ADB:Schulz, Friedrich (Pädagoge)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schulz, Friedrich“ von Hermann Gilow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 257–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulz,_Friedrich_(P%C3%A4dagoge)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:16 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schultze, Max
Nächster>>>
Schulz, Otto August
Band 54 (1908), S. 257–258 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Friedrich Schulz in Wikidata
GND-Nummer 100402429
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|257|258|Schulz, Friedrich|Hermann Gilow|ADB:Schulz, Friedrich (Pädagoge)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100402429}}    

Schulz: Johann Michael Friedrich Sch. (bis 1803 Schulze sich schreibend), ein namhafter Berliner Pädagog des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Er war 1753 in Wilsnack i. Pr. geboren, auf der Hecker’schen Realschule in Berlin gebildet, nach seinen Universitäts- und Wanderjahren seit 1780 über ein Jahrzehnt Lehrer an dem Basedow’schen Philanthropin in Dessau, von 1791–1806 Director der von ihm begründeten, seit 1808 königlichen Handlungsschule in Berlin, die im J. 1806 einging; 1807 Docent an der philosophischen Facultät in Helmstedt und nach Auflösung der dortigen Universität von 1808–1813 in der Finanzverwaltung des Königreichs Westfalen thätig, starb im J. 1817 in Berlin.

Eine verdienstliche Neuerung war die von ihm als einem der ersten beförderte Heranziehung von Geschichtskarten für die historischen Stunden. Bahnbrechend wurde er durch die Zuhülfnahme von Kartennetzen im geographischen Unterricht. Denn er war derjenige Schulmann, der zuerst in systematischer Weise ein einfaches Gradnetz anwendete, dadurch den sonst unvermeidlichen groben Verzerrungen der Handskizzen Einhalt that und auch der ungelenken Kinderhand die Herstellung annähernd richtiger Schemabilder ermöglichte. Seine methodischen Vorschläge zeichnen sich durch ihre ebenso klare als bestimmte Fassung aus. Seine Schriften trugen ihm von der Universität Göttingen die philosophische Doctorwürde ein.

Seit 1783 traf er, auch durch Abfassung einer Reihe von Lehrbüchern, die Vorbereitungen für die schon genannte in Berlin zu stiftende Handlungsschule, wie solche kaufmännische Lehranstalten 1768 in Hamburg durch den berühmten Büsch und 1778 in Magdeburg von Keller begründet waren. Von den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft und auch von David Friedländer, dem Freunde Moses Mendelssohn’s, gefördert, eröffnete er 1791 sein neues Institut, an dem namentlich anfangs der Basedow’schen Versinnlichungsmethode Raum gegeben wurde, wie denn auch namhafte Philanthropinisten [258] (Spazier und Kolbe) neben Sch. dort lehrten, der übrigens für die Mißgriffe Basedow’s keinswegs blind war. Wenn auch die Handelsschule anfangs schnell emporblühte, so litt sie doch unter der übelwollenden Neutralität des Oberschulcollegiums und dem Widerstande der älteren Schulen, die von der Handlungsschule Abbruch befürchteten. Endlich gewann Sch. zwar das Interesse des Ministers v. Struensee und des um das technische Schulwesen Preußens verdienten Geheimraths Kunth, welche die 1803 in eine königliche Handlungsschule verwandelte Anstalt gleichzeitig zu einer technologischen Schule gestalten wollten; doch bewirkten Geldmangel, die Zurückhaltung des noch zu schwerfälligen Bürgerthums und Unstimmigkeiten zwischen dem durch schwere Verluste verbitterten Director und dem Curatorium, wozu noch die ungünstigen politischen Umstände traten, den Niedergang des Instituts. Es hatte sich wie andere Handelsschulgründungen des 18. Jahrhunderts doch wohl etwas zu frühzeitig hervorgewagt. Immerhin konnte Sch. aus dem äußeren Mißerfolg das Bewußtsein retten, seine Kraft und sein Vermögen für ein Unternehmen eingesetzt zu haben, von dem bedeutende Anregungen zunächst für das Berliner nichthumanistische Bildungswesen ausgegangen sind.

Meusel, Gelehrtes Teutschland, Bd. VII, XV, XXV. – L. Geiger, Berlin 1688–1840. Berlin 1895, II, S. 104–106. – Chr. Gruber, Die Entwicklung der geographischen Lehrmethode im 18 u. 19. Jahrhundert. München 1900, S. 16, 62–83. – H. Gilow, Das Berliner Handelsschulwesen des 18. Jahrhunderts (= Monumenta Germaniae Paedagogica XXXV). Berlin 1906, wo auch S. 8 und S. 272–275 ausführliche Verzeichnisse von Schulz’ Lehrbüchern und zahlreichen wissenschaftlichen Schriften gegeben werden.