ADB:Retzer, Joseph Friedrich Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Retzer, Joseph Friedrich Freiherr von“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 275–276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Retzer,_Joseph_Friedrich_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 04:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Rettenpacher, Simon
Band 28 (1889), S. 275–276 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Februar 2019, suchen)
Joseph Friedrich Freiherr von Retzer in Wikidata
GND-Nummer 116450223
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|275|276|Retzer, Joseph Friedrich Freiherr von|Anton Schlossar|ADB:Retzer, Joseph Friedrich Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116450223}}    

Retzer: Joseph Friedrich Freiherr v. R., österreichischer Dichter und Schriftsteller, geboren zu Krems in Niederösterreich am 24. Juni 1754, erhielt seine Erziehung in Wien und zwar von 1762–74 in dem rühmlichst bekannten Theresianum, worauf er bei der Ministerial-Banko-Hofdeputation angestellt und im J. 1782 zum Hofconcipisten, 1787 zum Hofsecretär ernannt wurde. Retzer’s erste litterarische Arbeiten datiren schon aus dem J. 1773, er war überaus belesen, beherrschte eine Zahl von Sprachen und stand mit den hervorragendsten geistigen Capacitäten Wiens und Deutschlands in Verbindung. Er wurde deshalb im J. 1783 zugleich zum Büchercensor ernannt, welche Stellung ihn in den unmittelbaren Verkehr mit der Schriftstellerwelt der Residenz brachte und zugleich gestattete, anregend und selbst befruchtend auf manches Talent zu wirken. Das weitere äußere Leben Retzer’s hat keine hervorragenden Momente mehr aufzuweisen, er starb in Wien am 15. October 1824. Als Poet trat R. im J. 1774 mit der Sammlung: „Gedichte aus dem k. k. Theresianum“ auf, denen mehrere Gedichte in Einzeldrucken, vorwiegend patriotischen Charakters und die „Sieben Gedichte“ (Berlin 1806) folgten. Er war einer der Hauptmitarbeiter an dem „Wiener Musenalmanach“, dessen Jahrgänge von 1780 an stets poetische Beiträge aus seiner Feder aufweisen. Obwol zumeist Gelegenheitspoesien, zeichnen sich Retzer’s Dichtungen durch eine edle Sprache und durch Correctheit in Reim und Versification vortheilhaft vor vielen seiner österreichischen Zeitgenossen aus. Für die Verbreitung der damals noch wenig bekannten englischen Litteratur in Oesterreich war er eifrig thätig, insbesondere durch das anthologische 1783–86 erschienene sechsbändige Werk: „Choice of the best poetical pieces of the most eminent English Poets“. R. gab auch die Werke des Hieronymus Balbi, Bischofs von Gurk, eines als Dichter, Redner und Rechtsgelehrter hervorragenden Mannes in lateinischer Sprache heraus unter dem Titel: „Hieronymi Balbi … opera poetica, oratoria ac politico-moralia“, 2 Voll. (Viennae 1791–92), im Wiener Musen-Almanach für 1789 veröffentliche er einige Proben der Poesieen Balbi’s in deutscher Uebersetzung. Ein Jahr später gab er in deutscher Sprache das Buch: „Nachrichten von dem Leben und den Schriften des … Hieronymus Balbi“ heraus. Noch seien aus der Zahl der Schriften Retzer’s angeführt: „Mako’s physikalische Abhandlung von den Eigenschaften [276] des Donners und den Mitteln wider das Einschlagen“ (1783); „Metastasio. Eine Skizze für seinen künftigen Biographen“ (1782); „Tabakpachtung in den österreichischen Ländern von 1670 bis 1783“ (1784); „Der Beichtvater und der junge Geistliche als Beichtkind“ (1785). R. gab im J. 1776 eine Uebersetzung von Racine’s Briefen, im J. 1793 die Schriften der Herzogin Julie von Giovane und im J. 1814 die Neuauflage der Werke C. v. Ayrenhoff’s heraus, er war an hervorragenden deutschen Zeitschriften und poetischen Sammlungen, so am „Deutschen Museum“, am „Neuen teutschen Merkur“, an der „Berliner Monatsschrift“, am „Hamburger Musenalmanach“ durch längere Zeit Mitarbeiter.

Goedeke, Grundriß II, 606. – Wurzbach, Biogr. Lexikon XXV.