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Artikel „Spangel, Pallas“ von Karl Hartfelder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 32–33, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spangel,_Pallas&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:42 Uhr UTC)
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Spangel: Pallas S., aus Neustadt a. H., geboren wahrscheinlich in den vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts, † im Juli 1512 zu Heidelberg. Scholastischer Theologe und doch Freund des Humanismus. – Wahrscheinlich hat er seine erste Bildung in der Lateinschule seiner Vaterstadt erworben. Im Jahre 1460 wurde er in Heidelberg immatriculirt als Pallas de Noua ciuitate (vgl. G. Töpke, Matrikel der Universität Heidelberg I, 303). Sodann wurde er den 6. October 1466 „ad licenciam in artibus baccalarii“ zugelassen. Von jetzt an kam er an der Hochschule rasch vorwärts: er wurde Baccalaureus der Theologie, Prüfungscommissär (temptator) in der Artistenfacultät, Decan dieser Facultät, und schon 1477 Rector der Hochschule, welches Amt er noch dreimal in der Folgezeit bekleidet hat. Vgl. die Belege bei Töpke a. a. O. I, 354, 378, 398, 442, 443, 466. II, 402, 407, 409, 410, 614–616. Vermöge des hohen Ansehens, das er an der Universität genoß, hatte er öfters den Auftrag dieselbe zu vertreten. Als im Jahre 1483 der berühmte Johannes von Dalberg (Camerarius) als neugewählter Bischof von Worms nach Heidelberg kam, erhielt S. mit zwei weiteren Lehrern der Hochschule den Auftrag, demselben ein Geschenk der Universität zu überreichen (K. Morneweg, Joh. v. Dalberg (Heidelberg 1887) S. 63). Im August 1486 hielt er die Gedächtnißrede auf Marsilius v. Inghen, den ersten Lehrer und Organisator der Heidelberger Hochschule. Im März 1489 besuchte Kaiser Maximilian Heidelberg. Im Auftrage der Universität begrüßte ihn S. mit einer lateinischen Rede, die sich noch erhalten hat: Oratio extemporalis habita ad Maximilianum Romanorum regem, wieder gedruckt bei M. Freher, Rer. German. Script. II. ed. Struvius, p. 465. Im gleichen Auftrag hielt er die akademische Trauerrede, als den 25. Januar 1501 Margaretha, die Gemahlin des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, starb. Die Rede wurde in Heidelberg gedruckt unter dem Titel: „Funebris oratio Pallantis Spangel Theologiae professoris ad Universitatem Heidelbergensem facta de Illustrissime domine Margarete morte Conthoralis quondam Serenissimi Principis etc. Philippi Comitis palatini Rheni etc.“ Seine größte schriftstellerische Leistung ist die Herausgabe eines zweibändigen scholastischen Werkes, der Scripta des [33] Thomas de Argentina super quattuor libros sententiarum, das 1490 bei Martin Flach in Straßburg erschienen ist. Vgl. die ausführliche Beschreibung dieses Werkes bei Andr. Caronti, Gli incunaboli della R. bibliotheca universitaria di Bologna (Bologna 1889) S. 484. Obgleich tüchtiger Scholastiker, ist S. doch ein hochgeschätzter Freund zahlreicher Humanisten. Sein dankbarer Schüler und späterer Freund ist der berühmte Jakob Wimpheling. Bei dessen Streit über die Kapuze des hl. Augustin betheiligte sich S. zu Gunsten Wimpheling’s. Demselben Kreis gehört sodann Adam Werner v. Themar an, zuerst Mitglied der Artisten- und später der juristischen Facultät Heidelberg, lateinischer Dichter und Uebersetzer classischer Schriftsteller. Von ihm hat sich ein kleines Gedicht an S. erhalten. Vgl. K. Hartfelder, Werner v. Themar (Karlsruhe 1880) S. 24. Der größte von Spangel’s Schülern ist Philipp Melanchthon, welcher von 1509–1512 im Hause Spangel’s lebte und dem Heidelberger Lehrer sein ganzes Leben ein treues und pietätvolles Andenken bewahrt hat. Er rühmte dessen gutes Latein, das er von dem berühmten Rudolf Agricola gelernt haben soll. Aus den Angaben Melanchthon’s ersehen wir auch, daß S. keineswegs als „Reformator vor der Reformation“ bezeichnet werden kann. Er war vielmehr gläubiger Katholik, zugleich ein Freund der Humanisten und ihrer Bestrebungen. Seine Grabschrift rühmt ihn als „geschickt und werth, als treu und fromm, gerecht und hoch gelehrt“, der nie seinen eigenen Vortheil gesucht habe.

Litteratur: K. Hartfelder, Philipp Melanchthon als Praeceptor Germaniae (Heidelberg 1889;) S. 18–24, woselbst die ältere Litteratur verzeichnet ist. Ergänzungen dazu in der Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins. N. F. VI., 161–163. – Weitere Mittheilungen über S. aus einer Handschrift der Universität Upsala stellt H. Holstein in Aussicht.