ADB:Schilling, Diebold (Luzerner Chronist)

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Artikel „Schilling, Diebold“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 717–718, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schilling,_Diebold_(Luzerner_Chronist)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:16 Uhr UTC)
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Schilling *): Diebold S. in Luzern, Kaplan am Stift daselbst und Chronikschreiber, geboren um 1460, † am 3. December 1517–1522 (welchen Jahres ist ungewiß). – S. war der Sohn des in Luzern eingebürgerten Solothurners Hans S., Unterschreibers in Luzern, und Brudersohn des Berner Chronisten seines Namens (s. oben). Als junger Mann unter dem Schultheißen Haßfurter im luzernischen Contingent bei Nancy kämpfend (5. Januar 1477), wandte er sich nach der Heimkehr Studien zu, besuchte die Hochschule Basel, wurde 1479 Cleriker und Schreiber und trat als Substitut seines Vaters in die luzernische Kanzlei. Er begleitete letzteren auf den für das Fortbestehen der Eidgenossenschaft entscheidenden Tag von Stans im December 1481 und erhielt 1483 vom Rathe seine erste Pfründe, die sogen. Laienpfründe, am Stifte im Hofe Luzern, nachdem er eine Zeitlang die Pfründe U. L. Fr. in der St. Peterscapelle in der Stadt provisorisch bekleidet hatte. Indessen scheint S. wenig Anmuthung und innern Beruf zum geistlichen Amte besessen zu haben, vielmehr von der Art des Vaters, eines vielgeschäftigen, erwerbsüchtigen und in viele Händel verwickelten Mannes gewesen zu sein. Aus unbekannter Ursache 1487 seiner Pfründe verlustig erklärt und ins Gefängniß gesetzt, auf Fürbitte des Vaters und des Melchior Ruß (s. A. D. B. XXX, 9) gegen Caution freigelassen, erhielt er erst 1489 gegen Versprechen des Wohlverhaltens seine Pfründe wieder. 1482 erwarb er das Patent eines kaiserlichen und päpstlichen Notars, beschäftigte sich daneben 1494/97 mit Weinhandel, wurde 1497 Dolmetscher des mailändischen Gesandten Torniell in Luzern und nahm von jetzt mehr und mehr an politischen Händeln der Zeit Antheil. Eifriger Parteigänger für Mailands Herzog Ludwig Moro, 1500 bei demselben in Novarra, 1507 von Kaiser Maximilian, der sich seiner zu bedienen gedachte, nach Constanz gerufen, blieb S. im Gegensatz zu den Französischgesinnten ein steter und thätiger Anhänger und Agent der kaiserlichen Politik und des Hauses Sforza in Mailand. 1512 im Gefolge Herzog Maximilian’s bei dessen Einsetzung in Mailand durch die Eidgenossen, 1513 von demselben mit Aussichten auf Pfründen im Mailändischen bedacht, stand er auch nach dem Siege Frankreichs bei Marignano treu zu der einmal ergriffenen Partei und betheiligte sich noch 1516 an des Kaisers fruchtlosem Feldzuge, der den Franzosen das eroberte Mailand wieder entreißen wollte. Schilling’s Pfründenbesitz in Luzern hatte sich mittlerweile verändert; 1496 hatte er die Pfründe von St. Catharina in der St. Peterscapelle erhalten und scheint mit derselben, anstatt der ihm früher zuertheilten sogen. Laienpfründe, diejenige der Caplanei von St. Catharina im Hofe verbunden zu haben. Bald nach 1516, an einem 3. December, vor 1523, starb er. Bleibend brachte seinen Namen die Chronik von Luzern auf die Nachwelt, welche er in den Jahren 1507–13 verfaßte und vor Ende 1513 dem Rathe überreichte. Kunsthistorisch ist dies Werk Schilling’s durch eine Reihe von 443 Bildern, die auf 341 Folioblättern [718] Pergament gemalt sind, höchst bemerkenswerth; die Bilder gehören zu den vorzüglichsten Arbeiten solcher Art aus damaliger Zeit. Der Text der Chronik, die von den Anfängen Luzerns bis auf das Jahr 1509 reicht und von welcher Abschriften sich wie in Luzern, so auch in Beromünster, in Zürich und Aarau vorfinden, beruht wesentlich auf dem Vorbilde von Etterlin (s. A. D. B. VI, 397), den S. sich zum Muster nahm und für die Jahre 1385–1503 als Hauptquelle benutzte, obwohl er auch Eberhard Mülner (s. A. D. B. XXII, 710), Melchior Ruß und Gundelfinger kannte und nicht unbenutzt ließ. Für die schweizerische Geschichte ist die Chronik Schilling’s hauptsächlich durch zwei Dinge von entschiedener Bedeutung: durch die Schilderung, welche S. als naher Augenzeuge von den Vorgängen in Stans bei Abschluß des Stanser-Vorkommnisses vom 22. December 1481 unter dem Einfluß von Niklaus v. Flüe (s. A. D. B. VII, 135) in Wort und Bild in klarster Weise gibt, sowie durch Schilling’s selbständige Darstellung der schweizerischen Ereignisse bis 1513 und der wetteifernden Bemühungen der Nachbarmächte Oesterreich, Frankreich und Mailand um die Eidgenossen.

Diebold Schilling’s des Lucerners Schweizer-Chronik. 4°. Luzern, Schiffmann 1862. – Dr. Th. v. Liebenau, Chronikschreiber Diebold Schilling von Luzern, in den Monatsrosen. Organ des kathol. Studentenvereins. 15. Jahrgang 1871, Luzern, und daselbst genannte Quellen.

[717] *) Zu Bd. XXXI, S. 255.