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Artikel „Schwartzerdt, Georg“ von Karl Hartfelder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 216–217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwartzerdt,_Georg&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 16:27 Uhr UTC)
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Schwartzerdt: Georg S., Geschichtschreiber, geboren nach 1497, † nach 1560. Er ist der zweitälteste Sohn des pfälzischen Rüstmeisters Georg S. († 1507), dessen ältester Sohn als Philipp Melanchthon eines Weltrufes genießt. Vermuthlich hat er mit seinem Bruder denselben Anfangsunterricht genossen, zuerst in dem Geburtsort Bretten, einer kleinen damals pfälzischen, jetzt badischen Stadt, sodann in Pforzheim auf der Lateinschule, aus der viele berühmte Männer hervorgegangen [217] sind. Sodann folgte er seinem Bruder Philipp nach der Hochschule Tübingen, woselbst er den 24. März 1514 als Georgius Schwartzerd de Bretten in die Matrikel eingetragen ist (vgl. Roth, Urkk. z. Geschichte d. Universität Tübingen, S. 597). Wann er die Hochschule verließ, und welche weiteren Schicksale er zunächst erlebte, wissen wir nicht. Sicher ist, daß er im J. 1525, zur Zeit des großen Bauernkriegs, wieder in seiner Vaterstadt Bretten war. Hier dürfte er den größten Teil seines Lebens verbracht haben. Als gebildeter und wohlhabender Mann rückte er bald zu geachteter Stellung auf. Schon 1531 wird er als Mitglied des Gerichts erwähnt, 1546 ist er Schultheiß von Bretten (vielleicht war er es schon früher geworden); 1548 ist er kurfürstlich-pfälzischer Keller, d. h. Rentmeister ebendaselbst. Er hatte aus drei Ehen zwölf Kinder, unter denen Sigismund, der in Wittenberg studirte und später Lehrer an der Hochschule Heidelberg wurde, ihm besondere Freude machte. Mit seinem Bruder Philipp stand Georg in dauerndem Verkehr; er besuchte ihn auch einmal zu Wittenberg. Leider sind die Briefe, welche die Brüder gewechselt haben, bis auf zwei verloren, welche in deutscher Uebersetzung in Tischer’s Leben Melanchthons (als Anhang) abgedruckt sind. In den kirchlichen Kämpfen der Kurpfalz hat Georg sich als überzeugungstreuer Lutheraner bewiesen. – Durch drei historische Arbeiten hat er sich eine geachtete Stellung in der historischen Litteratur erworben: 1) „Nachricht von dem Bauernaufruhr von anno 1514–1526“, herausgegeben von J. Würdinger im Neuburger Collectaneenblatt, Jahrg. 43 (vgl. dazu die Sitzungsberichte der Münchener Akad. (phil.-hist. Klasse) 1879. I, 207–217). Die vorläufigen Bauernempörungen, welche dem Bauernkrieg von 1525 vorangingen, sind einleitungsweise behandelt. Den Hauptinhalt bildet die Erzählung von den Schicksalen des Bruhrains und des Kraichgaus im Bauernkrieg 1525. – 2) Die zweite Schrift ist eine Erzählung von der Belagerung Brettens im Jahre 1504 durch Herzog Ulrich von Württemberg, abgedruckt bei Mone, Quellensammlung z. bad. Landesgesch. II, 1–17. – 3) Die dritte Arbeit ist eine „Pfälzische Reimchronik“, welche die Ereignisse von 1536–1561 beschreibt, aber vielleicht am Anfang verstümmelt ist. – Gemeinsam ist den drei Arbeiten eine redliche Hingabe an den Stoff, ein ausgesprochener Pfälzer Patriotismus und eine religiöse Auffassung der Ereignisse.

K. Hartfelder, Zur Geschichte des Bauernkriegs in Südwestdeutschland (Stuttgart 1884), S. 14–23, woselbst die ältere Litteratur verzeichnet ist. – Fr. X. v. Wegele, Gesch. d. deutschen Historiographie (München u. Leipzig 1885), S. 301.