ADB:Schwarzenberg, Adolf Graf von

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Artikel „Schwarzenberg, Adolf Graf v.“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 259–262, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarzenberg,_Adolf_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Schwarzenberg: Adolf Graf v. S. Der identische Ursprung der heutigen Fürsten zu S. mit den jetzt noch in Baiern blühenden Grafen von Seinsheim ist urkundlich sichergestellt. Franken ist das Stammland der Seinsheim und Schwarzenberg; dort steht noch heute das Stammschloß der Letzteren im Besitze [260] der einst reichsunmittelbaren und souveränen Fürsten zu S. Ein Friedrich v. Seinsheim wird schon im 10. Jahrhundert – also in einer bereits historisch klarer gestellten Zeit – als ein rühmenswerther fränkischer Feldherr genannt. Urkundlich erwiesene Thatsache ist der Beitritt eines Erkinger v. Seinsheim, 1409, zu einem Ritterbunde. Dieser Erkinger (geboren 1362) ist der eigentliche und directe Stammvater der heutigen Fürsten zu S. und der erste Träger dieses so ruhmvoll gewordenen Namens. Er galt als ein im Krieg und Frieden ausgezeichneter Mann und stand in hohem Ansehen bei Kaiser Sigismund als dessen Rath und oberster Feldhauptmann. Historische Thatsache ist seine Erhebung im J. 1429 „auf Grund seiner Verdienste um Kaiser und Reich, weil er manche Jahre in wälschen Landen gegen die Ketzer, und in andern kaiserlichen Geschäften gegen des Kaisers und des Reiches Feinde fleißig, ritterlich und streng gedient und sich in vielen andern Sachen tugendlich erwiesen zu einem rechten Frei- und Bannerherrn des Reiches“ auf das von ihm 1406 erworbene, früher stets von Grafen und Freiherrn innegehabte Oberjägermeisteramt des Stiftes Würzburg und auf die 1420 verkaufte, dem Reiche zu Lehen angetragene Herrschaft S., von welchem Schlosse er sich von nun an den Namen beizulegen begann, was seine Nachkommen immer nachdrücklicher fortsetzten. Die zahlreiche Nachkommenschaft aus dessen beiden Ehen repräsentirte nunmehr zwei Hauptlinien des Hauses und zwar bildeten die Kinder aus der ersten Ehe die ältere fränkische oder Stephansbergische Linie, die Nachkommen aus der zweiten Ehe die jüngere fränkische oder Hohenlandsbergische. Als sich später S. in den Niederlanden, in Friesland, Lüttich und Jülich niederließen, wurde die Stephansbergische Linie die „Niederländische“ genannt, aus welcher sich die jüngere „Lüttich’sche“ oder „Edmond’sche“ als besonderer Ast auszweigte. Als eine glänzende Zierde seines Hauses wird Johann II. aus der Hohenlandsbergischen Linie genannt, welcher 1528 starb. Sein älterer Sohn Christoph (geboren 1488) wanderte „der Religion wegen“ nach Baiern aus und wurde der Stifter des baierischen Astes der Schwarzenberge, der sich wieder in einen älteren und jüngeren Zweig theilte. Sein jüngerer Bruder Friedrich setzte die fränkische Linie fort. Friedrich’s ältester Sohn Johann III. wurde auf dem Reichstage zu Augsburg 1566 vom Kaiser Maximilian II. mit seinen Brüdern Paul und Friedrich dem Jüngeren, dann mit seinen Vettern von der baierischen Linie in den Grafenstand erhoben. Hierdurch wurde die Schwarzenberg’sche Stammherrschaft S. in Franken eine unmittelbare Reichsgrafschaft. Mit dem kinderlosen Grafen Johann erlosch 1588 die fränkische Linie des Schwarzenberg’schen Hauses und die Stammgüter gingen an den baierischen Ast über, welcher auch bereits in zwei besonderen Zweigen blühte, von denen der jüngere mit Wolfgang Jacob 1618, der ältere, – dem die Stammgüter in Franken zufielen, – mit Graf Georg Ludwig, einem um Oesterreich verdienten Staatsmann, im J. 1646 erlosch. Seine Besitzungen gingen an die niederländische Linie des Gesammthauses S. über, welches vom Kaiser Rudolf II. im J. 1599 das Grafendiplom erhielt. Von dieser Linie, und zwar dem jüngern Lüttich’schen oder Edmond’schen Aste stammen die heutigen Fürsten zu S. und ist Wilhelm I., Sohn Erkinger III. der unmittelbare Ahnherr derselben. Im goldenen Ehrenbuche der Schwarzenbergischen Geschichte glänzen auch in hervorleuchtender Weise, obschon nicht als Krieger in eigentlicher Bedeutung dieses Wortes, aber doch als feste und unerschrockene Kämpfer in den Wirren und Stürmen ihrer Zeit Adolf’s Sohn Graf Adam und sein Enkel Johann Adolf. Das Fürstendiplom Kaiser Leopold I. vom 14. Juli 1670 verherrlicht das Andenken Adam’s auf glänzende Weise. Verschiedene Gründe, besonders aber das mehrere Generationen hindurch drohende Erlöschen des Hauses, dann auch die Verwaltung eines ausgedehnten Güterbesitzes hielten die nachfolgenden Fürsten [261] von dem Eintritte in die kriegerische Carriere ab. Als die hervorragendsten Krieger des Hauses galten die weiter unten angeführten.

Berger, Frdr. Karl Fürst zu Schwarzenberg etc. in Streffleur’s öst. milit. Zeitschr. Wien 1863, IV.

Adolf Graf v. S. (geboren 1547, † am 29. Juli 1600) aus der niederländischen Hauptlinie des Hauses, Enkel Wilhelm’s I. († 1526) und Sohn Wilhelm’s III. († 1557) aus dessen Ehe mit Anna v. d. Harff. Gleich den beiden Vorgenannten verewigte sich auch A. als Krieger von hervorragender Berufsstellung. Seine ersten Waffenthaten gehören der Zeit der Kämpfe Philipp’s II. mit den aufständischen Niederländern und dem Kriege Heinrich’s III. gegen die Hugenotten an; er focht da unter der Fahne Spaniens und des katholischen Frankreichs. Der Kurfürst von Köln ernannte ihn zum Geheimrath, General und Landhofmeister; auch begegnen wir ihm als Marschall und Statthalter im Lüttichschen. – Wie so viele seiner Landsleute und Standesgenossen suchte auch A. v. S. im Türkenkriege Waffendienst und Ehre. Es war zur Zeit, da Peter Graf v. Mansfeld als Adlatus Erzherzog Maximilian III. die kaiserlichen Streitkräfte in Ungarn gegen die hier längst heimisch gewordene Macht der Osmanen befehligte. In seinem Lager fand sich auch 1594 A. v. S. mit dem von ihm geworbenen Wallonenregimente als einer der Feldobersten ein. Hier wurden Niklas Pálffy und Franz Nádasdy seine Waffengenossen. S. betheiligte sich an den heißen Kämpfen um das von den Türken besetzte Gran (Juli und Septbr. 1594). Zuerst gelang (24. Juli) die Erstürmung von Párkány, dann wurde die Belagerung Grans eifrig fortgesetzt und nach dem beklagenswerthen Tode des Mansfelders (14. August) die Uebergabe der wichtigen Burgstadt (2. Septbr.) und bald darauf auch der Donaufeste Vissegrad (Plintenburg) erzwungen. Den Oberbefehl überkam damals Erzherzog Mathias, der ihn bald darauf an seinen Bruder Maximilian III. abgeben mußte. Als Sultan Mohamed III. zur persönlichen Heerfahrt rüstete, beeilte man sich, Waitzen und Hatvan (1595 Sept.) zu nehmen und dann vor allem das bedrohte Erlau zu decken. So kam es am 26. October zur blutigen Entscheidung vor Mezö-Keresztes; der anfängliche Sieg der Kaiserlichen verwandelte sich zufolge der voreiligen Beutelust der Söldner in eine schwere Niederlage. Um so heftiger entbrannte dann der Festungskrieg in Westungarn. An jenen Kämpfen hatte A. v. S. regen Antheil genommen, hier tritt er bald in den Vordergrund, Niklas Pálffy, dem Feldhauptmanne Ungarns diesseits der Donau, zur Seite; das Kriegsjahr 1598 wurde sein Ehrenjahr. Den 28. März erscheinen sie vor Raab und erstürmen den wichtigen Waffenplatz. Bevor der neuernannte Generalissimus, Erzherzog Mathias von Wien eingetroffen, eroberten A. v. S. und Pálffy 6. April Totis und Sz. Märton (Eisenstadt) und rasch darnach Gesztes, Veszprim und Palota. Gern wären sie sofort gegen Ofen, das Hauptbollwerk der Türkenherrschaft, aufgebrochen, allein das verspätete Eintreffen neuer Streitkräfte und das Austreten der Gewässer hinderte dies. Erst im October 1598 konnten sie das Lager vor Altofen aufschlagen und A. v. S. bezwang die Wasserstadt, im Kampfe verwundet, aber die Ueberlegenheit feindlicher Waffenmacht zwang am 3. November die Kaiserlichen zum Abzuge. Der Großvezier Ibrahim Pascha, Nachfolger des wegen unglücklicher Heeresführung hingerichteten Saturdschi-Pascha, versuchte, bald nach dem vergeblichen Angriffe Schwarzenberg’s und Pálffy’s auf Stuhlweißenburg, Friedensunterhandlungen mit den Kaiserlichen, die jedoch zu keinem Ergebnisse führten und rückte dann vor Raab. S. mußte sich wegen Mangels an Reiterei in der Defensive verhalten. Doch zog das türkische Hauptheer unter großen Verwüstungen und verfolgt von den Ungarn ab. Die Eroberung Raabs hatte A. v. S. zum berühmten Manne gemacht; der Kaiser ließ Medaillen prägen, [262] Denksäulen zu seinen Ehren aufrichten, ertheilte ihm mit eigener Hand den Ritterschlag, beschenkte ihn mit Gütern und Geld, mit dem erblichen Reichsgrafenstand (1599), und einer Mehrung seines Wappens. Er stand damals auf der Höhe seines Lebens, weiterer Erfolge gewärtig, als ihn die Meuterei der Söldner in Pápa – sie wollten die Feste an den Feind verrathen – am 26. Juli 1600 dahin rief. Furchtlos stellte er sich den Meuterern in den Weg, um sie zum Gehorsam zu verweisen, da traf ihn eine Kugel und machte seinem rühmlichen Kriegerleben ein Ende. Aus seiner Ehe mit Margarethe Wolff, Freiin v. Metternich zu Gracht, hinterließ er den einzigen Sohn Adam, der die nachmals fürstliche Linie der Schwarzenberge aufrecht hielt.

Hormayr, Archiv f. G., St. u. s. w. 1822, Nr. 24, 25 über die den Verewigten betreff. Medaillen. – Oest. Milit. Zeitschr. 1829 I u. IV über einige Kriegsthaten A. v. Schwarzenberg’s. – Hammer, G. des osman. R. IV. – Feßler-Klein, Gesch. Ung. III. – Wurzbach, XXXIII. Die Zusammenstellung der auf Schwarzenberg’s ungarische Kriegsthaten bezüglichen glchz. Relationen von 1596–1599. s. bei Kertbeny (Benkert), Ungarn betreffende deutsche Erstlingsdrucke 1454–1600. Budapest 1880.