Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmid, Ernst Erhard“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 659–661, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmid,_Ernst_Erhard&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 13:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schmid, Christoph von
Nächster>>>
Schmid, Franz Xaver
Band 31 (1890), S. 659–661 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Erhard Schmid in der Wikipedia
Ernst Ehrhard Friedrich Wilhelm Schmid in Wikidata
GND-Nummer 117496189
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|659|661|Schmid, Ernst Erhard|Wilhelm von Gümbel|ADB:Schmid, Ernst Erhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117496189}}    

Schmid: Ernst Erhard S., Professor der Naturgeschichte an der Universität Jena, ein außerordentlich kenntnißreicher und thätiger Naturforscher, war am 22. Mai 1815 zu Hildburghausen geboren, siedelte jedoch schon in jungen Jahren mit seinem Vater Karl Ernst S., Professor der Rechtswissenschaft, nach Jena über. Hier erhielt er seine Bildung an den verschiedenen Lehranstalten, besuchte dann erst die Jenenser Universität, dann auf ein Jahr jene in Wien, wo er besonders in der mineralogischen Wissenschaft förderliche Kenntnisse sich [660] aneignete. Im übrigen widmete er sich der Naturwissenschaft in ihrem ganzen Umfange und wurde ein besonders eifriger Anhänger der Fries-Kant’schen Philosophie. Im J. 1839 doctorirte S., trat 1840 als Privatdocent an der Universität Jena auf und veröffentlichte die Dissertation: „Elementa doctrinae de luce undulatoriae inductionibus comprobata“. 1843 wurde er zum außerordentlichen Professor der Naturwissenschaft ernannt und gründete mit Schleiden und Anderen das physiologische Institut, an dem er namentlich durch regen Verkehr mit den Zuhörern ungemein segensreich wirkte, obwol er außerdem genöthigt war, über die verschiedensten naturwissenschaftlichen Fächer, wie Mineralogie, Geologie, Petrefactenkunde, ökonomische Technologie, Experimental- und mathematische Physik, reine Mathematik, allgemeine und medicinische Chemie Vorlesungen zu halten, wodurch er seine Kräfte sehr zersplitterte. Erst mit der Ernennung zum ordentlichen Professor, 1856, trat eine wesentliche Wendung zum Bessern ein und er konnte von da an seine ganze Thätigkeit den mineralogisch-geologischen Studien zuwenden. Nichtsdestoweniger war er schon vor dieser Zeit mit einer großen Reihe von wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten vor das Publicum getreten. Dahin gehören die Beiträge zur Encyklopädie der ges. theoretischen Naturwissenschaften (1850), „Lehrbuch der Meteorologie“ mit 21 Tafeln (1860), dessen Vorzüge selbst Dove anerkannte, dann gemeinschaftlich mit Schleiden: „Geognostische Verhältnisse des Saalthals“ (1846) und „Ueber die Natur der Kieselhölzer“ (1855), gemeinschaftlich mit K. Koch: „Die Fährtenabdrücke im bunten Sandstein“, ferner „Ueber Muschelkalk bei Jena“, „Topograph.-geognostische Karte der Umgebung von Jena“, „Ueber fossile Saurierknochen aus dem Muschelkalk von Jena“, „Ueber basaltische Gesteine der Rhön“ und über zahlreiche naturwissenschaftliche Gegenstände der verschiedensten Art. Seit 1856 behandeln seine weiteren Publicationen nahezu ausschließlich Stoffe aus dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und Petrefactenkunde. Zu ersteren gehören die Mittheilungen über Whewellit, Desmin, Mesolith, Steatargillit, Skolezit, Pseudogaylussit, Datolith, Xanthosiderit, Arragonit, Okenit, Psilomelan u. s. w., theils in den Sitz. d. Jen. Gesell. f. Med. u. Nat., theils in Poggendorff’s Annalen. Paläontologischen Inhalts sind die Abhandlungen: „Ueber tertiäre Meeresconchylien bei Buttstadt“ (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1867), „Ueber Fischzähne der Trias bei Jena“ (1861). Mit Vorliebe befaßte sich S. mit petrographischen Untersuchungen, die er meist durch chemische Analysen zu vervollständigen suchte. Seine Arbeiten auf diesem Gebiete sind von hervorragender Bedeutung. In dieser Richtung können angeführt werden: „Die Melaphyre der Mombächler Höfen“, „Die quarzfreien Porphyre des centralen Thüringer Waldes“ (1880), in welcher Schrift er eine generelle Eintheilung der Gesteine aus diesem Gebiete auf chemisch-mineralogischer Grundlage lieferte. Dazu kommen ferner zahlreiche Abhandlungen von vorherrschend geologischem Inhalt, wie: „Die Gliederung der oberen Trias“ (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864), „Die Kaoline des thüringischen Buntsandsteins“ (das. 1876), „Ueber schaligen Sandstein im obersten Muschelkalk und den weißen Boden“ (das. 1871), „Der Ehrenberg bei Ilmenau“ (1876), „Der Muschelkalk des östlichen Thüringens“ (1876) als eine Zusammenfassung all der Beobachtung über dieses Triasglied, welche er bis dahin gesammelt hatte etc. etc. In den letzten Jahren seines Lebens betheiligte sich S. an der von der königl. preuß. geologischen Landesanstalt veranstalteten Herstellung von geologischen Karten Preußens und der Thüringer Staaten aufs eifrigste und übernahm die Kartirung mehrer Blätter des Thüringer Gebietes (gegen 25), welche mit begleitenden Erläuterungsheften erschienen sind. Ueber einzelne besondere Untersuchungen gab er überdies noch weitere Erläuterungen in den Jahrbüchern [661] dieser Anstalt, wie z. B.: Ueber den ostthüringischen Röth, den unteren Keuper dieser Gegend, die Wachsenburg bei Arnstadt u. s. w.

Seine Regierung erkannte die großen wissenschaftlichen Verdienste Schmid’s an und ernannte ihn 1860 zum Hofrath, 1880 zum Geheimen Hofrath; sie ehrte ihn außerdem durch Verleihung des Ordens vom weißen Falken. Ueberdies war S. Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften. Am 16. Februar 1885 verschied derselbe nach kurzem Krankenlager in Jena.

Poggendorff, Biog.-litt. Handwb. II, 812. – Liebe, Nekrolog im neuen Jahrb. f. Min., Geol. u. Pal. I, 1885.