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Artikel „Schleiermacher, Ernst“ von Arthur Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 421–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schleiermacher,_Ernst&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:24 Uhr UTC)
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Schleiermacher: Ernst Christian Friedrich Adam S., geboren am 18. Jan. 1755 zu Alsfeld in Oberhessen, † am 20. April 1844 zu Darmstadt. Schon als Knabe kam er nach Darmstadt, wohin sein Vater als Leibarzt der Landgräfin Karoline berufen worden war, und besuchte hier bis zum Jahre 1774 das von dem trefflichen Wenck geleitete Gymnasium, worauf er die Universität Gießen bezog, um die Rechte zu studiren. Hier schloß er vertraute Freundschaft mit Klinger. Neben seinem Fachstudium betrieb er fleißig das Zeichnen und die Naturwissenschaften. Zu letzteren fand er nach seiner Uebersiedlung nach Göttingen weitere Anregung bei seinem Landsmann Lichtenberg, der sich seiner auf das freundlichste annahm. Auch den neueren Sprachen und ihren Litteraturen wandte er sich dort mit Eifer und Erfolg zu. Nach Beendigung seiner Universitätsstudien wurde er 1779 zum Cabinetssecretär des hessen-darmstädtischen Erbprinzen Ludwig ernannt. Wichtig wurde seine Stellung, als Ludwig die Regierung antrat (1790). Die gesammten Geschäfte des Cabinets lagen in seinen Händen, und der Umfang derselben war ein recht erheblicher. Neben manchen [422] Zweigen der Hofhaltung und des Bauwesens betrafen sie namentlich das Theater, die Bibliothek und das Museum, Anstalten, die damals unter thätigster Mitwirkung Schleiermacher’s aus unscheinbaren Anfängen rasch zu großer Blüthe und Bedeutung gebracht wurden. Er war der erste Director des Gesammtmuseums, und was er für dasselbe geleistet hat, entlockte keinem Geringeren als Goethe Worte lebhafter Anerkennung. So ausgedehnt sein Interessenkreis auch war, so blieben doch die Naturwissenschaften, besonders die Osteologie, sein Lieblingsstudium, und seine Thätigkeit auf diesem Gebiete erwarb ihm die Achtung Cuvier’s. Seine Geschäftsgewandtheit, sein Fleiß und seine Zuverlässigkeit wurden von seinem Fürsten nicht minder geschätzt, wie sein rechtlicher Sinn und allzeit hülfsbereites Wohlwollen von denen, die mit ihm zu thun hatten. An äußerer Anerkennung hat es ihm nicht gefehlt, so wenig er sie auch erstrebte. Von dem ihm im J. 1821 ertheilten Titel und Gehalte eines geheimen Staatsraths wollte er keinen Gebrauch machen. Nach dem Tode Großherzog Ludwig’s I., mit welchem er 51 Jahre verbunden gewesen war, legte er (1830) das Cabinetssecretariat nieder und behielt, bei diesem Anlaß zum wirklichen geheimen Rath und Commandeur des Ludwigsordens ernannt, nur die Direction der Museen bei. Ein tiefer Schmerz traf ihn noch durch den am 13. Februar 1844 erfolgten Tod seines talentvollen älteren Sohnes Ludwig, des Verfassers der Analytischen Optik (Darmstadt 1842), den er nicht lange überlebte.

Acten im Darmstädter Archiv. – Nekrolog von Karl Wagner in der Darmstädter Zeitung 1844, Nr. 123 S. 627 f.; mit geringen Aenderungen wieder abgedruckt im Neuen Nekrolog der Deutschen, Jahrg. 22 (1844), I, S. 378-382 und in Künzel’s Geschichte von Hessen, S. 298-301. – Rieger, Klinger in der Sturm- und Drangperiode, S. 33-35.