Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schulz, Otto August“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 258–260, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulz,_Otto_August&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Schum, Wilhelm
Band 54 (1908), S. 258–260 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Otto August Schulz in Wikidata
GND-Nummer 117247146
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|258|260|Schulz, Otto August|Karl Friedrich Pfau|ADB:Schulz, Otto August}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117247146}}    

Schulz: Otto August Sch., verdienter Buchhändler zu Leipzig und Begründer der gleichnamigen Buch- und Autographenhandlung daselbst. Geboren am 2. October 1803 zu Leipzig, besuchte er die dortige Rathsfreischule und widmete sich nach Abgang von derselben, im J. 1818, dem kaufmännischen Berufe, indem er in das Commissions- und Speditionsgeschäft von W. F. Kunze & Co. als Lehrling eintrat. Der Inhaber dieser Firma, ein gründlich gebildeter und geistig hochstehender Mann, welcher auch nahe Beziehungen zur berühmten Körner’schen Familie unterhielt, nahm sich seines Zöglings in wahrhaft väterlicher Weise an; bereitwillig stellte er dem strebsamen und fleißigen jungen Mann seine Privatbibliothek zur Mitbenutzung zur Verfügung, wie er überhaupt eifrigen Antheil nahm an dessen weiterer Ausbildung. Diesem seltenen Entgegenkommen hat Sch. ein gut Theil seines späteren glücklichen Weiterkommens zu danken. Der rein mechanische Geschäftsgang des von ihm erwählten Berufes sagte aber dem Vorwärtsstrebenden Jünglinge nicht zu. Mit Ablauf seiner Lehrzeit quittirte er zugleich auch die bisherige Thätigkeit. Durch Vermittlung seines früheren Lehrchefs erhielt er ein Unterkommen bei dem damals hochgeschätzten Leipziger Verleger Johann Friedr. Gleditsch, in dessen lebhaftem Geschäftshause er sich eine tüchtige buchhändlerische Vorbildung erwarb. Nach seinem Austritt aus dem Gleditsch’schen Hause arbeitete er als Gehülfe zuerst bei dem hochangesehenen Leop. Voß, dann kurze Zeit bei Breitkopf & Härtel und endlich bei F. A. Brockhaus in Leipzig. In letzterem Hause wirkte er als Herausgeber des allbekannten „Heinsius’schen Bücherlexikons“, und nebenbei betrieb er zugleich die ersten selbständigen buchhändlerischen Geschäfte als Auctionscommissionär. Rasch war sein Ruf als tüchtiger Geschäftsmann begründet, und als man eines Redacteurs zu dem neubegründeten Buchhändler-Börsenblatte bedurfte, an dessen [259] Zustandekommen er übrigens sehr eifrigen Antheil hatte, war es Sch., der hierzu berufen wurde. Mit allem Eifer widmete er sich dem neuerstandenen Organe; aber der an Freiheit gewöhnte Mann ertrug nicht lange die vielseitig bedrückte und gehemmte Thätigkeit; bereits nach einem halben Jahre legte er freiwillig sein schwieriges Amt nieder. Die meiste Zeit galt litterarischen Arbeiten, und so erschien kurz darauf der von ihm bearbeitete 8. Band von Heinsius’ Bücherlexikon, die Jahre 1828–34 umfassend, der sich, ebenso wie der später erschienene 9. Band, 1835–41 enthaltend, durch gründliche und gewissenhafte Bearbeitung vortheilhaft auszeichnete. Außerdem schrieb Sch. seine Abhandlung „Der Buchhandel“ für „Schiebe’s Universallexikon der Handlungswissenschaften“, sowie zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst seine „Geschichte der Buchdruckerkunst“. Während dieser Zeit reifte auch in Sch. der Plan zur Herausgabe des „Adreßbuchs für den deutschen Buchhandel“. Der erste Jahrgang dieses brauchbaren Handbuchs erschien 1839. Der Absatz ermunterte zur Fortsetzung; allein Sch. ahnte wohl selbst nicht, daß diesem Unternehmen hinfort der größte Theil seiner ganzen Lebensarbeit gewidmet sein sollte. Mit dem Adreßbuch trat Sch. in die Reihe der selbständigen Buchhändler ein, so daß der erste der Bearbeitung des 1. Jahrgangs gewidmete Tag, der 1. October 1838, zugleich der Gründungstag der Firma ist. Ein Jahr darauf, 1. October 1839, associirte sich Sch. mit seinem Schwager Theodor Thomas, und beide firmirten für ihre neubegründete „Buch-, Kunst- und Landkartenhandlung Schulz & Thomas“. Allein die zwei sehr verschieden veranlagten Charaktere ermöglichten kein ersprießliches Zusammenwirken für die Dauer. Bereits nach einem Jahre trennten sie sich in freundschaftlicher Weise; ein jeder versuchte sein weiteres Glück, und mit Erfolg, auf eigene Faust.

Sch. widmete sich nun neben seinem Verlag vorwiegend dem Buchhändler-Adreßbuch, blieb nebenbei noch litterarisch thätig und beschäftigte sich in sehr erfolgreicher Weise auch mit dem Antiquar- und Autographenhandel. Gerade um letzteren hat sich Sch. ein Verdienst erworben. Die zunehmende Entwicklung seines Adreßbuchs, ferner der erhöhte Umsatz im Antiquarhandel, sowie der Ankauf des Kersten’schen (vorher S. Schmerber’s) Verlags, wozu sich eine Anzahl neuer gediegener, noch jetzt gangbarer Verlagsartikel gesellte, von welch letzterem „Feller und Odermann, Kaufmännische Arithmetik“ und „Günther und Schulz, Handbuch für Autographensammler“ genannt sein mögen, verschafften der Handlung eine ansehnliche Ausdehnung, bürdeten Sch. aber eine Arbeitslast auf, der für die Dauer auch die kräftigste Natur nicht hätte widerstehen können. Mitten im rüstigsten Alter, am 11. November 1860, 57 Jahre alt, wurde er ein Opfer seiner Berufspflicht. Sch. verband eine unermüdliche Thätigkeit mit einem scharfen Geschäftsblick, und mit Recht durfte er als das Muster eines Geschäftsmannes gelten; trotz aller äußeren Strenge war er weichen und milden Gemüths und bei aller Einfachheit eine durchaus vornehme Persönlichkeit. Erwähnt sei endlich noch, daß Sch. es war, dem, zusammen mit Eduard Avenarius, der „Leipziger Buchhandlungs-Gehülfen-Verein“ seine Entstehung verdankt.

Nach seinem Tode wurde seine Wittwe Inhaberin der Firma, welche ihrem damals noch unmündigen Sohne, Hermann Sch., die Leitung des Geschäftes anvertraute. Am 1. October 1867 übernahm Letzterer dasselbe für alleinige Rechnung. Des Sohnes harrte anfangs eine ernste und schwere Aufgabe. Noch dem Jünglingsalter angehörend und kaum aus der Lehre des alten biederen Könitzer (Jaeger’sche Buchhandlung) in Frankfurt a. M. entlassen, mußte er die drückende Last der Handlung auf seine Schultern nehmen. [260] Seit dem Jahre 1861 lag die Bearbeitung des Adreßbuchs in seinen Händen, dessen 50jähriges Jubiläum ihm sammt seinem Geschäft am 1. October 1888 zu begehen vergönnt war. Mit dem 51. Jahrgange ist das Adreßbuch käuflich in den Besitz des Börsenvereins übergegangen, welch letzterer es nach den seitherigen Principien und unter Beifügung des Namens des Begründers weiterführt.