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Artikel „Sacco, Johanna“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 111, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sacco,_Johanna&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 17:52 Uhr UTC)
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Sacco: Johanna S. geb. Richard, Schauspielerin, debütierte als junges Mädchen zusammen mit Brockmann am 5. April 1771 bei der Ackermann’schen Gesellschaft in Hamburg. Sie theilte mit ihrem Partner das Mißgeschick, wenig zu gefallen. Man warf ihr Geziertheit vor. Nur F. L. Schröder erkannte ihr Talent und bildete es aus. Doch verließ sie bereits am 18. Juli desselben Jahres wieder die Ackermann’sche Bühne, um sich mit dem italienischen Balletmeister Sacco, der sie auf der Durchreise von Kopenhagen in seine Heimath kennen gelernt hatte, zu verheirathen. Im Juli 1773 kehrte das Ehepaar zu Ackermann zurück. Der Mann, als Lehrer bedeutender denn als Tänzer, ein tüchtiger Schüler Galeotti’s, unterrichtete die Schwestern Ackermann, welche ebenso wie ihr Stiefbruder Schröder in vielen seiner Ballette auftraten. Für Dorothea Ackermann soll er auch menschlich geschwärmt haben. Ihn selbst quälte heftige Eifersucht, welche in seinen Balletten ebenso wie in seinem Leben Haupttriebfeder der Handlungen war. Frau S. setzte sich allmählich auch beim Publicum in Gunst, aber ihr Aufenthalt in Hamburg dauerte wiederum nicht länger, als ein Jahr. Ihre eigentliche künstlerische Heimath fand sie im Wiener Burgtheater, wo sie am 10. Juni 1776 als Beaumarchais Eugenie sehr glücklich debütierte. Sie wurde mit einer Gage von 1600 fl., ihr unbeschäftigter Mann mit einem Gnadengehalte von 365 fl. bedacht. Sie wirkte dort im Fach der jugendlichen Sentimentalen bis zum November 1793. Dann ließ sie sich pensionieren, weil sie nicht ins Mutterfach übertreten wollte. Sie widmete sich der Erziehung ihrer heranwachsenden Tochter und starb 1802 zu Mödling bei Wien. Nach ihrem ersten Auftreten in Wien feierte sie der Gothaische Theateralmanach als die vertraute Tochter der Natur, die Schwester der Grazien. Nach dem Urtheil der Zeitgenossen hatte sie eine schöne, ansehnliche Gestalt und ein nicht sehr starkes, aber bestrickendes und vielgestaltiges Organ. Ihrem Spiel wird von einer Seite nachgerühmt, daß es das Ideal einer edlen Wahrheit erreichte. Von einer anderen Seite wird ihr Wahrheit nur dort zugestanden, wo sie kokettieren durfte. In heroischen Rollen schätzte man sie höher, als in sanften und heiteren.

F. L. W. Meyer, Friedr. Ludw. Schröder I, 219, 224, 262, 356. – Denkwürdigkeiten des Friedr. Ludw. Schmidt I, 252. – Heinrich Laube, Das Burgtheater, S. 24, 61, 64. – Wlassak, Chronik des k. k. Hofburgtheaters, Wien 1876, S. 35, 72.