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Artikel „Scherbring, Karl“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 756–757, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scherbring,_Karl&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 04:11 Uhr UTC)
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Scherbring: Karl Sch., Landschaftsmaler, geboren am 7. October 1859 in Memel, Sohn eines behäbigen Schiffrheders, † am 18. December 1899 zu München; betrieb zuerst an der Universität Königsberg das Studium der Philologie und Alterthumskunde, bethätigte sich als Mitglied des archäologischen Vereins „Prussia“ bei den Ausgrabungen von Hünengräbern auf den Gütern des Grafen Trenk. Die Bekanntschaft mit dem Königsberger Akademie-Director Karl Ludwig Rosenfelder und dem Maler Heider förderte seine Neigung zur Kunst, welcher er sich, nach Ableistung seiner militärischen Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger in München, unter Leitung von Heinz Heim 1883–1886 zuwendete. Mit seiner jungen Frau Tony Seidemann übersiederte Sch. nach Karlsruhe zu Gustav Schönleber, kehrte aber schon 1890 nach München zurück, wo er, nachdem sein väterliches Erbe in dieser Studienzeit größtentheils aufgebraucht war, trotz seines Fleißes und unverkennbaren Talents mit schweren Sorgen kämpfte, bis der kunstliebende Frankfurter Kaufmann Ernst Scharf mit Scherbring’s Schöpfungen bekannt wurde und dessen Schaffen verständnißinnige Freunde zuführte. Die Motive zu seinen Bildern suchte er mit Vorliebe im Dachauer-Moos, auch zog er mit Karl Raupp nach den sonnigen Geländen des Chiemsee. In freudiger Stimmung hielt er an seinen Vorfrühlings-Landschaften fest, womit Sch. endlich sein zusagendes Repertoire fand und seinen bisherigen Entwicklungsgang abgeschlossen wähnte. Dazu gehören ein „Frühling im Dachauer-Moos“ und „Häuser an einem Wasser“ mit schwimmenden Enten (1894); auch ein von Bäumen eingefaßter mit einer Brücke überspannter Fluß und gleitenden Schwänen. Oder ein „Frühling an der Würm“, eine „Mooshütte bei Schleisheim“ (1896), auch ein „November an der Saale“ bei Halle, wieder ein „Moosbach mit Birken“ [757] in Märzstimmung, oder „Aus den Isarauen“ bei München. Der wahre Poet braucht nicht immer weiter zu schweifen, weil sein Auge überall die Schönheit der Natur entdeckt. So bot ihm auch die schlichte „Klosterwiese“ auf der Fraueninsel im Chiemsee und dieses stille Eiland von der Ostseite (1897) erwünschten Stoff. Noch einmal kam der unscheinbare und doch so sonnig verklärte „Würmkanal bei München“ (Vgl. „Vom Fels zum Meer“, Juli 1898) und ein „Vorfrühling am Bach“ (1898). Dann endete ein schweres Herzleiden, welches der sonst so kräftige Mann nicht mehr verwinden konnte, diese einfachen Idyllen. Seine gesunde Naturauffassung, die lebendige Farbe und künstlerische Wahl dessen, was als malbar sich in den Pinsel drängte, die freudig empfundene Wiedergabe der unscheinbarsten Motive würden ihm einen hervorragenden Platz unter den Münchener Landschaftern gesichert haben. Der aus zweihundert Nummern bestehende Nachlaß von Gemälden, Studien und Skizzen aus der Umgebung Münchens, vorzugsweise aber den an malerischen Reizen so reichen Ufern der oberbaierischen Seen entnommen, kamen im März 1900 in den Kunstverein und wurden rasch verkauft. Schade, daß diese Sammlung, welche das echte Abbild eines wahren Künstlerlebens vor Augen führte, auseinandergerissen wurde. Diese Bäche und Wiesen, Berghänge und Waldgehege, Buchten und lauschigen Wiesen, welche der Maler einfach und getreu, ohne Haschen nach Effect, ohne Reclame und Farbenkünstelei wiedergab, mutheten den Beschauer an wie die schlichten Erzählungen Adalbert Stifter’s.

Vgl. Abendblatt 61 d. Allgem. Ztg. v. 3. März 1900. – Nr. 67 d. Baier. Kurier v. 10. März 1899. – Kunstvereinsbericht f. 1899, S. 80. – Fr. v. Bötticher 1901, II, 541. – Bettelheim, Jahrbuch IV, 171.