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Artikel „Ricdag“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 410–411, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ricdag&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 05:12 Uhr UTC)
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Ricdag oder Ricgdag, später auch Riddag genannt, kommt als zweiter Abt zu St. Johannis (Kloster Bergen) 887[1]–1004 in Magdeburg vor; unter ihm ist Thietmar von Merseburg 886–889[2] in jenem Kloster erzogen. Nach dessen Bericht ist R. dort abgesetzt. Am 25. Juli 1004 tritt R. schon in einer, freilich sicher nicht gleichzeitig geschriebenen Urkunde als Abt des um 956 gegründeten Benedictinerklosters St. Michaelis in Lüneburg auf. Dieses war eine Stiftung der Billunger, und augenscheinlich stand R. diesen und dem Könige Heinrich II. nahe; ob etwa auch durch Verwandtschaft ist nicht auszumachen. Er war der vierte Abt zu St. Michaelis, wie der ältere Gebhardi schon 1755 und Wedekind nach ihm erwiesen, und starb am 10. November 1026. Von den drei prächtigen Evangeliarien des Klosterschatzes aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts, die sicher in Lüneburg geschrieben sind, ist das eine nach der [411] Schlußinschrift „Abbas scripsit“ als „Codex Abbatis“ bekannt; nur R. konnte dieser Schreiber sein. Fast gleichzeitig sind, vielleicht unter diesem Abte, die zwei anderen, wegen der Miniaturen wohl noch kostbareren Codices entstanden: des Eaduvius Basan (s. A. D. B. V, 516) und eines unbekannten Mönches, den Gebhardi, weil ein Raddahc oder Riddag gleichzeitig im Kloster war, und weil der Bart des Schlüssels, den Jesus in einer Miniatur dem Petrus darreicht, die Buchstaben F und R darstellt, als diesen Frater Riddag zu erweisen suchte. Der Name ist daher zuweilen mit dem des Abtes verwechselt, der „Codex Riddagi“ ist aber der des Mönches. Herzog Hermann Billung hatte der neuen Klosterkirche ganz bedeutende Silber- und Goldgeräthe, zum Gewichte oder Werthe von 380 Pfund reinen Silbers geschenkt; diese selbst besaß außerdem noch 60 Pfund an Geräthen und konnte aus Einkünften noch 73 Pfund entbehren. Diese ganze Menge baaren Silbers gab der Abt am 23. Juli 1004 an Herzog Bernhard I. für den großen Haupthof Gerdau von 60 Hufen heraus; die Urkunde darüber ist nachträglich in den „Codex Abbatis“ eingetragen, der daher noch 1850 im Klosterarchive verwahrt wurde und jetzt wol im königl. Archive zu Hannover aufbewahrt ist, während die beiden andern ins Welfenmuseum kamen. Noch zwei weitere Güter wußte R. von Herzog Bernhard (1011) und Heinrich II. zu erlangen; so ist er der Begründer des reichen Klostergrundbesitzes geworden. Daß aber Bernhard mit diesen eingetauschten Schätzen auf Veranlassung Ricdag’s der erste Stifter der „Güldenen Tafel“ geworden sei, wie Gebhardi, Wedekind und v. Hodenberg annahmen, daran ist gar nicht zu denken. Viel eher wollte er damit die Kosten des Römerzuges Heinrichs II. bestreiten.

Außer Thietmar und Ann. Magd. (wo MG SS. XVI S. 169 das Todesjahr) vgl. Jo. Lud. Lev. Gebhardi, De re litteraria Coenobii S. Michaelis (1755, 4°) S. 8 ff. – v. Hodenberg, Lüneb. U.-B. (Kloster Michaelis) I; wenig zu gebrauchen ist L. A. Gebhardi, Kurze Gesch. des Klosters St. Mich. zu Lüneb. S. 11 und Martini, Beitr. zur Kenntn. der Bibl. des Klosters St. Mich. S. 112, 1, b u. c.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 410. Z. 11 v. u. l.: 987 (statt 887). [Bd. 55, S. 893]
  2. Z. 10 v. u. l.: 986–989 (statt 886–889). [Bd. 55, S. 893]