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Artikel „Mülner, Eberhard“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 710–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BClner,_Eberhard&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:40 Uhr UTC)
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Mülner (Zürich)#Eberhard III. Mülner (1340–1382) in der Wikipedia
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Mülner: Eberhard M., Ritter und Schultheiß in Zürich, Chronikschreiber, † am 13. Januar 1382. – Unter den Ministerialen der Aebtissin in Zürich stand im 13. und 14. Jahrhundert die angesehene Familie der M. (Molendinarii). Mehrere Mitglieder derselben sind historisch bekannt: Ritter Jacob I († am 16. Januar 1278), erst ein Gegner, dann Anhänger Graf Rudolf’s von Habsburg, des nachmaligen Königs; Jacob’s ältester Sohn Ritter Rudolf I. der ältere († am 6. Februar 1317), der dem Grafen in einem Gefechte das Leben rettete und vom Könige in Mainz mit auszeichnenden Ehren empfangen wurde; Rudolf’s Urenkel, Ritter Götz, der am 9. Juli 1386 im österreichischen Heere bei Sempach fiel. Am bekanntesten ist ein Urenkel Jacob’s aus anderer Linie: Eberhard, der sich durch seine geschichtlichen Aufzeichnungen ein bleibendes Gedächtniß erwarb. Vom Jahre 1340 an bis 1350 im zürcherischen Rathe als Bürger, seit Anfangs 1351 als Ritter, bekleidete M. 1352 und von 1357 an bis zu seinem Tode das Amt des Schultheißen. Er schrieb eine Chronik, die von der brunischen Umwälzung in Zürich im Jahre 1336 an in kurzen Notizen bis zum Ueberfalle der Stadt durch die vertriebenen Räthe und den Grafen von Rapperswil, die sogen. Mordnacht vom 24. Februar 1350, reicht, von diesem Ereignisse an aber sehr ausführlich den daraus hervorgegangenen vierjährigen Krieg Zürichs und der Eidgenossen gegen Herzog Albrecht von Oesterreich beschreibt. Als Bericht eines wohlunterrichteten Zeitgenossen und Mithandelnden hat diese Arbeit von M. – zugleich die früheste zusammenhängende Erzählung aus dem Munde eines Eidgenossen – großen Werth. Leider ist das Werk in der Urschrift oder gleichzeitiger Copie nicht mehr vorhanden, auch nicht in besonderer späterer Abschrift, die von demselben genommen worden wäre. Es findet sich nur in Compilationen eingeschoben, die im 15. Jahrhundert entstanden und Mülner’s Werk theils unter Anführung seines Namens, theils ohne Nennung desselben aufnahmen und fortsetzen. Es läßt sich daher nicht mit voller Sicherheit bestimmen, wie weit Mülner’s Arbeit reichte. Wahrscheinlich ging sie nicht über das Jahr 1358 hinaus. Denn die zwei Sätze, in welchen hier des Todes von Herzog Albrecht II. gedacht und sein Nachfolger Herzog Rudolf IV. erwähnt wird, zeigen noch – in ersterem wenigstens – die Ausdrucksweise Mülner’s, wie das Vorangehende. Auf diese Sätze aber folgen unzusammenhängende Notizen, von denen die wichtigsten offenbar aus Königshofen stammen. M. hätte demnach seine Arbeit in dem Augenblicke geschlossen, der, gleichzeitig für die eidgenössische Geschichte den natürlichen Abschlußpunkt einer besonderen Periode (s. Mülner’s Worte über Herzog Albrecht) und für M. persönlich den Moment bildete, wo er mit bleibender Uebernahme des Schultheißenamtes seine Muße beschränkt und sich vielleicht nicht im Stande sah, seine Aufzeichnungen fortzusetzen. Dieselben sind also in eminentem Sinne gleichzeitig mit den Ereignissen.

[711] Histor. Zeitung Jahrg. 1853, 1854 (Bern. – Geschichte der Familie Mülner). – Antiq. Mitth. von Zürich, II. Bd. (Ettmüller, Die beiden ältesten deutschen Jahrbücher der Stadt Zürich). 1844. – Die Klingenberger Chronik f. von Henne. Gotha 1861. – Mitth. z. vaterl. Gesch. vom Hist. Verein in St. Gallen. I. Heft 1862. – Scherer, G., Ueber das Zeitbuch der Klingenberge. – Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen. Berlin 1876. I. 65.