ADB:Ruland, Martin (Alchemist)

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Artikel „Ruland, Martin der Aeltere“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 634–635, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ruland,_Martin_(Alchemist)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:41 Uhr UTC)
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Ruland: Martin R. der Aeltere, Arzt und Alchemist des 16. Jahrhunderts, ist 1582 in Freising in Oberbaiern geboren, war Professor der Arzneiwissenschaft am Gymnasium zu Lauingen in Schwaben und siedelte später nach Prag über, wo er, 70 Jahre alt, als Leibarzt des Kaisers Rudolf II. und des Pfalzgrafen Philipp Ludwig am 3. Februar 1602 starb. Er war Anhänger der Paracelsischen Lehren und verfaßte eine ganze Reihe von Schriften, in denen er mehr oder weniger den alchemistischen Anschauungen seiner Zeit huldigte. Ohne die geringste Rücksicht auf die Ursache der Krankheiten zu nehmen, empfahl er zur Heilung derselben seine Geheimmittel „Arcana“, die meist aus Brechmitteln bestanden, namentlich Antimonpräparaten. Seine in der Biographie médicale Band VII, S. 72 verzeichneten medicinischen Schriften haben heutzutage nur historischen Werth. Wir führen davon an: „Medicina practica recens et nova“ etc. (Straßburg 1564 und noch mehrfach aufgelegt); „Curationum empiricarum et historicarum centuriae X“ (Basel 1578 und viele weitere Ausgaben); „Lexicon alchemiae sive dictionarium alchemisticum“ etc. (Frankfurt 1612, 1661; Nürnberg 1671). Uebrigens war R. auch ein ausgezeichneter Hellenist und Verfasser einer schätzenswerthen „Grammatica minor graeca“. Bedeutender, weil weniger [635] in der abergläubischen Richtung seiner Zeit befangen, ist sein gleichnamiger Sohn Martin R., „der Jüngere“ zum Unterschied von seinem Vater genannt. Derselbe ist am 11. November 1569 in Lauingen geboren, studirte in Basel und erhielt hier schon im 18. Jahre (1587) die medicinische Doctorwürde. Darauf machte er weitere wissenschaftliche Reisen nach dem Auslande, kehrte nach Deutschland zurück, ließ sich in Regensburg nieder, wurde daselbst 1594 Stadtphysicus und 1607 als Nachfolger seines Vaters Leibarzt des Kaisers Rudolf II. in Prag. Doch hatte er sich dieser Stellung nicht lange zu erfreuen, da er bereits am 23. April 1611 starb. Sein Tod erfolgte an einer Krankheit, über die er während seines Lebens gründliche und verdienstvolle Beobachtungen angestellt und veröffentlicht hatte, nämlich am sog. ungarischen Fieber. Die bezügliche, noch heute lesens- und bemerkenswerthe Veröffentlichung Ruland’s ist betitelt: „De perniciosa luis Hungaricae tecmarsi et curatione“ (Frankfurt 1600; Leipzig 1610, 1616; Lyon 1628; Stettin 1651). Er erklärt darin diese Krankheit für identisch mit dem Petechialtyphus der Italiener und Franzosen und spricht sich für die contagiöse Natur derselben aus.

Vgl. noch Biographie méd. VII, 73 und Biogr. Lexicon hervorragender Aerzte etc. V, 120.