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Artikel „Schultze, Max Johann Sigismund“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 256–257, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schultze,_Max&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 15:14 Uhr UTC)
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Schultze: Max Johann Sigismund Sch., Anatom und Histolog, als Sohn von Karl August Sigismund Sch. (1795–1877) geboren am 25. März 1825 zu Freiburg i. Br., studirte hauptsächlich in Greifswald bei seinem Vater, dessen Prosector er auch einige Jahre (1850–54) war, sowie in Berlin (unter Joh. Müller, Brücke und Schlemm). 1849 erlangte er in Greifswald mit der Dissertation: „De arteriarum notione, structura, constitutione chemica et vita“ die Doctorwürde, 1849/50 legte er die Staatsprüfung in Berlin zurück, war 1850–54 Prosector und Privatdocent in Greifswald, folgte 1854 einem Rufe als Professor nach Halle a. S. und siedelte 1859 als Director des anatomischen Instituts nach Bonn über, wo er, trotz zweier ehrenvoller Berufungen nach Straßburg und Leipzig (1872), [257] bis zu seinem am 16. Januar 1874 erfolgten Ableben blieb. Sch. war, wie Waldeyer in der unten genannten Quelle mit Recht hervorhebt, einer der bahnbrechenden Meister der anatomischen Wissenschaft, und zwar vorzugsweise auf dem Gebiete allgemein anatomischer und mikroscopischer Forschung. Nach zwei Richtungen hin hat er diese besonders ausgebildet und fruchtbar gemacht: einmal in der Erforschung der elementaren Lebenserscheinungen und einer damit verbundenen Neugestaltung des Zellenbegriffs und dann in der außerordentlichen Vervollkommnung der Methode der Forschung und ihrer Technik durch die ausgedehnte, zielbewußte Anwendung chemischer Hülfsmittel und Verfahrungsweisen. Der gewaltige Aufschwung, den die mikroscopische Forschung in der neueren Zeit, speciell in Methode und Technik, genommen hat, ist auf Schultze’s Einfluß und Arbeiten im wesentlichen zurückzuführen. Um den anatomischen Unterricht in Bonn hat er sich durch den nach seinen Plänen und unter seiner Leitung errichteten Bau sehr verdient gemacht. Seine Hauptleistungen betreffen die Umgestaltung des Zellbegriffs, indem er als charakteristisch dafür das Protoplasma betonte, ferner die genauere Kenntniß der Nervenendigungen, besonders des Baues der Retina, die Einführung der Ueberosmiumsäure, des Kali aceticum, Construction der „Wärmetische“ und die Einführung der sogenannten physiologischen Flüssigkeiten. Die Titel von Schultze’s Publikationen sind im einzelnen bei Waldeyer in der sogleich anzuführenden Quelle zu finden.

Vgl. Waldeyer im Biogr. Lexikon ed. Hirsch u. Gurlt V, 304.