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Artikel „Rottmanner, Simon“ von Pius Wittmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rottmanner,_Simon&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:28 Uhr UTC)
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Rottmanner: Dr. Simon R., auf seinem Gut Ast (bet Landshut a. Isar) gestorben am 6. September 1813, erblickte am 2. Februar 1740 zu Rottmann (bei Erding, O.-B.) als Sohn vermöglicher Bauersleute das Licht der Welt. Da der kräftige Knabe frühzeitig gute Begabung verrieth, ließen ihn seine Eltern das Gymnasium zu Freising besuchen, woselbst er gründliche Kenntnisse in den classischen Sprachen erwarb. Zum Jüngling herangereift dachte R. zuerst daran, Theologe zu werden. Da er aber bald erkannte, daß er für den geistlichen Stand weniger geeignet sein möchte, bezog er die Universität Ingolstadt (nachmals nach Landshut und München transferirt) und studirte dort unter Lori, Ickstadt u. A. die verschiedenen Disciplinen der Rechtswissenschaft. Im Jahre 1736 zum Licentiaten der Rechte promovirt prakticirte R. einige Zeit am Gerichte zu Erding und beschloß hierauf sich der Anwaltsthätigkeit zu widmen. Nachdem er die hierfür vorgeschriebenen Prüfungen mit bestem Erfolg bestanden hatte, wurde er 1768 als Hofrathsadvocat in München zugelassen. Hier lernte er den hochangesehenen, reichbegüterten Grafen Max v. Preysing kennen, der ihn als Rechtsconsulenten und Secretär in seine Dienste nahm. In dieser neuen Stellung fand er Gelegenheit zur Erweiterung seiner Kenntnisse auf den verschiedensten Gebieten. Insbesondere wurde er auch mit allen Zweigen der herrschaftlichen Güterverwaltung vertraut. Das schon vom Elternhause ererbte Interesse für landwirthschaftliche Gegenstände veranlaßte den jungen Beamten sich auch mit solchen Schriften zu befassen, welche die Oekonomie im Allgemeinen wie im Einzelnen behandelten. Auch von praktischen Landwirthen suchte er zu lernen, wo immer sich Gelegenheit bot. Bald erkannte er selbst vorhandene Mängel und forschte nach Mitteln, sie zu beseitigen. Endlich wagte er auf eigene Gefahr seine Theorien in die That umzusetzen. Das namhafte Vermögen, welches ihm seine Frau Barbara (geb. Bauer) zubrachte, ermöglichte R. den kleinen Edelsitz Ast zu erwerben und allmählich zu einem Mustergut im vollen Sinne des Wortes umzugestalten. Selbstredend schlugen zwar manche seiner Unternehmungen fehl. Andere aber waren vom Glück begünstigt und lohnten das darauf verwendete Capital mit reichlichen Zinsen. Weithin verbreitete sich der Ruf seiner Tüchtigkeit. Vielen war er Berather und Helfer. Doch das genügte dem braven Manne und aufrichtigen Vaterlandsfreunde noch nicht. Er glaubte sich verpflichtet in weiteren Kreisen aufklärend, belehrend und anspornend zu wirken. Neben Aufsätzen in Zeitschriften verfaßte R. (theils ohne, theils mit fingirtem Namen) in den Jahren 1778–1810 eine große Anzahl Abhandlungen über staats- und privatwirthschaftliche Fragen (vergl. Baader’s Lex. verstorb. b. Schriftsteller [1825], II. Bd., 2. Th., S. 56 ff.) die nicht nur großen Absatz, sondern auch zum Vortheil des Staates wie der Bürger vielfach Beachtung fanden. In wohlverdienter Anerkennung seiner wissenschaftlichen Kenntnisse und gemeinnützigen Leistungen ernannte ihn die Juristenfacultät der Universität Landshut im Jahre 1802 zum Doctor der Rechte. Er überlebte diese Ehrung noch um [571] mehr als ein Decennium im frohen Genusse dessen, was sein Fleiß und seine Strebsamkeit geschaffen. Seine Heiterkeit und Arbeitslust blieben ihm bis in’s hohe Alter treu. Von den Beschwerden desselben nahezu frei verfiel er Ende August in einen Schlummerzustand, der wenige Tage später in ewigen Schlaf überging. Sein Ableben erregte in weitesten Kreisen aufrichtige Betrübniß. Die Inschrift des Grabsteins rühmt ihm nach: „Die Fluren verdanken ihm ihren Segen, die Unterdrückten ihr Recht, die Unglücklichen ihre Rettung.“ Wie wahr dieses Lob gewesen, beweist der Umstand, daß noch heute das dankbare Andenken an „Vater Rottmanner“ in der Gemeinde Ast nicht erloschen ist. – Die gleichgestimmte Gattin folgte dem Gemahl 1828 in die Ewigkeit. Sie hatte ihm 4 Töchter und 2 Söhne geboren. Erstere reichten angesehenen Männern des Adel- und Bürgerstandes die Hand. Von den Söhnen übernahm Karl (nach Erwerbung des Doctortitels) das väterliche Gut, starb jedoch bereits 1824 in einem Alter von 40 Jahren. Sein Bruder Max machte als bairischer Officier verschiedene Feldzüge mit, kehrte aber aus Rußland nicht mehr wieder. Ein Nachkomme Simon Rottmanner’s ist der Benedictinerpater Dr. Odilo R., dessen Name in theologischen Kreisen guten Klang hat.

Quellen: Die Archive des Staates bieten nur Unwesentliches; jene des Hauses Preysing und der Gemeinde Ast überhaupt nichts. Litteratur: Das oben erwähnte Baader’sche Werk; (Socher) „Hauptzüge aus dem Leben des Dr. S. R.“ (Landshut 1815.) Biographische Notizen liefern auch Wiedemann in „Verhandlungen des hist. Ver. f. Niederbaiern“ (1866), XI. Heft 3 und 4, S. 333 ff. und Hirschberger in „Landwirthschaftlicher Kalender“ (1867).