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Artikel „Steffani, Christian“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steffani,_Christian&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:00 Uhr UTC)
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Steffani: Christian Friedrich St., evangelischer Theolog, geboren am 9. April 1780 in dem preuß. Flecken Wandersleben (Regierungsbezirk und Kreis Erfurt), empfing den ersten Unterricht von seinem Vater, der dort Organist und Lehrer war, und die eigentlich wissenschaftliche Vorbildung durch den Ortspfarrer und auf dem gothaischen Gymnasium, das damals unter F. W. Döring’s bewährter Leitung stand. Während eines siebenjährigen Aufenthaltes daselbst mußte er nach dem frühen Tode des Vaters und bei dem geringen Vermögen der Mutter einen Theil seines Unterhaltes durch Singen im Schülerchor und durch Stundengeben verdienen. Mit Unterstützung der herzoglichen Regierung widmete er sich dann in Jena der Theologie, bestand nach Vollendung seiner Studien die Candidatenprüfung in Gotha und übernahm zunächst eine Hauslehrerstelle in Friedrichsanfang, einem Forsthause des Thüringer Waldes unweit des Dorfes Crawinkel. Drei Jahre später folgte er einem Rufe nach Regensburg, wo er die Kinder von vier angesehenen Kauf- und Handelsherren zu unterrichten hatte und sich in einer so befriedigenden Lage befand, daß er erst nach fünf Jahren (1809) in die Heimath zurückkehrte. Vom Generalsuperintendenten Josias Löffler (A. D. B. XIX, 106 f.) zum sogen. Visitationscandidaten ernannt, begleitete er nun diesen als Protokollführer auf amtlichen Reisen und genoß zugleich freie Wohnung in dessen Hause. Weil sich ihm damit die sichere Aussicht auf baldige Versorgung eröffnete, verlobte er sich mit Friederike Bonsack, einer gebildeten Bürgerstochter aus Gotha, und feierte seine Hochzeit, sobald er im December 1812 Pfarrer in Laucha geworden war. Neben seinen geistlichen Pflichten wandte er sich jetzt wieder der liebgewordenen pädagogischen Thätigkeit zu, indem er eine Anzahl Knaben zur Erziehung bei sich aufnahm. In dem benachbarten Dorfe Hörselgau, wohin er 1833 in gleicher Stellung übersiedelte, setzte er, immer mit Beihülfe seiner Gattin, diese Anstalt fort und gründete zudem eine Fortbildungsschule für Jünglinge und eine Abendunterhaltungsgesellschaft für Männer, obwol ihn die mit seiner Pfarrei verbundene Landwirthschaft bedeutend in Anspruch nahm. – Inzwischen waren ihm zwei Söhne und drei Töchter herangewachsen. Den älteren Sohn sah er seit 1842 als seinen zweiten Amtsnachfolger in Laucha walten, und den Bund der mittleren Tochter mit einem Geistlichen gedachte er am 24. November 1846 eben einzusegnen, als ein Schlagfluß ihn plötzlich seinen Angehörigen und seinem Wirken entriß. – Ein Mann von echter Frömmigkeit, von lauterer und milder Gesinnung, heiter und anregend in gesellschaftlichen Kreisen und ein trefflicher volksthümlicher Redner, fühlte er sich von seinem Berufe und dem Leben in seinem Dorfe so sehr angezogen, daß er öfter im Scherze äußerte: „Und wenn ich auch dreimal wiedergeboren würde, so wollte ich doch immer wieder Pfarrer werden und zwar allemal in Hörselgau“. An seiner theologischen und pädagogischen Fortbildung arbeitete er in freien Stunden rüstig weiter und lieferte auch verschiedene [554] Abhandlungen in die Darmstädter „Allgemeine Kirchenzeitung“, wobei er jedoch seinen Namen verschwieg, da ihm der Beifall des Mitherausgebers K. G. Bretschneider vollständig genügte. Ferner veröffentlichte er noch in selbständiger Form: „Historische Fragen und deren Beantwortung für die Jugend. Zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung“ (1811; 2., vermehrte Aufl. 1816) und „Dr. Martin Luthers Leben und Wirken“ (1826; neue Ausg. 1831), ein „Supplementband“ zu: „Dr. Martin Luthers Werke. In einer das Bedürfniß der Zeit berücksichtigenden Auswahl“. Der letzteren Schrift hat S. meist das seltene Buch des Joh. Mathesius: „Historien von … Doctoris Martini Luthers anfang, Lehr, leben vnd sterben“ (Nürnberg 1570) zu Grunde gelegt und die alterthümliche und treuherzige Sprache der Urschrift möglichst beibehalten.

Meusel, Gel. Teutschl. XX (1825), 586. – Allgemeine Kirchenzeitung, Jahrg. 1847, Nr. 28, Sp. 246–248. – N. Nekrolog, 24. Jahrg., 1846, 2. Thl. (1848), S. 773–75. – Der Unterzeichnete in J. Petzholdt’s N. Anzeiger f. Bibliogr. und Bibliothekwiss., Jahrg. 1881, Aug. und Sept., S. 265 f. – Vgl. auch: A. Beck, Geschichte d. gothaischen Landes, Bd. III, Thl. I, Gotha 1875, S. 451 und 369. (Außerdem gef. Mittheilungen von Pfarrer Jul. Steffani in Laucha.)