ADB:Schmitt, Johann Baptist Anton

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Artikel „Schmitt, Johann Baptist Anton“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 46–47, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmitt,_Johann_Baptist_Anton&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 12:53 Uhr UTC)
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Schmitt: Johann Baptist Anton S., Forstmann, geboren am 24. Juli 1775 zu Igersheim bei Mergentheim a. d. T. (Württemberg), † am 9. December 1841 zu Wien. Er genoß seine Schulbildung in Mergentheim und widmete sich dann, mit recht guten Kenntnissen ausgestattet, dem Forst- und Jagdwesen unter der Leitung seines Vaters, eines Revierjägers im Dienste des deutschen Ordens. Auf Empfehlung des damaligen Fürstl. Hoch- und Deutschmeister’schen Forstmeisters Friedrich Karl Hartig zu Mergentheim (s. A. D. B. X, 657) wurde er im December 1793 als „Jägerjunge“ daselbst aufgenommen und nach im Sommer 1795 erfolgter „Freisprechung“ wegen seiner guten Führung von dem Hoch- und Deutschmeister Maximilian Franz, Erzherzog von Oesterreich, mit einem jährlichen Stipendium von 200 fl. ausgestattet, um unter Georg Ludwig Hartig (s. A. D. B. X, 659) in Hungen (Wetterau) noch forsttheoretischen Studien obzuliegen. Hier hielt er sich bis Ostern 1797 auf und kehrte dann, mit einem sehr günstigen Zeugnisse versehen, in seine Heimath zurück. Er unterstützte zunächst seinen Vater in allen forstlichen und jagdlichen Verrichtungen und unterzog sich von 1798 bis 1807 forsttaxatorischen Geschäften, größeren Vermessungen, Betriebseinrichtungen, sowie dem Entwurfe von Betriebsplänen und der Ausführung beträchtlicher Forstculturen in mehreren Gemeinde- und herrschaftlichen Waldungen. Die erste von ihm besorgte bezügliche Arbeit, eine Vermessung und Taxation des Igersheimer Gemeindewaldes, brachte ihn zwar in Collision mit der genannten Gemeinde, weil diese von einer Erhöhung des Umtriebes nichts wissen wollte; seine Arbeit wurde aber von Seiten des Forstamtes gelobt und anderen Gemeinden als Muster empfohlen. Trotzdem realisirte sich sein Wunsch um Anstellung im fürstlichen Dienste nicht, weshalb sich S. im October 1807 bei der k. k. Hofkammer für Münz- und Bergwesen zu Wien um eine Anstellung im Forstdienste bewarb. Um diese zu erlangen, unterzog er sich bei dem Oberhof- und Landjägermeisteramte, welches damals als höchste Autorität im Forstwesen galt, einer sehr umfangreichen schriftlichen Prüfung, bei welcher er ausgezeichnete Kenntnisse nicht nur im Forstfache, sondern auch in den zugehörigen Grund- und Hülfswissenschaften, an den Tag legte. Der Oberstjägermeister Graf v. Hardegg wurde hierdurch auf den jungen Forstmann aufmerksam und wünschte ihn, da gerade Verhandlungen wegen Errichtung einer Forstschule in den österreichischen Staaten im Gange waren, als Lehrer für die in’s Leben zu rufende Anstalt zu gewinnen. Im Hinblicke auf diese Gönnerschaft bewarb sich daher S., unter Verzichtleistung auf eine ihm inzwischen von Seiten der Hofkammer angebotene Forstinspectorstelle bei dem montanistischen Forstwesen, um das Amt eines forstlichen Lehrers. Der Kaiser Franz verfügte auch dessen Anstellung, aber nicht, wie v. Hardegg gewünscht und vorgeschlagen hatte, in Purkersdorf, sondern an der Theresianischen Ritterakademie zu Wien, weil sich der Kaiser auf erstatteten Vortrag inzwischen für dieses Project entschieden hatte. In Folge politischer Wirren trat aber die geplante Forstschule in Wien gar nicht in’s Leben. Schmitt’s Anstellung als Lehrer konnte daher auch nicht realisirt werden. Seit October 1807 ohne Gehalt, gerieth er in bittere Noth, [47] welcher durch mehrmalige Unterstützungen aus der Staatskasse nicht genügend abgeholfen wurde. Er wandte sich daher an den Vice-Oberstjägermeister Ferdinand Graf zu Hardegg, einen Sohn seines inzwischen verstorbenen Gönners, und erhielt endlich 1808 durch dessen Vermittlung die Erlaubniß, mit dem forstlichen Unterrichte in Purkersdorf beginnen zu dürfen. Hier wurde ihm sowohl eine Dienstwohnung eingeräumt, als auch eine Remuneration zu Theil, und mit rastlosem Eifer warf er sich nun auf seinen neuen Beruf, indem er nicht nur die ihm vom Oberstjägermeister-Amt zugewiesenen Zöglinge, sondern auch Privatschüler unterrichtete. Von 1810 ab unterstützte ihn der nachmalige Professor Georg Winkler in Bezug auf die mathematischen Fächer in wirksamer Weise, und als die Forstschule unter seiner Mitwirkung 1812 reorganisirt und 1813 als k. k. Forstlehranstalt nach Mariabrunn verlegt worden war, erhielt er am 15. Juli d. J. sein Decret als wirklicher k. k. Professor mit einem Jahresgehalte von 2000 fl. C. M. In dieser Eigenschaft wirkte er, später durch den Raths-Titel ausgezeichnet, mit unermüdlicher Thätigkeit bis zum Sommer 1837, in welchem seine Pensionirung erfolgte. Die letzten Jahre verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit zu Wien.

S. gehörte seiner Lehr- und schriftstellerischen Thätigkeit nach im allgemeinen der Hartig’schen Schule an. War er auch kein schöpferisches Talent und neuen Ideen schwer zugänglich, so gebührt ihm doch schon deshalb ein bleibendes Andenken, weil er sich um die Gründung der ersten öffentlichen Forstlehranstalt Oesterreichs überaus verdient gemacht und an dieser als erster forstlicher Lehrer gewirkt hat. Besondere Anerkennung verdient auch – abgesehen von der Ehrenhaftigkeit seines Charakters – seine Thätigkeit in Bezug auf die Beschaffung von Unterrichtsmitteln. Er legte den bestehenden Forstgarten mit geringen Mitteln auf zweckmäßige Weise an und zeichnete sich bei Verwendung von Geldmitteln für die Zwecke des forstlichen Unterrichts überhaupt durch weise Sparsamkeit aus. Seine Schriften sind: „Die Lehre der künstlichen Holzzucht durch die Pflanzung“ (1800; 2. Aufl. 1808); „Grundsätze zum Entwurf einer zweckmäßigen Schlagordnung. Ein Beitrag zur höheren Forstwissenschaft, nebst einer vollständigen und gründlichen Anleitung zum Abtrieb der Wälder“ (1812); „Theoretisch-praktische Anleitung zur Forstgehaubestimmung oder Taxation und Regulirung der Waldungen, zum Selbstunterricht“ (2 Bände, 1818 u. 1819); „Anleitung zur Erziehung der Waldungen“ (1821). Außerdem lieferte er Beiträge zur Journallitteratur. Sein Hauptwerk ist jedenfalls die „Taxation“, er vertrat in demselben eine Perioden-Eintheilung nach möglichst gleichen Holzmassen und Flächen. Daneben leistete er dem vaterländischen Forstwesen auch durch zahlreiche forstliche Gutachten, insbesondere über Unterrichtsfragen, ersprießliche Dienste.

Monatschrift für das württembergische Forstwesen VI. 1855, S. 379. – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc. 1885, S. 321.