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Artikel „Schegg, Petrus Johannes“ von Alois Knöpfler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 688–690, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schegg,_Petrus_Johannes&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 05:15 Uhr UTC)
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Schegg: Dr. Petrus Johannes S., Professor der biblischen Hermeneutik, der n. t. Einleitung u. Exegese an der kathol. theologischen Facultät der Universität München, war der Sohn schlichter Schuhmacherseheleute zu Kaufbeuren in Schwaben, wo er am 6. Juni 1815 das Licht der Welt erblickte. Nachdem er an der Elementar- und Lateinschule seiner Vaterstadt die erste Vorbildung erhalten, kam er schon 1827 an das Gymnasium zu Kempten, von wo er 1832 das Lyceum Dillingen bezog und Herbst 1833 an die Universität München übertrat. Hier zeigte er regen Eifer und unermüdlichen Fleiß im Besuch naturwissenschaftlicher, philosophischer wie theologischer Vorlesungen. Unter den Theologen zogen ihn vor allem Möhler, Döllinger, Allioli und Stadler an. Nach ernstem Studium und gewissenhafter Vorbereitung erhielt er am 22. April 1838 im Dom zu Augsburg . die Priesterweihe und war hierauf 3 Jahre lang als Kaplan in Pfronten mit Eifer und Hingebung in der Seelsorge thätig. Schon hier wurde er zweimal von einer heimtückischen [689] Krankheit (Schleimfieber) überfallen, die sein Leben ernstlich bedrohte und seine Kräfte bedeutend schwächte. Im Sommer 1841 trat S. mit Genehmigung der kirchlichen Obern in die Erzdiöcese München-Freising über, um das ihm übertragene Beneficium am Institute der englischen Fräulein in Berg am Laim bei München zu übernehmen: zugleich erhielt er die Stelle eines Beichtvatets und Katecheten an genanntem Institut. Die freie Zeit, die ihm diese Stellung übrig ließ, verwandte er für Erweiterung seiner theologischen Kenntnisse, namentlich aber zum Studium der hebräischen Sprache und des Psalteriums. Als Frucht dieser Studien erschien sein Erstlingswerk „Ausgewählte Psalmen“, wodurch er mit seinem Landsmann Haneberg, später Abt von St. Bonifaz und Bischof von Speyer, in nähere Berührung kam, der ihn auch auf die akademische Laufbahn hinwies, auf der er 42 Jahre lang segensreich wirken sollte. Am 12. März 1844 wurde nämlich S. auf sein Ansuchen zum Docent für das am Lyceum in Freising erledigte Fach der biblischen Exegese bestellt, und am 21. Mai 1847 zum Theologieprofessor daselbst ernannt. In dieser neuen Stellung konnte er nun seine ganze Kraft dem liebgewonnenen Studium der heiligen Schriften alten, wie neuen Testamentes widmen. Um persönlich den Schauplatz der hl. Geschichte kennen zu lernen, unternahm er 1865 eine Reise nach Palästina, die er in seinem „Gedenkbuch einer Pilgerreise nach dem hl. Lande über Egypten und den Libanon“, 2 Theile, München 1867, in anziehender Weise beschrieb. Seine Arbeiten auf exegetischem Gebiete lenkten die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den strebsamen Gelehrten. Nachdem ihn die theologische Facultät zu München 1855 zum Doctor theologiae honoris causa ernannt, wurde S. unter dem 28. September 1868 zum ordentlichen Professor der Exegese an der k. Universität Würzburg befördert und unter dem 11. Juni 1872 an Stelle Reithmayr’s als ordentlicher Professor für biblische Hermeneutik. n. t. Einleitung und Exegese nach München berufen. Hier setzte er mit gewohntem Eifer seine Berufsthätigkeit fort, die freilich wiederholt durch schwere Krankheitsfälle unterbrochen wurde. Seine Vorlesungen wußte er anziehend und interessant zu machen, den Stoff in schöne Form zu kleiden und mit Wärme vorzutragen. In seinem äußeren Auftreten und privaten Verkehr war S. durchaus anspruchslos und liebevoll, streng gegen sich und milde im Urtheil über andere, überaus wohlthätig gegen Arme und Nothleidende. Den Rest des ihm noch verbleibenden Vermögens verwendete er zur Gründung eines katholischen Waisenhauses in seiner Vaterstadt Kaufbeuren. Ueber ein Decennium war er Mitglied des akademischen Senats und 1881/82 rector magnificus der Universität. 1880 wurde er von König Ludwig II. mit dem Ritterkreuz I. Classe des Verdienstordens vom hl. Michael decorirt. Seine von Natur schwächliche Körperconstitution hatte doch wiederholt die schwersten Krankheiten überwunden, bis er am 9. Juli 1885 einer abermaligen heftigen Lungenentzündung, gegen die er in einem böhmischen Bad, freilich vergebens noch Linderung und Hilfe suchen wollte, erlag, im 70. Jahre seines Lebens und im 42. einer reichgesegneten Lehrthätigkeit.

Schegg’s wissenschaftliche Arbeiten, die reife Frucht mühsamen, ernsten und eingehenden Studiums, bezogen sich auf die hl. Schriften alten und neuen Testamentes. Auf ersterem Gebiet erschienen: „Die Psalmen übersetzt und erklärt“, 1845 in 1. und 1857 in 2. Auflage; „Der Prophet Isaias“, 2 Theile, München 1850, besonders eingehend werden hier die messianischen Weissagungen behandelt; „Die Geschichte der letzten Propheten, ein Beitrag zur Geschichte der biblischen Offenbarung“, in 2 Abtheilungen, Regensburg 1853; „Die kleinen Propheten übersetzt und erklärt“, 2 Theile, Regensburg 1854. Von 1856 bis 1880 wendete S. seine exegetische Thätigkeit den Schriften des neuen Testaments, und namentlich [690] den Evangelien zu und liegen seine diesbezüglichen Arbeiten vollständig in 10 Bänden vor. Matthäus in 3 Bänden erschien 1856–58; Lucas in 3 Bänden 1861–65; Marcus in 2 Bänden 1870. Während S. diese 3 Evangelien selbständig bearbeitete, liegen dem Johannesevangelium in 2 Bänden 1878–80 die Vorarbeiten des Bischofs Haneberg zu Grunde, dessen eingehende Lebensbeschreibung (auch apart erschienen) dem Werke vorausgeschickt ist. Nach Vollendung der synoptischen Evangelien entschloß sich S. zur Abfassung eines Lebens Jesu in 2 Bänden, Freiburg 1874 bis 75, dessen Ausführungen aber vielfach Widerspruch fanden. Gegen Florian Rieß S. J. suchte er seine Ansicht über das „Todesjahr des Königs Herodes und Jesu Christi“ in einer unter obigem Titel 1882 zu München erschienenen Schrift zu vertheidigen. Die letzte exegetische Arbeit auf n. t. Gebiet ist: „Jakobus, der Bruder des Herrn und sein Brief“, München 1883; während die kleine Schrift: „Das Hohelied Salomon’s von der hl. Liebe“, München 1885, Schegg’s litterarisches Wirken überhaupt abschließen sollte. Seine „biblische Archäologie“, die er für die „Theologische Bibliothek“ zur Bearbeitung übernommen, aber unvollendet hinterlassen hatte, erschien nach seinem Tode von Professor Wirthmüller herausgegeben, 2 Bände, Freiburg 1886–89.