ADB:Sander, Anton
[346] zu Gent, oblag dann zu Douay dem Studium der Philosophie und wurde daselbst zum Magister der Philosophie am 1. October 1609 promovirt. Nach einigem Aufenthalte in seiner Vaterstadt Gent bezog er die Universität Löwen, wo er unter Bajus[WS 1], Maldenus u. A. Theologie studirte. Hierauf ging er nach Douay und hörte hier die berühmten Professoren Estius, Petri, Sylvius; 1619 erhielt er in Douay das Licentiat der Theologie. In Gent zum Priester geweiht, wirkte er einige Zeit in der Seelsorge und trat besonders gegen die in der Diöcese Gent zahlreich sich findenden Taufgesinnten mit Erfolg auf. Im J. 1625 wurde S. Almosenier und Secretär des Cardinal Alphons de la Cueva, der damals Statthalter der Niederlande war und erhielt durch dessen Einfluß ein Kanonikat an der Kathedrale zu Ypern; an diesem Domcapitel rückte S. 1641 zum Scholasticus, 1654 zum Poenitentiarius vor, resignirte aber 1657 auf alle seine Würden, um desto ungehinderter dem Studium der Geschichte und seinen litterarischen Arbeiten obliegen zu können. Auf diese Weise, ohne sicheres Einkommen, gerieth er in mißliche Verhältnisse und war froh, bei den Benedictinern zu Afflighem ein gastfreundliches Asyl zu finden, wo er am 16. Jänner 1664 starb. S. besaß unstreitig umfassende Kenntnisse auf dem Gebiete der belgischen Geschichte, Geographie und Topographie; von seinem unermüdlichen Fleiße geben seine zahlreichen gedruckten und handschriftlichen Werke ein beredtes Zeugniß, doch sind seine Arbeiten vielseitig überholt durch Valer. Andreas, Hoppens, Paquot u. A. Bemerkt sei noch, daß bei den verschiedenen Schriftstellern, die Sander’s erwähnen, vielfach irrige und widersprechende Angaben über seine Lebensumstände und seine Schriften sich vorfinden. Seine gedruckten wissenschaftlichen Arbeiten sind überaus zahlreich, theils litterärgeschichtlichen und geschichtlichen, theils theologischen und hagiographischen Inhaltes. Von den ersteren seien hervorgehoben: „De scriptoribus Flandriae libri III“, 1624, 4°. „De Gandavensibus eruditionis fama claris l. II“, 1624, 4°. „De Brugensibus eruditionis fama claris l. II“, 1624, 4°. „Hagiologium Flandriae l. unus“, 1625, 4°, vermehrt 1639. „De claris sanctitate et eruditione Antoniis“, 1627, 4° (behandelt die Heiligen und Gelehrten des Namens Antonius, ist aber nicht viel mehr als ein Namensverzeichniß). „Bibliotheca Belgica manuscripta s. elenchus universa codicum mss. in celeberrimis Belgii coenobiis, ecclesiis, urbium ac privatorum hominum bibliothecis adhuc latentium“ 1641–44, 4°. Dies Werk gab Montfaucon die Idee zu seiner Bibliotheca manuscriptorum. „Brabantia sacra et profana“, 1644, fol. „Chorographia sacra Brabantiae“ 1659, fol. - „Ephemeridum ecclesiasticarum libri XXIV. Dissertationes sacrae et politicae de causis et remediis calamitatum Belgicarum.“ - „De causis malitia, fraudibus ac remediis haeresion hujus temporis l. XVIII“. - „Gandavum s. rerum Gandaviensium l. VI“, 1627. 4°. „Flandria illustrata s. descritio comitatus Flandriae cum tabulis geographicis et iconibus urbium, ecclesiarum, coenobiorum, arcium etc.“, 2 Voll. fol., 1641, 1644, sehr seltene Ausgabe, wiedergedruckt mit einigen der früheren Schriften in 3 Bänden groß Fol. 1732–35. Auch als lateinischer Dichter trat S. nicht ohne Glück auf: „Poematum l. III“, 1621. „Poemata“, 1633. 4°, u. a. Außerdem hinterließ S. noch viele handschriftliche Werke größeren und geringeren Umfanges, aus denen wir nachstehende hervorheben: Gallo-Brabantia, saecularibus et ecclesiasticis descriptionibus et celebriorum quorundam locorum imaginibus illustrata et in XVI libros distributa. - Schediasmata manuscripta Mechliniae sive chorographica descriptio urbis Mechliniensis ejusque ditionis cum imaginibus. - - Schediasmata Antwerpiae cum figuris. - Schediasmata Lovanii cum fig. - Schediasmata Bruxellae. - Tornacum illustratum cum fig. Das Autograph dieses Werkes ist in der Bibliothek zu Tournay, die Zeichnungen dazu befinden [347] sich in der königl. Bibliothek zu Brüssel. – Gallo-Flandriae sive urbium Insulae (Lille), Duaci et Orchiaci descriptio, cum territoriis ad eas spectantibus. - Schediasmata Paralipomenon Flandriae Teutonicae, in 2 partes divisa.
Sander: Anton S., belgischer Historiograph, stammte aus der Familie der Sander, welche in Gent ansässig war und daselbst vielfach Ehrenstellen bekleidete, wurde aber zu Antwerpen am 15. September 1586 geboren, wo sich sein Vater, der Arzt Lävin Sander, zufällig aufhielt. Die Elemente der lateinischen Sprache erlernte S. zu Oudenarde, studirte hierauf am Jesuitengymnasium- Die Biographie Sander’s in der 2. Auflage der Chorographia Brabantiae. – Labbé, Bibliotheca Bibliothecarum, 1682, p. 28–30. – Nicéron, Memoires, tom. XV, 67 sqqu. (deutsche Ausgabe: 11. Theil, S. 144–50). – Foppens, Bibliotheca Belgica I, 87–90. – Jöcher. – Saint-Genois, Antoine Sanderus et ses écrits in den Annales de la Société royale de Gand, t. VIII, 185 sqq. - Nouvelle Biographie générale (Hoefer) 43, col. 280–282. - Hutter, Nomenclator litterar. II, 173-175.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Jacques de Bay (Jacobus Baius, 1545-1614), Professor der Theologe in Löwen, Sohn des Professors der Theologie Michel de Bay (Michael Baius)