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Artikel „Stern, Karl Walfried von“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 107–108, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stern,_Karl_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:30 Uhr UTC)
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Stern: Karl Walfried v. St. wurde am 16. Decbr. a. St. (28. Decbr. n. St.) 1819 auf dem Gute Piomets bei Weißenstein in Estland geboren und auf der Ritter- und Domschule zu Reval für die Universität vorgebildet. [108] In Dorpat, wo er sich von 1838 bis 1843 dem Studium der Volkswirthschaftslehre widmete, gehörte er mit ganzer Seele der litterarischen Studentenverbindung „Livonia“ an, deren Feste er durch manches Lied verherrlichte. Nach abgelegten Prüfungen nahm St. eine amtliche Stellung beim Domänen-Ministerium an, welche ihn ins Innerste des russischen Reiches, nach Rjäsan, abrief (1844). Noch in demselben Jahre ließ St. in Dorpat eine Sammlung seiner „Gedichte“ erscheinen. Diese Poesien, in denen das Gefühl in weichem, melodiösem Ausdruck vorherrscht, lassen einerseits den Einfluß der Romantik eines Eichendorff, Tieck, J. Kerner, andererseits aber auch das Bestreben erkennen, der Formgewandtheit eines Platen nachzueifern. Zwei Jahre später vereinigte er sich mit mehreren Freunden (Jegór v. Sivers, Schellbach, Glitsch, Wittorf) zur Herausgabe einer Sammlung von „Balladen und Lieder“ (1846), und dann ruhte seine Feder auf Jahrzehnte, da sein beschwerlicher Dienst die ganze Kraft des ohnehin schwächlichen Mannes erforderte. Nachdem St. noch in Orel, Pleskau und zuletzt (1852–55) in Nowgorod als Mitglied der Katastercommission thätig gewesen war, wurde er endlich des nomadisirenden Junggesellenlebens überdrüssig, und er erwarb das im Fellin’schen Gerichtsbezirk Livlands gelegene Vorwerk Wannamois, das er zu einem selbständigen Gute unter dem Namen Friedrichsheim um- und ausgestaltete. Im J. 1865 besuchte er zum erstenmale Deutschland, um wegen seines angegriffenen Körpers die Bäder von Teplitz zu gebrauchen. Hier stellte sich Blutbrechen ein, das ihn später wiederholt befiel und an den Rand des Grabes brachte. Er verkaufte daher sein Gut im April 1872 und siedelte nach Dorpat über, wo er am 19. Novbr. a. St. (1. Decbr. n. St.) 1874 starb. Die großen historischen Ereignisse der Jahre 1866 bis 1871 hatten ihn mächtig ergriffen und wieder der Poesie zugeführt; es entstand eine große Menge Gedichte, von denen er selbst meint, daß sie „vielleicht das Beste sind, dessen er fähig war auf dem Isolirschemel, auf welchem er seit seiner Studentenzeit sitze“. Viele derselben sind in die von Leopold v. Schröder besorgte neue Ausgabe der „Gedichte“ Stern’s (Dorpat 1877) aufgenommen worden. Ein Sohn Stern’s ist der neuerdings viel genannte Dichter Maurice Reinhold v. Stern.

Karl Walfried v. Stern. Ein grünes Blatt auf sein Grab. Von Jegór v. Sivers. Riga 1874.