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Artikel „Schultz, Franz Albert“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 705–706, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schultz,_Franz_Albert&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:31 Uhr UTC)
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Schultz: Franz Albert S., Königsberger Theologe, † 1763. Der Name dieses Mannes verdient bekannt zu bleiben, weil hauptsächlich er es war, welcher in Königsberg zwischen 1720 und 1740 diejenige geistige Atmosphäre schuf, in welcher kein Geringerer als Immanuel Kant aufwuchs und heranreifte. S. war der Gewissensrath der Eltern Kant’s und hat als Gönner und Lehrer dieses ihres Sohnes sich um diesen so verdient gemacht, daß Immanuel Kant stets mit Hochachtung sich seiner erinnerte. Wissenschaftlich repräsentirt S., wie der Hallesche Sigismund J. Baumgarten, den Uebergang vom Pietismus zur Aufklärung: als Christ entschiedener Pietist und als Denker ein von Christian Wolf selbst hoch geschätzter Wolfianer schuf er in Königsberg jene „Milde der Gesinnung“, welche unter Wahrung der christlichen Frömmigkeit für die Aufgaben der neuen Zeit empfänglich war, Schultz’ Stärke beruhte aber nicht auf theoretischen, sondern auf praktischen Arbeiten: als Schulmann, als Universitätslehrer, als Verwaltungsbeamter im Consistorium und in der Schulverwaltung Altpreußens hat er in seiner Zeit mit gutem Grunde die leitende Stellung eingenommen.

S. wurde zu Stettin in Pommern, wo sein Vater Bürgermeister war, 1692 geboren, erhielt seine Vorbildung in Stargard und studirte in Halle bei der pietistischen Facultät Theologie, aber auch gleichzeitig bei Christian Wolf Philosophie. Nach Beendigung seiner Studien wirkte er in verschiedenen Stellungen als Hofmeister in Königsberg und in Berlin, als Feldprediger bei dem preußischen Regiment Blankensee, als „Erzpriester“ (Superintendent) der Diöcese Rastenburg in Ostpreußen, als Propst des Stolpischen Districts in Pommern, bis er 1731 zum Pfarrer an der Altstädtischen Kirche und Consistorialrath in Königsberg ernannt wurde. Das ist die Stellung, in welcher er seine hauptsächlichste Thätigkeit entfalten sollte. Zu diesem seinem Hauptamte erhielt er nämlich noch eine ganze Anzahl wichtiger Aemter dazu verliehen: durch speciellen Befehl des ihm sehr wohl gesinnten (pietistischen) Königs Friedrich Wilhelms I. erhielt er 1732 eine ordentliche Professur der Theologie an der dortigen Universität; dazu wurde er Mitglied der Kirchen- und Schulcommission, zugleich aber auch Director der bedeutendsten Gelehrtenschule Königsbergs, des Collegium Fridericianum. In Gemeinschaft mit dem Oberhofprediger Quandt versah er außerdem die Generalinspection über das gesammte Kirchen-, Schul- und Armenwesen des „Königreichs“ Preußen. Da der König Friedrich Wilhelm I. auf S. ein fast ungemessenes Vertrauen setzte, so gelang es diesem, die Besetzung der theologischen Professuren mit Männern seiner Gesinnung (Kypke, Arnoldt, Chr. Lilienthal, Salthenius u. s. w.) zu erreichen, das Schulwesen Preußens entsprechend der Halleschen Pädagogik August Hermann Francke’s zu gestalten und für die Königsberger Facultät (1736) das Privilegium zu erwirken, daß ihre Studenten [706] der Theologie nicht, wie alle anderen preußischen Candidaten, zwei Jahre in Halle zu studiren brauchten, sondern das Zeugniß ihrer Anstellungsfähigkeit von der Königsberger Facultät erhalten sollten – ein Privilegium, dessen diese Facultät sich bis 1880 erfreut hat. Unter der Regierung Friedrich’s des Großen hatte S. nur noch einen geringen Einfluß in Personal- und Verwaltungsangelegenheiten. Er starb 1763. Abgesehen von wenigen bei Pisanski (s. u.) citirten Programmen und Predigten existiren von ihm keine gedruckten Werke.

Ueber S. handeln Zedler’s Universallexikon XXXV (1743), 1606 ff. – D. H. Arnoldt[WS 1], Historie der Königsbergischen Universität, II (1746), 189; 187. – G. C. Pisanski’s Entwurf einer preußischen Litterärgeschichte (aus dem 18. Jahrh.), hrsg. von Philippi 1886, S. 576 ff. – Benno Erdmann, Martin Knutzen und seine Zeit, 1876, S. 22–47.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: D. J. Arnoldt