ADB:Schwartze, Moritz Gotthilf
Bunsen’s „Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte“ Theil I, 1845 arbeitete er S. 517–645 eine „Vergleichung des Altägyptischen mit dem Coptischen, und des Aegyptischen überhaupt mit dem Semitischen“, Arbeiten, die wie das ganze Werk Bunsen’s das Gepräge des Verfrühten an sich tragen. Doch verriethen sie jedenfalls tüchtige Fachkenntnisse und trugen dem Verfasser 1845 die Ernennung zum Prof. extraord. der koptischen Sprache und Litteratur ein. Auf diesem Gebiete sind von den Fachkennern besonders seine Textausgaben geschätzt worden. Es erschien 1843 „Psalterium in dialectum copticae linguae Memphiticam translatum quattuor evangelia coptice“ [216] 1846.[WS 1] An der Veröffentlichung anderer gelehrter Arbeiten hinderte ihn sein 1848 erfolgender Tod. – Es erschien nach seinem Tode zuerst, von seinem ehemaligen Zuhörer H. Steinthal herausgegeben, 1850 die koptische Grammatik (493 S.), an der in der Zeitschrift der deutschen morgenl. Gesellschaft, Jahrg. 1851, S. 275, 425, besonders die ausführliche Behandlung der Lautlehre und die genaue Untersuchung der dialektischen Verschiedenheiten des Memphitischen, Sahidischen und Basmurischen gerühmt werden. Zur Syntax waren nur zerstreute Beobachtungen gesammelt. Der Verfasser war eben über der Arbeit dahingestorben. – 1851 gab J. H. Petermann heraus: Pistis Sophia, opus gnosticum Valentino adjudicatum e cod. mscr. Londinensi descripsit et latine vertit (390 S., kopt. 246 S. lat.), vgl. dazu die oben angef. Zeitschr. Jahrg. 1852, S. 296–298 (Kosegarten). Neuerdings sind noch „Bruchstücke der oberägyptischen (sahidischen) Uebersetzung des Alten Testaments“ in den Nachrichten der k. Ges. der Wissensch. zu Göttingen, Jahrg. 1880, Nr. 12, S. 401–440 von Ad. Erman[WS 2] veröffentlicht. – Die ebenfalls von S. in Angriff genommene Aufgabe einer Ausgabe des koptischen neuen Testaments wurde 1852 von Paul Boetticher (de Lagarde) aufgenommen, vgl. Zeitschrift der deutschen morgenl. Gesellschaft, Jahrg. 1853, S. 115–121 (H. Brugsch).
Schwartze: Moritz Gotthilf S., geboren 1802 in Weißenfels (preuß. Prov. Sachsen), vorgebildet auf der Klosterschule Roßleben, studirte in Leipzig, von 1821–1826 erst zwei Jahre Geschichte und Philosophie, dann drei Jahre Theologie. Nachdem er darauf Hauslehrer beim Herzog Emil von Holstein-Sonderburg-Augustenburg gewesen war, promovirte er 1829 in Halle als Dr. phil. mit der Dissertation „De Jove Ammone et Osiride“. Nach abermaliger Hauslehrerschaft bei einer polnischen Adelsfamilie, studirte er zu Berlin von neuem Theologie und bewarb sich bei der theologischen Facultät daselbst um die venia docendi mit einer Dissertation „De Hebraeorum scepsi“. Die Facultät wies das Begehren ab, weil er in seiner Arbeit „die Meinungen der Gegner“ und überhaupt „die strengere Theologie nicht hinreichend berücksichtigt habe“ (sic), gab ihm aber den Rath, „mit seiner Arbeit sich den Zugang in die Kreise der Philosophen zu bahnen“ (sic). S. befolgte diesen gewiß sehr wohlgemeinten Rath und habilitirte sich in der philosophischen Facultät zu Berlin für das Fach der allgemeinen Religionsgeschichte im J. 1834. In dieser Stellung veröffentlichte er zuerst 1843 sein Werk über: „Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens“, I. Theil, welcher „Darstellung und Beurtheilung der Entzifferungssysteme der drei altägyptischen Schriftarten, 2183, S. 4°“ enthält. – Für
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe Diskussionsseite
- ↑ Johann Peter Adolf Erman eigentlich Jean Pierre Adolphe Erman, (1854–1937); deutscher Ägyptologe und Begründer der Berliner Schule der Ägyptologie