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Artikel „Reuter, Johann Georg“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 327–328, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reuter,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:48 Uhr UTC)
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Reuter: Johann Georg R., Numismatiker, geb. zu Mainz am 9. October 1737, † zu Aschaffenburg am 4. October 1810. Er studirte in Mainz, wurde Licentiat der Rechte, prakticirte an den obersten Reichsgerichten in Wien und Wetzlar und bereiste zum Zweck höherer allgemeiner Ausbildung Italien und Frankreich. Nach der Vaterstadt zurückgekehrt wurde er 1767 zum kurfürstlichen Hof- und Regierungs- sowie Hofgerichtsrath ernannt, 1789 zum Revisionsgerichtsrath, 1791 zum Geheimrath befördert. Bei der ersten französischen Occupation des Jahres 1792 gehörte R. zu den wenigen Mitgliedern der Landesregierung, welche es vorzogen, anstatt an der fast allgemeinen Flucht der höheren Kreise theilzunehmen, durch ihr Bleiben der bedrängten geängstigten Bevölkerung nach Kräften zu nützen. Er ließ sich auch nach anfänglichem Sträuben bewegen, in die von Cüstine eingesetzte provisorische Administration einzutreten, da man ihn wegen seiner Fähigkeiten und seiner allgemeinen Beliebtheit nicht missen wollte, blieb aber den clubistischen Kreisen entschieden fern. Dies und seine Weigerung, sich in das sog. rothe Buch eintragen zu lassen, rief heftige Angriffe hervor, gegen die er sich aber energisch zu vertheidigen wußte. Am kurfürstlichen Hofe dagegen hatte man ihm dieses Verbleiben in Mainz schwer verdacht, so daß er, als Mainz zum zweiten Mal in feindliche Hände fiel, seinem Kurfürsten sofort folgte. Unter letzterem, sowie unter dessen Nachfolger Dalberg blieb er dann noch in Aschaffenburg, seinem nunmehrigen Wohnsitz, bis zu seinem Ende thätig. Außer den Berufsgeschäften widmete R. seine beste Kraft antiquarischen Studien; die Geschichte seiner Vaterstadt und besonders das Gebiet der Münzkunde waren es, deren namhaftesten Vertretern zu jener Zeit man ihn beizählen darf. Infolge dessen unterhielt er nach vielen Seiten hin eifrigen Briefwechsel, so u. a. mit Bodmann. Mit der Aufsicht über das Universitätsmünzcabinet betraut, fertigte er in höherem Auftrag einen Katalog desselben an und arbeitete außerdem an Herstellung eines umfassenden Verzeichnisses aller Mainzer Münzen. Ferner entstammen seiner Feder eine Reihe von größeren und kleineren Werken, von denen ein Theil im Druck erschienen ist; sie zeigen streng quellenmäßige Grundlage und umfassende Gelehrsamkeit und haben das gewiß nicht zu unterschätzende Verdienst, daß darin die Numismatik nicht bloß um ihrer selbst willen, sondern als Hülfswissenschaft der Geschichte im besten Sinne dieses Wortes behandelt erscheint. Diese Vorzüge zeigt besonders ein größeres Werk: „Albansgulden oder kurze Geschichte des Ritterstifts zum hl. Alban bei Mainz“, Mainz 1790. Sein Hauptwerk wäre geworden: „Der Martinsgulden oder Geschichte und Erklärung der von dem ehemaligen hohen Domkapitel zu Mainz geprägten, den hl. Martin, ihren Patron darstellenden Goldmünzen“; dasselbe [328] liegt aber nur zum Theil vollendet im Manuscript vor. Auch hier war beabsichtigt, zugleich eine Geschichte des Domstiftes und des Dombaues zu geben. Weitere Druckschriften sind: „Palmzweige auf Siegeln und Münzen des Mittelalters“, Nürnberg 1802, „Audolendis, eine alte christliche Steinschrift“, Mainz 1803, „Sonne, Mond und Sterne auf Siegeln und Münzen des Mittelalters“, Nürnberg 1804, „Ueber Krönungsmünzen der römischen Könige Rudolf I., Adolf, Albrecht I. und Heinrich VII.“, Nürnberg 1804, „Vögel auf Siegeln und Münzen, was sie bedeuten“, Nürnberg. Seine eigene, sehr bedeutende Münzsammlung ging nach seinem Tode durch Kauf in den Besitz des Domherrn v. Wamboldt über und bildete den größten Theil von dessen berühmter Sammlung. Den handschriftlichen Nachlaß besitzt der Verfasser dieses Artikels.

Vgl. einen Nekrolog im Erlanger Allgem. Kameral-Polizei-Oekonomie- u. s. w. Korrespondenten, Bd. X, 1810. – F. Werner, Der Dom zu Mainz, 1. Th. 1836. – K. G. Bockenheimer, Die Restauration der Mainzer Hochschule, Mainz 1884.