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Artikel „Straub, Josef Ignaz“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 609–610, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Straub,_Josef_Ignaz&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 05:13 Uhr UTC)
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Straub: Josef Ignaz St., geboren am 29. Juli 1773 in Hall als ältester Sohn des dortigen wohlhabenden Wirthes „zur goldenen Krone“, erhielt nach des Vaters frühzeitigem Tode durch den Vormund Ulrich Straub eine gute Erziehung, lernte durch Reisen ganz Tirol und Oberitalien kennen und übernahm nach dem Tode seines Vormunds das Wirthsgeschäft des Vaters, das, wie manche anderen, mit Beginn der Kriegswirren bald auch einen Sammelplatz der Patrioten bildete. Schon im Feldzuge des Jahres 1797 hatte St. sich durch seine Opferwilligkeit und Umsicht bekannt gemacht, 1805 als Unterschützenmeister des Haller Schützencorps wacker mitgekämpft und so die Aufmerksamkeit Hofer’s auf sich gelenkt, der ihm bald sein ganzes Vertrauen schenkte. Mit Leib und Seele der großen Sache ergeben, kannte St., als die Vorbereitungen zum Freiheitskampfe des Jahres 1809 begannen, kein anderes Ziel mehr, als die Wiedervereinigung des Vaterlandes mit Oesterreich. In rastloser Thätigkeit und mit Aufopferung seines gesammten, nicht unbeträchtlichen Vermögens warb er Schützen und organisirte Compagnien, die er in den Kämpfen bei Innsbruck und Hall umsichtig und heldenmüthig führte. Insbesondere am 11. und 12. April betheiligte er sich hervorragend an den Gefechten bei Volders und Innsbruck, so daß ihn der Hofcommissär Freiherr v. Hormayr durch eigenes Diplom zum Landesschützencommandanten ernannte. St. und Josef Haller wurde auch die schwierige Mission anvertraut, die kaiserlichen Unterstützungsgelder aus dem Hoflager von Ebersberg nach Tirol zu schaffen, was nach Ueberwindung zahlreicher Gefahren und Beschwerden glücklich gelang. Als dann wenige Wochen später das Kriegsglück sich wandte und General Marquis Chasteler am 13. Mai empfindliche Niederlagen bei Söll und Wörgl erlitt, bewährte sich der wackere Kronenwirth nicht nur im Kampfe, sondern er rettete auch den fälschlich des Verrathes beschuldigten Chasteler vor der Wuth des Volkes. Denn noch größer als seine Verdienste vor dem Feinde waren jene, welche er sich durch Erhaltung der inneren Ruhe, Ordnung und Sicherheit erwarb. Mit eiserner Entschlossenheit und nicht ohne eigene Lebensgefahr wußte St. alle Ausschreitungen zu unterdrücken, schützte er die öffentlichen Kassen und Staatsgüter vor Plünderung durch den Pöbel und die bairischen Beamten und Gefangenen vor Beraubung und Mißhandlung. Trotzdem wurde er im J. 1813 verhaftet und nebst anderen [610] Tirolern acht Monate lang in Baiern gefangen gehalten. Die Kämpfe um die Befreiung des Vaterlandes hatten St. schließlich sein ganzes Vermögen gekostet; in Würdigung dieser Opfer und der sonstigen Verdienste wurde ihm 1823 eine Pension von jährlich 500 fl. zuerkannt. St., eine der sympathischsten Gestalten aus dem Tiroler Freiheitskriege, starb am 16. October 1850 in Hall.

Staffler, Tirol und Vorarlberg I, 577. – Wurzbach, Biographisches Lexikon, 39. Bd. – Bartsch, Der Volkskrieg in Tirol, 1809.