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Artikel „Robinson, Therese Albertine Louise“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 724–725, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Robinson,_Therese&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 13:46 Uhr UTC)
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Robinson: Therese Albertine Louise R., geb. v. Jacob, (Schriftstellerin, als solche Talvj genannt). Diese durch ihre geistvollen Schriften auf den Gebieten der Dichtung und der wissenschaftlichen Forschung rühmlichst bekannt gewordene Frau war am 26. Januar 1797 zu Halle geboren, als Tochter des dortigen Universitäts-Professors Ludwig Heinrich v. Jacob, welcher im J. 1806 nach Rußland übersiedelte als Professor der Universität Charkow, später St. Petersburg, wo sie Gelegenheit hatte, slavische Sprachen, Sitten und Eigenthümlichkeiten kennen zu lernen. Mit ihren Eltern 1816 nach Halle zurückgekehrt, fand in den dortigen Gelehrtenkreisen ihr lebendiger Geist reiche Nahrung und wachsende Vertiefung. Schon im 23. Lebensjahre entstanden ihre ersten belletristischen Versuche, und bald darauf ihre anonymen Uebersetzungen einiger Romane Walter Scott’s. Daneben verfaßte sie kritische Arbeiten über deutsche Bücher. – Durch den Serben Wuk Steffanowitsch Karadschitsch mit der Volkspoesie seiner Nation bekannt geworden, und durch Sprach- und Geschichtsstudien dazu vorbereitet, verfaßte sie ihr Hauptwerk, eine deutsche metrische Uebersetzung der Volkslieder der Serben, nebst historischer Einleitung (erschienen 1825), ein von Goethe sehr geschätztes und empfohlenes Werk. Den hier zuerst gebrauchten, aus den Anfangsbuchstaben ihres vollen Namens zusammengesetzten Schriftstellernamen „Talvj“ (unter welchem man lange Zeit einen gelehrten Herrn vermuthete) behielt sie später meistentheils bei. – 1828 mit einem gelehrten Nordamerikaner, Edward Robinson verheirathet, zog sie mit ihm in sein Vaterland, wo er anfangs in Andower (Massachussetts), am theologischen Seminar, dann in Boston, seit 1840 in New-York als Professor wirkte. Als derselbe 1837–1839 eine Forschungsreise durch Palästina unternahm, besuchte seine Gattin ihr Vaterland. Während ihres Aufenthalts in den Vereinigten Staaten schrieb sie eine ganze Reihe gediegener Werke, theils in englischer, theils in deutscher Sprache, sowohl dichterische als wissenschaftliche z. B. über indianische Sprachen, über die Volkslieder der germanischen Nationen, über die Unechtheit der Ossianschen Lieder, über die Colonisation Neu-Englands; auch (anonym) eine Verdeutschung der Forschungen ihres Gatten in Palästina u. s. w. Gleichermaßen thätig als Schriftstellerin wie musterhaft als Hausfrau, Gattin und Mutter, öffnete sie ihr gastfreies Haus in New-York den ausgezeichneten Fremden aller Länder, und bot namentlich ihren jungen deutschen Landsleuten eine heimathliche Stätte; auch wirkte sie segensreich als Präsidentin des dortigen weiblichen Vereins für Armenpflege. – Nach ihres Gatten Tode, 1864 verließ sie Amerika und hielt sich einige Jahre in Deutschland auf (z. B. in Baden-Baden u. a. O.), bis sie 1869 ihren letzten Wohnsitz in Hamburg nahm, woselbst ihr Sohn den Posten eines Consuls der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika erhalten hatte. Hier lebte sie, nach wie vor schriftstellerisch thätig, wie mehrere treffliche Aufsätze in [725] Westermann’s Monatsheften beweisen, – und starb nach kurzer Krankheit am 13. April 1870.

Die ganze Reihe ihrer Schriften findet man in dem Hamb. Schriftstellerlexikon VI, 308–312. – Nekrologe erschienen in vielen Zeitungen, so in den Hamb. Nachrichten vom 20. April 1870 von A. B. Einen ausführlichen Abriß ihres Lebens und Wirkens enthalten die Beilagen zur Augsb. Allg. Zeitung Nr. 160, 161 vom 9. und 10. Juni 1870.