mit dem Blumenorakel „Er liebt mich!“ (1875) und eine „Aerztliche Consultation“. Unter den weiteren Arbeiten Streitt’s findet sich eine „Zigeunertruppe“ an einem Brunnen in einer ungarischen Pußta (1882), ein Fiedel spielender „Zigeunerknabe“ (1885, als Holzschnitt in Nr. 26 Ueber Land und Meer 1887), der humoristische „Kampf ums Dasein“ (1888) mit zwei Gruppen von fahrenden Musikanten, welche auf einem großen, schneebedeckten Platz, dessen Hintergrund ein österreichisch-polnisches Städtchen abschließt, um die Wette geigen, blasen und spielen. Sehr harmloser Natur war „Der eingeholte Deserteur“ (ein das eingefangene junge Lamm tragendes Mädchen), „Anziehungskraft der Erde“ (1888) und die „Zarte Anfrage“ (1889). Von langen asthmatischen Schmerzen erlöste der Tod den Künstler am 29. December 1890. Mit Franz St. „wurde nicht bloß ein Künstler. sondern auch ein braver Gatte, ein gesinnungstüchtiger Freund und ein edler Mensch zu Grabe getragen.“ Ein großer Theil seiner Skizzen, Studien und Zeichnungen wurde im März 1891 im Münchener Kunstverein zur Ausstellung gebracht.

Vgl. Wurzbach, Lexikon XL, 39. 1880. – Kunstvereinsbericht f. 1890, S. 77.