Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schuster, Joseph“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 103–104, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schuster,_Joseph&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 16:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Schuster, Martin
Band 33 (1891), S. 103–104 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph Schuster (Komponist) in der Wikipedia
Joseph Schuster in Wikidata
GND-Nummer 119267632
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|103|104|Schuster, Joseph|Robert Eitner|ADB:Schuster, Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119267632}}    

Schuster: Joseph S., geboren am 11. August 1748 zu Dresden und † am 24. Juli 1812 ebendaselbst. Sein Vater, Bassist an der Hofcapelle in Dresden, bestimmte ihn schon in früher Jugend zum Studium der Musik und unter Schürer’s Anleitung genoß er die beste Schule, auch wird er wohl als Knabensänger der Hofcapelle bereits angehört haben, obgleich wir darüber keine Nachrichten haben. Hier wird sich auch die Freundschaft mit dem gleichaltrigen [104] Franz Ignaz Seydelmann gebildet haben, die sie fürs ganze Leben band und die noch dadurch befestigt wurde, daß sie stets gleichzeitig im Amte an der Hofcapelle befördert wurden und zwar oft in gleicher Eigenschaft, so daß die Beförderung des Einen, bis auf das Datum, die Beförderung des Anderen einschließt. S. trat im J. 1764, also mit 16 Jahren, als Bassist in den Verband der Hofcapelle, zeichnete sich hier bereits als Componist so hervorragend aus, daß, als Naumann 1765 vom Kurfürsten nach Italien behufs Anwerbung von Sängern geschickt wurde, S. und Seydelmann ihn begleiten durften, um Kenntniß von dem Musiktreiben in Italien, dem damaligen eingebildeten Eldorado für jeden Musiker, zu erhalten. Zurückgekehrt, überreichten sie beide dem Kurfürsten eine Messe ihrer Composition, wofür sie ein Geldgeschenk erhielten; am 16. Januar 1771 wurde ihnen schriftlich zugesagt, daß sie für jede eingereichte Kirchencomposition ein bestimmtes Honorar empfangen sollten und am 25. April 1772 erhielten sie die Anstellung als Kirchencomponisten mit 200 Thlr. jährlichem Gehalt. Die Capelle besaß zu der Zeit vier Componisten: Schürer, Naumann und die beiden Neuangestellten. In den Jahren 1774–76 und 1778–82 hielt er sich in Italien auf, theils um zu studiren, theils um auf italienischen Bühnen seine Opern aufzuführen, die in Italien großes Gefallen erzeugten, wohl aber auch um Sänger zu werben, denn die italienischen Sänger waren Zugvögel, die nirgends lange aushielten und sich durch Versprechungen leicht zum Contractbruch verleiten ließen, besonders da den Castraten fast durchweg die Eigenschaft des Geizes anhaftete. So kam es, daß größere Capellen wie die sächsische fortwährend in Noth waren, die entstandenen Lücken zu füllen. Am 17. Februar 1787 wurde S. zum Capellmeister ernannt. Bei seinem zweiten Aufenthalte in Neapel soll ihn auch der König von Neapel zum Titularcapellmeister ernannt haben, ein Beweis, wie er nur allzusehr als Componist in die Fußtapfen der Italiener trat. – Als Componist war er ungemein fruchtbar; man zählt von ihm 27 Opern und Singspiele, eine große Anzahl Messen, Vespern, Litaneien, Stabat mater, Oratorien, Te Deum und viele kleinere Kirchenmusiken. Das Kirchenarchiv der katholischen Kirche in Dresden besitzt im Manuscript zahlreiche Werke, darunter allein 19 Messen. Auch für Kammermusik schrieb er vieles. Gedruckt ist nur weniges: eine Cantate, Lob der Musik, Leipzig bei Breitkopf 1784 (Bibl. Berlin und Wernigerode) und eine Sammlung kleinerer Clavierpiecen zu vier Händen, Dresden bei Hilscher unter französischem Titel (Bibl. Berlin). Zahlreiche Handschriften, auch Autographe, besitzen die Bibliotheken zu Berlin, Königsberg u. a. Schuster’s Stil entbehrt jeglicher Tiefe und eine leichte angenehme Erfindungsgabe mit einem geschickten Gestaltungstungstalent verbunden, blendete einst den Zuhörer und machte ihn zum Liebling des Publicums. Mit seinem Tode traten andere an seine Stelle, die es ebenso machten und so war er auch mit dem Austritt aus dem Wirkungskreise vergessen. Sein Porträt findet man im 15. Bde. der Allg. musik. Ztg., Leipzig, Breitkopf & Hartel, Beilage Nr. 7.