ADB:Schmettau, Ferdinande von

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Artikel „Schmettau, Ferdinande von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 640, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmettau,_Ferdinande_von&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 07:29 Uhr UTC)
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Schmettau: Ferdinande v. S., bekannt durch das Opfer, welches sie im J. 1813 in Gestalt ihres Haarschmuckes auf den Altar des Vaterlandes niederlegte, war am 26. April 1798 zu Bartenstein in Ostpreußen, wo ihr Vater als Major im 58. Infanterieregiment von Courbière in Garnison stand, geboren. Als dieser 1811 als Regimentscommandeur zu Breslau verabschiedet war, erhielt er statt einer Pension die Domäne Bergel bei Ohlau und siedelte mit seiner Familie dorthin über. Er lebte in beschränkten Verhältnissen. Als bei der Erhebung zur Abwerfung des Joches der Fremdherrschaft im J. 1813 Hoch und Niedrig sich drängte beizusteuern zu den Lasten des Staates und ihre älteren Schwestern ihren geringfügigen Schmuck diesem Zwecke widmeten, hatte Nanni – so hieß Ferdinande v. S. im Kreise der Familie – nichts zu bieten. Aber sie wußte sich zu helfen. Sie bat den Vater, welcher seine und der Seinen Gaben in Breslau abliefern wollte, sie dorthin mitzunehmen. In Breslau wandte sie sich an einen Friseur und verkaufte ihm für zwei Thaler ihr schönes blondes Haar. Das Geld schenkte sie dem Staate zur Bestreitung der Kriegskosten. Durch einen Zufall hörte der Commissionsrath Heun, bekannter unter seinem Schriftstellernamen H. Clauren, damals Secretär des Staatskanzlers Fürst Hardenberg, von dem Geschehenen und gründete darauf einen Plan, das Haar nutzbringender zu verwerthen. Er ließ Uhr-, Arm-, Halsbänder und dergleichen Dinge daraus verfertigen und löste so 196 Thaler und 8 Groschen. Ferdinande’s That war in Aller Munde; die Erzählung derselben trug dazu bei, die Opferfreudigkeit Vieler zu erhöhen. Als am 17. März 1863 die fünfzigjährige Wiederkehr desjenigen Tages gefeiert wurde, an welchem König Friedrich Wilhelm III. sein Volk zu den Waffen gerufen hatte, ward Ferdinande v. S. auf Veranlassung des Generals v. Wrangel zur Theilnahme an den in Berlin stattfindenden Festlichkeiten eingeladen. Sie erfreute sich hier großer Auszeichnungen, ward zur Ehrenstiftsdame des Klosters Zehdenick ernannt und erhielt eine Präbende. Sie ist unvermählt geblieben, ihr Leben war ihrer Familie gewidmet. Sie starb am 24. Mai 1875 zu Kösen in Thüringen.

A. v. Ziehlberg, Ferdinande von Schmettau. Dessau 1886.