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Artikel „Rudhart, Franz Michael“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 456–457, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rudhart,_Franz_Michael&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:02 Uhr UTC)
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Rudhart: Franz Michael R., Bezirksamtmann und Musikschriftsteller, geb. am 27. Januar 1830 zu Bamberg als der Sohn des dortigen Lyceal-Professors und nachmaligen Reichsarchiv-Directors Dr. Georg Thomas v. Rudhart, machte seine Studien zu München, absolvirte die Jura, wurde 1857 Secretär bei der Polizeidirection, dann Bezirksamtsassessor zu Freising (1862) und Bezirksamtmann zu Teuschnitz 1871 und Staffelstein 1872, wo derselbe jedoch schon am 29. Juni 1879 starb. Musikalisch reich veranlagt, ein guter Clavier- und Cellospieler, warf er sich auf die Geschichte der Musik, insbesondere des Münchener Hoftheaters, sammelte in den unter der Leitung seines Vaters stehenden Archiven, in der Hof- und Staatsbibliothek und im k. Hoftheater aus den Urkunden und [457] Acten das Material zu einer „Geschichte der Oper am Hofe zu München“ (Freising 1865) von welcher jedoch nur der erste (die italienische Oper von 1654 bis 1787 umfassende) Theil zum Abschluß kam, der zweite Theil aber, theils durch die Berufsarbeiten, theils durch die frühe entwickelte Krankheit des Verfassers, leider unvollendet blieb. Als Ergänzung dazu dient Franz Grandauer’s „Chronik des k. Hof- und Nationaltheaters in München“ (1878), welche jedoch erst mit dem Jahre 1765 beginnt und das ganze seitherige Repertoire mit dem Trauer-, Schau- und Lustspiel, nebst dem Ballet umfassend, auf die einzelne Charakteristik der Opern, Componisten, Sänger u. s. w. nicht einzugehen vermag, obwol hier auf diesem Gebiete Grandauer ebenso wol wie Rudhart die vollste musikalische Bildung und Berechtigung gehabt hätte. Gleichsam als Vorbereitung und Abfälle seines ausgedehnten Unternehmens lieferte R. für die damalige „Neue Münchener Zeitung“ und andere Blätter, eine Reihe von culturhistorischen Aufsätzen und Abhandlungen, in welchen das musikalische Element gleichfalls eine häufige Rolle spielt, so z. B. „Ein Hoftheater-Intendant des vorigen Jahrhunderts“ (1862), worin der mit vielen Märchen und Sagen umsponnene Dichter und Graf Joseph Anton v. Seeau in launiger Weise geschildert wird. Andere Studien umfassen die „Baierischen Schlösser“ (Berg, Schleißheim, Fürstenried, Nymphenburg, Freising und Bamberg) und die „Aeltesten Residenzen der Baiernfürsten zu München“ (1863), eine immer noch angenehm lesbare Arbeit, welche indessen durch Christian Haeutle’s Forschungen (Lpz. 1883) weit überholt ist. Auch schrieb R. eine Reihe von Künstler-Silhouetten über „Mozart“ (1863), die „Herzogin Maria Anna“ (1865), über „Gluck in Paris“ (1864) und „Theobald Marchand“ (1869), und andere Essais, welche immerhin noch einer Sichtung und Herausgabe werth wären und ein schönes Denkmal bilden würden für das redliche Schaffen einer edel angelegten jugendlichen Kraft, welche im Kampfe mit der Beamtenlaufbahn nur allzu rasch versplitterte.

Vgl. A. Gutenäcker im XLII. u. XLIII. Jahresberichte des histor. Vereins von Oberbaiern. München 1881, S. 119 ff.