ADB:Schill, Johann George von

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Artikel „Schill, Johann George von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 212–213, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schill,_Johann_George_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 19:31 Uhr UTC)
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Schill: Johann George (v.) S., der Vater von Ferdinand v. S., ward am 4. Januar 1736 zu Tschelief im Bezirksamte Tepl in Böhmen geboren und nahm in seiner heimathlichen Provinz in der Umgebung des k. k. Feldmarschalllieutenants Baron Luczinsky als Volontair am siebenjährigen Kriege theil. Als Kursachsen dort das sogenannte Sammlungswerk unternahm, welches den Zweck hatte, aus den nach der Capitulation von Pirna in preußische Regimenter eingestellten früher sächsischen Soldaten, den „Revertenten“, neue Truppenkörper zum Kampfe gegen Preußen zu bilden, erbot sich S. zu gleichem Zwecke ein Freicorps zu errichten; er soll damals ein vermögender junger Mann gewesen sein. Das Erbieten wurde angenommen; es kam aber nur zur Aufstellung von vierzig Freihusaren, deren Befehl S. als Lieutenant führte. Er versah mit ihnen seit 1760, neben französischer Reiterei, den Nachrichten- und Sicherheitsdienst bei dem der eigenen Cavallerie im übrigen ermangelnden Corps des Prinz Xaver von Sachsen (Graf von der Lausitz). Nach Friedensschluß kamen seine Husaren zum Chevaulegersregiment v. Sacken; er selbst erhielt eine Compagnie beim Chevaulegersregiment Renard, gerieth aber durch Werbungen, welche er (vermuthlich für Preußen) unternahm, in Zwiespalt mit den Landesgesetzen, kam in Untersuchung, und entging der Bestrafung dadurch, daß er um seinen Abschied bat, welchen der Kurfürst am 4. Mai 1772 bewilligte. Am 28. Februar 1768 war ihm der deutsche Reichsadel verliehen, am 14. April 1773 ward er unter den polnischen Adel aufgenommen. Er lebte nun eine Zeitlang auf dem von ihm erkauften Rittergute Wilmsdorf unfern Dippoldiswalde; anscheinend hatte er sein Vermögen durch Beute, die er im Kriege gemacht hatte, vergrößert.

Als der Baierische Erbfolgekrieg bevorstand, versuchte Loudon ihn für den österreichischen Dienst zu gewinnen; er zog aber vor, ein durch den Prinzen Heinrich von Preußen ihm gemachtes Anerbieten zu übernehmen, welches auf die Stellung von 6000 Tataren (leichte Reiter) hinauslief. Der rasche Gang der Ereignisse verhinderte, daß der Plan zur Ausführung gelangte; S. trat aber, in Veranlassung davon, am 10. Juni 1779 als Oberstlieutenant und Commandeur des in Oberschlesien in Garnison stehenden Husarenregiments von Pletz Nr. 3 in preußische Dienste. Am 20. Mai 1785 bat er, weil er bei der Beförderung zum Oberst übergangen war, um seinen Abschied, wird aber bis zum Jahre 1798 in den Listen geführt. Er lebte nun auf einem anderen, [213] von ihm gekauften Gute Sodow bei Lublinitz in Oberschlesien, anscheinend in beschränkten Verhältnissen. Als 1806 die Franzosen und ihre Verbündeten nach Schlesien vordrangen, versuchte er aus Forstleuten, Ranzionirten etc. ein Freicorps aufzustellen, ward aber durch den kleinmüthigen Minister Graf Hoym an der Ausführung seines Vorhabens gehindert. Er soll dann bei seinem Sohne Ferdinand in Pommern gewesen sein. Als dieser 1809 auf eigene Hand zum Kampfe gegen die Franzosen losgebrochen war, erbat er seinen Abschied aus preußischen Diensten, trat im Juni mit seinem Range als Oberstlieutenant in österreichische und warb ein Corps, mit dem er an dem Feldzuge des Erzherzogs Ferdinand in Galizien theilnahm. Das Parteigängerthum steckte den Schill im Blute. Auch hier veranlaßte der rasche Verlauf des Krieges, daß aus der Sache nicht viel wurde. S. blieb nun in Oesterreich und starb am 28. Februar 1822 zu Puncau bei Teschen in Oesterreichisch-Schlesien.

Archiv des preußischen Kriegsministeriums. – M. v. Süßmilch gen. Hörnig, Geschichte des 2. Königl. Sächsischen Husaren-Regiments Nr. 19, S. 8, Leipzig 1882. – Archiv für die Sächsische Geschichte, neue Folge, 4. Band, Leipzig 1878.